Der Transkribierer

Jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt – Übersicht

 

Plan des jüngeren jüdischen Friedhofes Eisenstadt

 

Zum Projekt

Das Österreichische Jüdische Museum arbeitet gegenwärtig (Start des Projekts: August 2016, Projektbeginn online: 23. März 2017) konnte die digitale Edition des jüngeren jüdischen Friedhofes von Eisenstadt am 03. Oktober 2017 fertigstellen.

Es handelt sich dabei um eine erweiterte, (insbesondere bei den biografischen Anmerkungen) ergänzte und verbesserte Neuauflage der Printpublikation aus dem Jahr 1995.

Vorrangig sollen weiters

  • alle Grabsteine – wie schon am älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt – auch physisch mit der seit der Printpublikation existierenden Standortnummer sowie mit QR-Code versehen werden
  • die liegenden und zerbrochenen Grabsteine zusammengeführt und an ihren ursprünglichen Standort gebracht werden (s. bes. den Einleitungsartikel!)
  • eine Liste aller auf dem jüngeren jüdischen Friedhof Begrabenen erstellt werden, also auch jener Verstorbenen, deren Gräber heute nicht mehr existieren.
 

Zum jüngeren jüdischen Friedhof

Zwei Grabsteine datieren aus früheren Jahren und wurden aus nicht mehr eindeutig klärbaren Gründen auf den jüngeren jüdischen Friedhof transferiert. Diese beiden Grabsteine befanden sich eindeutig auf dem älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt.

Heute gibt es 10 Reihen am Friedhof. Die heutige erste Reihe enthält jedoch ausschließlich Gräber, die nach 1945 angelegt wurden, sodass die heutige zweite Reihe ursprünglich die erste war. Folgerichtig finden wir in dieser heutigen zweiten sogenannten “Rabbiner-Reihe” die Gräber der Rabbiner, Oberrabbiner und Rabbinatsassessoren der Gemeinde.

Bemerkenswert ist, dass alle Reihen, mit Ausnahme der später hinzugekommenen ersten und der fünften, also der ursprünglich vierten Reihe, nach Osten ausgerichtet sind, d.h. der Betrachter des Grabsteins blickt nach Osten. Während bei der heute ersten Reihe offensichtlich Platzgründe für eine westliche Ausrichtung verantwortlich waren, ist dieser Umstand bei der fünften Reihe ausgesprochen erstaunlich. Die Gründe können nur vermutet werden: Während in früheren Zeiten meist Personen mit gleichem Gelehrsamkeitsrang, wohltätige Personen, Gelehrte neben Gelehrten etc. bestattet wurden, finden wir in der Neuzeit auf den meisten jüdischen Friedhöfen bereits Ehepaare und Verwandte nebeneinander bestattet. Auch der ältere jüdische Friedhof in Eisenstadt und die anderen Friedhöfe im Burgenland zeigen diese Tendenz.

Jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

Auffällig am jüngeren Friedhof ist auch, dass in den ursprünglichen ersten drei Reihen, also der heutigen zweiten, dritten und vierten Reihe, ausschließlich Männer und diese offensichtlich nach dem Grad ihrer Gelehrsamkeit bzw. der religiösen Hierarchie im Gemeindeverband abgestuft begraben sind. Das erste Grab einer jüdischen Frau ist das erste Grab der fünften Reihe. Es sieht also nach einer Renaissance alter jüdischer Traditionen bezüglich der Belegung eines Friedhofs aus, während die übrigen Reihen 6-10 den modernen Zeiten Rechnung tragen, ein Umstand, der vielleicht auch durch die Umkehrung der fünften Reihe kenntlich gemacht werden sollte.

Weiters fällt auf, dass nur ein einziges Grab sicher das Grab eines Kohen ist, weil die Hinzufügung כהן צדק “K(a)tz” (= Kohen zedeq, Hohepriester; sg. Kohen, pl: Kohanim) zum Namen des Toten diesen als Angehörigen des Priestergeschlechts ausweist. Gab es zwischen 1875 und 1938 keine Kohanim in Eisenstadt? Eine Legende mit fast anekdotenhaftem Charakter besagt, dass heute niemand mehr den Ort des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs von Eisenstadt kenne. Da Kohanim einen Friedhof (außer bei den nächsten Verwandten) nicht betreten dürfen, hielten sie sich von Eisenstadt fern, um nicht, ohne es zu wissen, ihre Füße auf Friedhofsgebiet zu setzen. Freilich bleibt dann offen, warum dies nicht für die Zeit, in der der ältere Friedhof belegt wurde, gegolten haben soll (die Legende stammt von Prof. Meir Ayali (geb. 1913 in Eisenstadt, gest. 2001 in Israel, wohin er vor 1938 emigriert war).

 

Grundsätzliches und Konventionen:

  • Alle Inschriften wurden zeilengerecht abgeschrieben, auch die Übersetzung orientiert sich so gut wie möglich an den hebräischen Zeilen.
  • Bei fast allen Grabsteinen zeigen wir 2 Fotos, den Zustand des Grabsteins in den Jahren 1993-1995 und den heutigen Zustand (2016/17). Alle SW-Fotos sind Scans aus der o.g. Printpublikation und wurden von David M. Peters für das Buch angefertigt. Alle Fotos, die den heutigen Zustand zeigen, wurden vom Autor der Blogbeiträge (Johannes Reiss, Signatur: jr) ab Winter 2016/17 gemacht.
  • Die Nummern unter dem Namen sind die von uns für die Printpublikation vergebenen Standortnummern, die selbsterklärend sind: 703 bedeutet der 3. Grabstein in der 7. Reihe usw.
  • Die größten Ergänzungen, Verbesserungen und Erweiterungen erfuhren die biografischen Notizen. Wir verfügen heute über viele Möglichkeiten, Matrikenindices online abzurufen, für die Suche und die Zurverfügungstellung der Matrikeneinträge als Foto danke ich besonders Traude Triebel.
  • Bei meiner Museumsmitarbeiterin, Frau Sonja Apfler, bedanke ich mich ‒ wie schon beim älteren jüdischen Friedhof ‒ herzlich für zeitnahes akribisches Durchlesen aller Beiträge und insbesondere für die geduldige und engagierte Überprüfung aller Verlinkungen (von Verwandten usw.).
 

Johannes Reiss, am 23. März 2017, upgedated am 01. Jänner 2018, upgedatet am 12. August 2023