Der Transkribierer

Der Transkribierer

Der Transkribierer

Leiden und Freuden eines Inschriftentüftlers

עשרה דברים קשים ללימוד... ויש אומרים אף הקורא כתב שעל גבי הקבר

Zehn Dinge sind für das Studium unzuträglich: ... Manche sagen, auch wenn man die Inschriften auf den Gräbern liest. (Babylonischer Talmud, Traktat Horajot 13b)

Über den Grabstein I

Über Verwendung und Position des jüdischen Grabsteines Die Verwendung von Grabsteinen geht zurück auf die biblische Zeit. Siehe etwa Genesis 35,20, wo es nach dem dem Tod von Rachel, der Frau Jakobs, heißt: וַיַּצֵּ֧ב יַעֲקֹ֛ב...
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Über den Grabstein II

Über die kleinen Steine auf den Grabsteinen Zu den vor allem auch in nicht jüdischen Kreisen bekanntesten Bräuchen rund um den jüdischen Friedhof und den jüdischen Grabstein gehört, dass sowohl am Ende der Begräbniszeremonie als...
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Über die hebräischen Grabinschriften I

Die Zeit drängt oder was läuft falsch in Österreich? עשרה דברים קשים ללימוד העובר תחת האפסר [הגמל] וכל שכן תחת גמל [עצמו] והעובר בין שני גמלים והעובר בין שתי נשים והאשה העוברת בין שני אנשים...
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Über die hebräischen Grabinschriften II

Über die unterschätzte hebräische Grabinschrift Die Toten wissen alles ‒ wie im Traum teilt ihnen ihre Seele alles mit[1]. Die meisten hebräischen Grabinschriften hier im Blog stammen von jüdischen Friedhöfen im Burgenland. Das hat natürlich...
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Über die Symbole

Über ein von mir jahrelang leider vernachlässigtes Thema Viele, oft vor allem nichtjüdische Besucher:innen von jüdischen Friedhöfen mit vornehmlich hebräischen Grabinschriften, sind ‒ zumindest auch ‒ von den Symbolen auf den Grabsteinen fasziniert. Die meisten...
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Über die Konventionen

Über gute und sinnvolle Gewohnheiten Grundsätzlich ist anzumerken, dass sich Konventionen im Laufe der Zeit entwickeln, angepasst, verbessert und korrigiert werden müssen. Als ich 2010 mit der digitalen Arbeit an den Friedhöfen begann, griff ich...
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Über die Website

Über Name, Geschichte und Zweck “Der Transkribierer” heißt “Der Transkribierer“, weil er in erster Linie hebräische Grabinschriften buchstabengenau und zeilengerecht ab- bzw. umschreibt. Die Inschriften, die sich eingraviert auf jüdischen Grabsteinen finden, werden in eine...
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Über den Transkribierer

oder: Über mich Der Transkribierer ist Johannes Reiss. Geboren 1959, bis 13. Juni 2023 Leiter/Geschäftsführer des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt und ab 1. Dezember 2023 in Pension. Als ich 1984, noch während des Studiums...
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Über die Änderungen

oder: Changelog Eigentlich zeigt der Aktuell-Bereich ohnehin an, wann welcher Artikel online ging. Auf der Startseite gibt es auch den Ankerlink zu den “jüngsten Beiträgen” und in der rechten Seitenleiste gibt es das Widget mit...
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Die jüngsten Beiträge

Natel – 24. April 1737

Personenregister jüdischer Friedhof Lackenbach Diesen Grabstein durfte ich für Herrn S. H. aus Israel suchen....
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Zappert Abraham – 04. Jänner 1872

Personenregister jüdischer Friedhof Lackenbach Abraham Zappert, 23. Tevet 632 (= Donnerstag, 04. Jänner 1872) Die...
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Stössl / Stössel Marcus – 02. Juni 1910

Personenregister jüdischer Friedhof Lackenbach Marcus / Miksa (Mordechai Hersch) Stössl/Stössel, 25. Ijjar 670 (= Donnerstag,...
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Nachtgebet – Eine Einladung

Harri Stojka, Siegmund Kleinl und andere 10. April 2025, 18.30 Uhr Pfarrkirche Lackenbach Mahnmal für...
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Stössl Max – 30. August 1929

Über die Kategorie "Bagatellen" Max (Mordechai Zvi) Stössl, 25. Av 689 (= Freitag Abend, 30....
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Stössl Jenny, geb. Ullmann – 02. August 1904

Personenregister jüdischer Friedhof Lackenbach Jenny (Tuschena) Stössl, geb. Ullmann, 21. Av 664 (= Dienstag, 02....
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Ullmann Juliane, geb. Wiener – 07. Februar 1911

Personenregister jüdischer Friedhof Lackenbach Juliane / Julia (Jütl) Ullmann, geb. Wiener, 09. Schvat 671 (=...
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Ullmann David – 13. Jänner 1901

Personenregister jüdischer Friedhof Lackenbach David Ullmann, 22. Schvat 661 (= Sonntag, 13. Jänner 1901) Die...
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Die Mauer

Schon wieder ein Artikel über eine Mauer, werden sich vielleicht manche Leser:innen denken. Nach der...
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Mattersburg: Neue Hypothesen

Am 22. Jänner 2025 durfte ich den ersten Jahrgang der Berufsschule Mattersburg, Zweig Installationstechnik, am...
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Die Westmauer von Eisenstadt

Über ein zu lange unbeachtetes Juwel des ehemaligen jüdischen Viertels von Eisenstadt Ich wünsche allen...
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Taubenmeinsterl Minka – 19. April 1834

Personenregister jüdischer Friedhof Kobersdorf Minka Taubenmeinsterl?, 10. Nisan 594 (= Schabbat, 19. April 1834) Die...
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Adler Gedalja Löb – 24. Februar 1920

Personenregister jüdischer Friedhof Kobersdorf Gedalja Löb Adler, 05. Adar 680 (= Dienstag, 24. Februar 1920)...
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Gentilli Vittorio – 29. Dezember 1872

Personenregister jüdischer Friedhof Triest Vittorio (Abraham Mose Chajim) Gentilli (Chefez), 30. Kislew 5633 (= Montag...
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An und auf der Mauer

Seit vielen Monaten gestern wieder einmal am jüdischen Friedhof Kobersdorf. Der sonnige Herbsttag mit strahlend...
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Stukhart Wolf – 28. August 1816

Über die Kategorie "Bagatellen" Wolf Stukhart, 04. Elul 576 (= Mittwoch, 28. August 1816) Der...
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WE REMEMBER

Gedenken wollen wir hier insbesondere jener Jüdinnen und Juden aus Eisenstadt und aus dem Burgenland, die Eisenstadt bzw. das Burgenland verlassen mussten und in der Schoa umgebracht wurden. Den „Auftakt“ macht Dr. Isidor Pap, Obermedizinalrat in Eisenstadt und von den Nazis gründlichst ausgelöscht. Obwohl er von 1923 bis 1938 als Arzt in Eisenstadt wirkte, haben wir kein Foto von ihm, keine exakte Wohnadresse, keine Praxisadresse usw. Wir suchen seit 2019 und obwohl sich sehr viele vor allem ältere Eisenstädterinnen und Eisenstädter gut an ihn erinnern können, fehlen uns noch so viele Informationen. „We Remember“ ist aber vor allem auch eine Bitte und ein Aufruf an alle, uns beim Suchen zu helfen.

Nachtgebet – Eine Einladung

Harri Stojka, Siegmund Kleinl und andere 10. April 2025, 18.30 Uhr Pfarrkirche Lackenbach Mahnmal für Rom:nja und Sinti:zze Jüdischer Friedhof Ich habe die große Ehre, an diesem Abend, dem Vorabend des 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Buchenwald, am jüdischen Friedhof einige Worte sagen zu dürfen. ...Harri Stojkas Vater Johann "Mongo" Stojka überlebte den Völkermord der Nationalsozialisten an den Siti:zze und Rom:nja, den Porajmos. ... Als 13-Jähriger verfasste er im Konzentrationslager Buchenwald ein kleines Buch mit Gedichten und Zeichnungen. Diese...
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Jüdische Friedhöfe – Rundgänge Mai / Juni 2025

Das Wetter wird besser, die Nachfragen nehmen zu und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie an dem einen oder anderen Termin Zeit finden für einen Rundgang über die jüdischen Friedhöfe in Eisenstadt, Kobersdorf und Lackenbach sowie eventuell auch Mattersburg.

TERMINE

Freitag, 25. April 2025, 14.30 Uhr: Kobersdorf ‒ Lackenbach
Sonntag, 27. April 2025, 10 Uhr: Eisenstadt, älterer und jüngerer jüdischer Friedhof

Freitag, 23. Mai 2025, 14.30 Uhr: Kobersdorf ‒ Lackenbach
Sonntag, 25. Mai 2025, 10 Uhr: Eisenstadt älterer und jüngerer jüdischer Friedhof

Freitag, 13. Juni 2025, 14.30 Uhr: Kobersdorf ‒ Lackenbach
Sonntag, 15. Juni 2025, 10 Uhr: Eisenstadt älterer und jüngerer jüdischer Friedhof

Bitte beachte:

  • In Eisenstadt gibt es zwei jüdische Friedhöfe, die nur wenige Meter von einander entfernt sind, der ältere und der jüngere jüdische Friedhof (s.u.). Auf Wunsch besuchen wir auch das nahe gelegene Wolf-Mausoleum in Eisenstadt.
  • Die beiden jüdischen Friedhöfe Kobersdorf und Lackenbach sollten, so empfehle ich, an einem Termin gemeinsam besucht werden. Sie liegen nicht nur wenige Autominuten von einander entfernt, sondern sind auch zwei jüdische Friedhöfe, die auf den ersten Blick verschiedener nicht sein können.
  • In Kobersdorf besuchen wir selbstverständlich auf Wunsch auch gerne die renovierte ehemalige Synagoge.
  • Auf Wunsch können wir auch den jüdischen Friedhof Mattersburg besuchen. Das ist sowohl vor/nach Kobersdorf – Lackenbach, als auch vor/nach Eisenstadt, oder auch als exklusiver Termin möglich.
Die Rundgänge dauern ca. 90 Minuten bis 2 Stunden, Unkostenbeitrag: 15 Euro / Person, Mindestteilnehmer:innen-Anzahl: 5.
Anmeldung (erforderlich): Bitte schreiben Sie mir eine E-Mail oder rufen Sie mich an. Ich freue mich auf die Rundgänge!
 

FRIEDHÖFE

EISENSTADT ‒ der ältere jüdische Friedhof

Der ältere jüdische Friedhof in Eisenstadt gehört zu den bekanntesten und bedeutendsten jüdischen Friedhöfen in Österreich und in Europa.

Älterer jüdischer Friedhof in Eisenstadt
Älterer jüdischer Friedhof in Eisenstadt

Über 1.100 Grabsteine, kein einziger nicht hebräischer Buchstabe, der älteste jüdische Grabstein des Burgenlandes aus dem Jahr 1679 und das Grab des großen ersten und langjährigen Rabbiners von Eisenstadt, der posthum den Namen seiner Stadt erhielt und als Rabbi Meir Eisenstadt, gest. 1744, weltberühmt wurde. Hunderte jüdische Pilger besuchen an seinem Todestag (zu seiner Jahrzeit) alljährlich sein Grab. Fast ebenso viele besuchen die Gräber der Eltern eines der größten und bekanntesten Rabbiner der jüngeren Geschichte, des am 29. Oktober 1761 in Eisenstadt geborenen Akiba Eger. Sowohl seine Mutter, sein Vater, zwei seiner Schwestern sowie sein Bruder und seine Groß– und Urgroßeltern sind am älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt begraben.
Wir finden aber auch faszinierende Symbole auf den Grabsteinen wie Löwen, ein Lamm, einen ruhenden Hirsch usw.

 

EISENSTADT ‒ der jüngere jüdische Friedhof

Der jüngere jüdische Friedhof in Eisenstadt, nur 2 Gehminuten vom älteren Friedhof entfernt, erlangte traurige Berühmtheit durch seine Schändung im Herbst 1992, als 88 Grabsteine mit Naziparolen und -symbolen beschmiert wurden. Geschändet wurde der Friedhof schon im April 1891.

Jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt, Panorama
Jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

Der jüngere jüdische Friedhof, der zwischen 1875 und 1938 belegt wurde, zeigt sehr deutlich den katastrophalen Zustand. Wie ist es möglich, dass Grabsteine 120 Jahre und mehr in gutem Zustand überlebten und ihre Inschriften gut lesbar erhalten blieben und in knapp 30 Jahren der Verfall eklatant ist: Auffällig viele Grabsteine sind in dieser kurzen Zeit zerbrochen, aus der Erde gerissen/gehoben, in die Erde (fast) versunken, umgefallen, erodiert, mit Moos und/oder Flechten völlig überwachsen, die Inschriften durch die Vegetation oder Erosion nicht mehr sichtbar und nicht mehr lesbar.
Am jüngeren jüdischen Friedhof finden wir unter den knapp 300 Grabsteinen auch die Gräber der berühmten Eisenstädter Familie Wolf. Ebenfalls am Friedhof begraben sind die Eltern von Irma Hirschler, die in die berühmte Triestiner Spirituosendynastie Stock geheiratet hatte, Therese Einhorn, die erste Frau des Großvaters des Nobelpreisträgers für Physik Eugene Wigner sowie Schwiegervaters von Paul Dirac, ebenfalls Nobelpreisträger für Physik. Spannend etwa auch, dass in den ursprünglichen drei ersten Reihen nur Männer begraben sind, erst in der 4. Reihe die erste Frau und sie sowie alle anderen dieser Reihe in die andere Richtung als die ersten drei Reihen…

 

KOBERSDORF

In Kobersdorf befindet sich einer der schönsten jüdischen Waldfriedhöfe mit unvergleichlicher Stimmung.

Jüdischer Friedhof Kobersdorf, Panorama im Herbst
Jüdischer Friedhof Kobersdorf, Panorama im Herbst

Auf den heute 650 Grabsteinen finden sich weltweit einzigartige Symbole wie die Ewigkeitsschlange oder auch der Hammer des sogenannten Schulklopfers, der Anfang März 1898 starb. Rabbiner David Alt diente der jüdischen Gemeinde 43 Jahr lang, sein Sohn Eleasar folgte ihm gut 20 Jahre später und war über 20 Jahre lang Rabbiner in Kobersdorf. Auch die 4 Opfer der schrecklichen Hochwasserkatastrophe in Kobersdorf im Juni 1895 finden sich am jüdischen Friedhof. Besonders bewegend: Moritz Maier, so lesen wir in der hebräischen Grabinschrift und auch im Sterbebuch von Kobersdorf, wurde erst 4 Monate nach der Katastrophe, im Oktober 1895, im Schlamm gefunden und konnte erst dann neben seiner Familie begraben werden.
In Kobersdorf waren die Nazis ganz besonders schnell. Schon im Frühling 1938 waren alle Juden aus Kobersdorf vertrieben worden. Über ein besonders Datum, den 20. April 1938, werden wir am jüdischen Friedhof natürlich auch sprechen: Über den letzten Rabbiner der Gemeinde, Simon Goldberger und den 2019 gefundenen Grabstein, der über jenem Grab stand, in dem die sich noch im Ort befindlichen Juden 13 Torarollen vor den Nazis gerettet haben.

Moritz Maier, Rosalia Maier, geb. Riegler, Josefine Maier, 06. Juni 1895
Grabsteine Moritz (Meir) Maier, Rosalia (Sara Chaja) Maier, geb. Riegler, Josefine (Perl) Maier, 14. Siwan 655 (= Donnerstag, 06. Juni 1895)

Selbstverständlich besuchen wir in Kobersdorf (auf Wunsch) auch die prachtvoll renovierte ehemalige Synagoge. Die zu Pesach 1860 feierlich eröffnete Synagoge wurde 1938 von den Nazis innen verwüstet. 2019 kaufte das Land Burgenland die ehemalige Synagoge, am 26. April 2022 wurde sie als Kultur-, Wissenschafts- und Bildungszentrum mit einem Schwerpunkt auf jüdischer Kultur und Geschichte wiedereröffnet. Mehr Informationen auf der Website Land Burgenland.

Ehemalige Synagoge Kobersdorf, Foto: Mai 2022
Ehemalige Synagoge Kobersdorf, Foto: Mai 2022
 

LACKENBACH

Der jüdische Friedhof Lackenbach ist mit über 1.700 Grabsteinen der größte jüdische Friedhof im Burgenland und der viertgrößte jüdische Friedhof in Österreich.

Jüdischer Friedhof Lackenbach am 28. Februar 2025
Jüdischer Friedhof Lackenbach am 28. Februar 2025

Der jüdische Friedhof Lackenbach zeigt sich in Polaritäten: Nur wenige Meter entfernt von der Ruhestätte des großen Gelehrten Rabbi Schalom Ullmann (Scholem Charif – der Scharfsinnige), gest. 1825, mit auffällig schöner hebräischer Inschrift, oder des Grabsteines von Rabbiner Benjamin Asch, des Sohnes des berühmten Eisenstädter Vaters, gest. 1770, befinden sich die “Nobelgerüste a la Döblinger Friedhof”, wie der Wiener Journalist Otto Abeles die Grabmale von Philipp und Markus Schey, des Urgroßvaters von Arthur Schnitzler, nennt.

 

MATTERSBURG

Eine alte Sage schreibt die Gründung der jüdischen Gemeinde sechs sefardischen Emigrantenfamilien am Ende des 15. Jahrhunderts zu. Angehörige der Familie Schischa (hebräisch “sechs”), die sich als Nachkommen dieser Emigranten verstanden, lebten bis 1938 in Mattersburg (bis zum 2. Juli 1926 “Mattersdorf”) und sind heute über alle Welt verstreut.

Der jüdische Friedhof in Mattersburg heute
Der jüdische Friedhof in Mattersburg heute

Wir wissen heute nicht, wie viele Grabsteine sich vor 1945 auf dem jüdischen Friedhof in Mattersburg befanden, wir wissen auch nicht ganz sicher, was mit ihnen geschah. Wir haben auch keinen alten Friedhofsplan, sodass wir auch nicht wissen, wo auf dem Friedhof sich welcher Grabstein / welches Grab befunden hat. Wir haben nicht einmal genügend alte Fotos, die uns ermöglichen würden, einen solchen Plan heute zu erstellen.
Heute befinden sich auf dem jüdischen Friedhof einige wenige alte Grabsteine sowie viele hunderte Grabsteinfragmente, die in zwei große und mehrere kleine nach 1945 errichtete Mauern eingemauert wurden. Zudem stehen 150 “Dummy-Grabsteine” auf dem Friedhof, eine meines Erachtens nicht besonders glückliche Lösung.

Dass wir dennoch 229 Fotos und Grabinschriften besitzen (es müssten sehr wahrscheinlich um die 1.000 sein), verdanken wir einem unglaublichen Zufall und Isidor Öhler, dem Religionsschulinspektor, der 1943 oder 1944 von der Gestapo den Auftrag bekam, alle Grabsteine des jüdischen Friedhofs Mattersburg zu fotografieren und die Inschriften abzuschreiben.

Selbstverständlich werden wir aber auch über die “Petites”, über die Ränke und Schelmenstreiche der Mattersdorfer Juden, für die sie fast berühmt waren, sprechen.

 

Bei allen Rundgängen sprechen wir auch über Brauchtum und Vorschriften rund um den jüdischen Friedhof (wie sind die Grabsteine ausgerichtet?, warum legt man kleine Steine auf die Gräber?, gibt es Familiengräber?…), über Tod und Begräbnis im Judentum, übersetzen faszinierende hebräische Grabinschriften und tauchen einerseits in die Blütezeit der jüdischen Gemeinden in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein, als manche Rabbiner über 50 Jahre ihres Amtes walteten. Wir erleben aber auch die in den letzten Jahren ihrer Existenz dramatisch-traurige jüdische Geschichte von bedeutenden ehemaligen jüdischen Gemeinden im heutigen Burgenland.

 

Gefallen … für seinen Kaiser, sein Vaterland und sein jüdisches Volk

Gestern Nachmittag, am 22. August 2024, wurde auf dem Zentralfriedhof Wien der jüdische Soldatenfriedhof nach zweijähriger Sanierung feierlich wiedereröffnet. 110 Jahre und ein knappes Monat nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs am …