Der Transkribierer

Über die Symbole

Über ein von mir jahrelang leider vernachlässigtes Thema

Viele, oft vor allem nichtjüdische Besucher:innen von jüdischen Friedhöfen mit vornehmlich hebräischen Grabinschriften, sind ‒ zumindest auch ‒ von den Symbolen auf den Grabsteinen fasziniert.

Die meisten Symbole gehören wesentlich zur jeweiligen Grabinschrift oder ergänzen die Inschrift in der Weise, dass sie auf das Leben der Verstorbenen Bezug nehmen; auf das religiöse Leben (Abstammungsymbole, Amtssymbole, Namenssymbole etc.), das berufliche Leben (Berufssymbole), die Familienherkunft (Familienwappen zB) etc. Weiters gibt es spezifisch jüdische Symbole und Symbole, die von der nichtjüdischen Umwelt übernommen wurden. Zu letzteren gehören auch die meist die Inschrift nicht ergänzenden bzw. auf die Inschrift nicht bezugnehmenden pflanzlichen Ornamente (Palmwedel etc.) oder etwa floraler Schmuck. In der Praxis wird oft schwer zu beurteilen sein, ob es sich dabei um ein Symbol oder um eine reine Verzierung handelt.

Auf den meisten jüdischen Friedhöfen des Burgenlandes, auf denen wir immerhin mehr Grabsteine finden als in allen anderen Bundesländern Österreichs zusammen mit Ausnahme Wiens, finden wir generell nicht sehr viele Symbole, vor allem nicht sehr viele verschiedene und nur wenige, die aus bildhauerischer oder grafischer Perspektive besonders beeindruckend wären. Zumindest in keiner Weise vergleichbar mit der Symbolvielfalt und den teils künstlerisch außerordentlich wertvollen Symbolen auf den jüdischen Friedhöfen der Habsburgermonarchie (Krakau, Czernowitz, Brody etc.).; Siehe etwa den wunderschönen Grabstein des 1834 verstorbenen Abraham Jakob Hilferding auf dem jüdischen Friedhof in Brody:

Ein Zitronenbaum in Galizien

Generell finden wir im Burgenland besonders die genuin jüdischen Symbole “Levitenkanne (und Becken)” auf Grabsteinen von Leviten, oft mit Namen wie “Levi”, “Segal” usw., die “segnenden Hände” auf Grabsteinen von Priestern (Kohen, Plural: Kohanim), oft mit Namen wie “Kohn”, “Kahn”, “Cohen” usw., die “Krone” meist auf Grabsteinen von Männern, die entweder Priester waren oder/und mit einem guten Namen verstorben sind, und bei Frauen, die als “Krone ihres Ehemanns” bezeichnet werden. Häufig finden wir auf den burgenländischen Friedhöfen auch “Trauerweiden“.

Aber bei vielen Symbolen finden wir große regionale Unterschiede: Gibt es auf dem älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt mit 1.100 Grabsteinen gerade einmal 2 Kronen, sind es auf den jüdischen Friedhöfen Kobersdorf und Lackenbach nahezu unzählbar viele Kronen, auf Grabsteinen von Frauen wie auf Grabsteinen von Männern. Ebenfalls in Kobersdorf und Lackenbach finden wir ein Symbol, das wir auf keinem anderen jüdischen Friedhof des Burgenlandes finden: die Ewigkeitsschlange (Ouroboros). Ähnliches gilt für den älteren jüdischen Friedhof von Eisenstadt, wo wir wenige, aber dafür einige faszinierende Symbole finden, die auch auf keinem der anderen Friedhöfe im Burgenland vorkommen:

 

 

Die Symbole führten in meiner Arbeit viele Jahre ein Schattendasein, wurden sogar oft nicht einmal erwähnt. Seit mehr als einem Jahr versuche ich aber, auch den Symbolen mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Ich habe vor, Symbole in bereits vorhandenen Artikeln peu à peu zu ergänzen.
Außerdem ist schon lange (seit Herbst 2022) geplant, dass mein erster Artikel über das Symbol der segnenden Hände eine Fortsetzung findet in Form von weiteren Artikeln zu den Symbolen.

 

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