Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Leopold (Hersch Löb) Goldstein, 17. Elul 645 (= Freitag, 28. August 1885)
Standortnummer: 525
Die Grabinschrift
[1] H(ier liegt) b(egraben) | פ”נ |
[2] der Rabbinische, der Ausgezeichnete, der gottesfürchtig war und das Wort G(ottes) befolgte. | הרבני המופלג ירא וחרד לדבר ה |
[3] Beschäftigt mit Geboten, ein Schatzmeister […] sammelte er. | עסקן במצות גזבר […] אסף |
[4] In den Werken der Gerechtigkeit und mit großer Mühe verehrte er G(ott) | בפעולת צדק ויגעה רבה גם מכבד את ה |
[5] [durch seinen Mund] mit gefälliger Rede und tiefgehendem Verstand. | ב[גרונו] במתק שפתים בבינה עמוקה |
[6] […] als ein untadeliger Gerechter und Weiser […]. D(ie Ehre) d(er Heiligkeit) s(eines Namens) w(ar seine Ehre), | ו[…] צדיק תמים חכם ור[…] כקשת |
[7] MORENU | מו”ה |
[8] Hersch Löb Goldstein, | הרש ליב גאלדשטיין |
[9] d(as Andenken) d(es Gerechten) m(öge bewahrt werden). | זצ”ל |
[10] Er war die Zier seines Hauses und seiner Familie und die Zier […] | תפארת ביתו ומשפחת[ו ותפארת…] |
[11] Überall, wo er sich aufhielt, liebte er die Menschen und ward von ihnen geliebt. | מן האדם בכל מקום שבתי אוהב ואהוב |
[12] Zur Zeit seines Alters saß er hier in unserer Gemeinde [1]2 Jahre lang. | בימי זקנתו ישב פה בקהלתנו [י]ב שנים |
[13] Schon sehr früh befasste er sich mit großer Beständigkeit mit der Tora. | ובמקדם היה עוסק בתורה בהתמדה רבה |
[14] Als Mann von hohem Range ge[reichten] sein Mund und sein Herz zum Guten. | בתור אדם המעלה פיו ולבו ש[וים] לטובה |
[15] Im Alter von 73 Jahren verstarb er und wurde in gutem Ruf begraben am | בן עג שנים לזקנה נפטר ונקבר בשם טוב |
[16] am V(orabend) d(es heiligen) Sch(abbat), dem 17. Elul | עשק 17 אלול |
[17] des Jahres 645 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | שנת תרמה לפק |
[18] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
Anmerkungen
Zeile 2: Esra 9,4 חרד בדברי אלהי ישראל.
Zeile 5: Sprüche 16,21 ומתק שפתים.
Zeile 7: MORENU bedeutet wörtlich “u(nser) L(ehrer), H(err)”. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Zeile 14: Vgl. 1 Chronik 17,17 “…du sahst mich an nach dem Rage des Menschen der Hochstufung…” (so Buber-Rosenzweig) …וראיתני כתור האדם המעלה….
Zeile 8: Vgl. Berachot 17a “…Heil dem, der … mit gutem Namen gestorben ist …” אשרי…שנפטר בשם טוב; vgl. auch babylonischer Talmud, Traktat Avot II,8 “…hat er einen guten Namen erworben, hat er etwas für sich erworben”. Der gute Name kommt im Gegensatz zu allen anderen geistigen und sittlichen Gütern fast ausschließlich dem Besitzer zugute und bleibt auch nach dem Tod sein eigen (Hirsch Samson Raphael, Siddur. Israels Gebete, Zürich-Basel 1992, 443); s. auch Avot IV, 7 “… Drei Kronen gibt es: die Krone der Tora, die Krone des Priestertums und die Krone des Königtums; die Krone des guten Namens aber erhebt sich über sie” … שלשה כתרים הן: כתר תורה וכתר כהונה וכתר מלכות: וכתר שם טוב עולה על גביהן.
Biografische Notizen
H. Leopold Goldstein, verheiratet mit Fanny, geb. in Oberberg-Eisenstadt, gest. mit 73 Jahren in Oberberg-Eisenstadt 132, begraben am 29. August 1885.
Material und Maße des Grabsteins
Kalksandstein, 151/55/27
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