Leopold (Jehuda Löb ha-Levi) Wolf, 24. Tevet 626 (= Donnerstag, 10. Jänner 1866)
ב-R1 (Wachstein 1019)
Die Grabinschrift
כ”ה יהודא המכונה ליב וואלף הלוי י”נ יום ה’ כ”ד טבת
בשנת ונחלתו לא יעזוב לפ”ק
פ”נ
וזאת ליהודא
לישרים נאוה תהלה בעוז הוד והדר
יפעת מעשיהם לפאר בהילולים
בזאת יתהלל גם זה יקר הנעדר
ואף גם תמיד הי’ נחבא אל הכלים
ועל הונו ורכושו לא גבה ורמו עיניו
אבל הי’ תמים במעשיו ואיש עניו
לכל לב נשבר הי’ לישועה ועזרה
פדות שלח למרחוק לעתות בצרה
הליכות ביתו הי’ באושר ובכושר
לכן נגיד עליו ישרו בתום וביושר
וזאת תורת האדם המוכתר בעדתו
יושר וצדק הלך לפני מטתו
תנצב”ה
Anmerkungen
Auch wenn sich der Grabstein von Leopold Wolf heute im Sektor ב an der Mauer befindet, spricht die – heute freilich nicht mehr lesbare – Standortnummer eine klare Sprache: Leopold Wolf war neben seinem Vater und seinem Bruder begraben, auch die Mutter ist in unmittelbarer Nähe begraben.
‘… immer zurückgezogen, auf sein Vermögen nicht stolz, war er gradsinnig in seinen Handlungen und von bescheidenem Wesen. Jedem gebrochenen Herzen Hilfe und Stütze, ließ er in Zeiten der Not auch nach der Ferne seine Hilfe angedeihen …’
Löb (Leopold) Wolf, … der Nachfolger in der von seinen Eltern begründeten und nach ihm benannten Weingroßhandlung ‘Leopold Wolfs Söhne’, seit 1829 in öffentlichen Würden, zu wiederholten Malen Vorsteher der Gemeinde. Er hinterließ eine Reihe von Familienstiftungen, darunter eine für Talmudschüler und eine für ‘Studierende, wahrhaft bedürftige Jünglinge am Gymnasium, der technischen Schule, der Realschule’.
Wie Leopold Wolf einem alten angesehen Geschlechte entstammte, so gehörte auch seine Gattin Rebekka einer Familie an, aus deren Mitte Gelehrte, Finanzmänner und Mäzene hervorgingen. Nach dem Wohnsitze in der niederösterreichischen Gemeinde Spitz an der Donau im Lauf des 17. Jahrhunderts hat sich ihr Geschlecht den Familiennamen ‘Spitz’ (Spitzer) beigelegt.Rebekka Wolf überlebte ihren Mann um 18 Jahre. Sie starb, 82 Jahre alt, am 16. Februar 1882.
Wachstein B., Die Grabinschriften …, a.a.O., 286f
Wachstein merkt in zwei Fußnoten an:
Die Bürolokalitäten des Hauptsitzes der Firma in Eisenstadt befinden sich jetzt in dem von Simson Wertheimer erbauten Hause, das seit 1875 im Besitze der Firma ist. …
Weiters merkt er an, dass in außerjüdischen Quellen der Name ‘Spitzer’ schon in älterer Zeit verwendet wurde.
Biografische Notizen
Leopold (Jehuda Löb ha-Levi) Wolf, gest. 24. Tevet 626 = Mittwoch Abend, 10. Jänner 1866 mit 68 Jahren
Vater: Joachim (Chajjim) Wolf, gest. 06. Jänner 1823
Mutter: Franziska (Frumet) Wolf, gest. 06. Juni 1849
Ehefrau: Rosa (Rebekka) Wolf, geb. Spitzer, gest. 29. Jänner 1882, begraben am jüngeren jüdischen Friedhof in Eisenstadt
Schwestern:
Edel Klaber, gest. 01. April 1860
Gütel Spitzer, gest. 24. Oktober 1841
Rösel Schlesinger, gest. 16. März 1851
Johanna / Hanna (Chana Frau David) Mitzg/ker, gest. 05. September 1874
Brüder:
Asriel (Israel) Wolf, gest. 01. Dezember 1859
(Halbbruder) Meir Wolf, gest. als Kind am 29. Oktober 1785
Töchter:
Kathi (Elka/Elki) Spitzer, gest. 26. Jänner 1885, begraben am jüngeren jüdischen Friedhof in Eisenstadt
Therese (Resi) Wolf, gest. 11. Jänner 1909, begraben am jüngeren jüdischen Friedhof in Eisenstadt
Fanny Pollak, gest. 12. August 1884
K/Caroline Stadler, gest. 10. März 1900, begraben am jüngeren jüdischen Friedhof in Eisenstadt
Lisi Schleiffer, gest. in Keszthely 13. Juli 1887
Adele (Edel) Latzko, gest. 20. Oktober 1870
Hanni Kauders, gest. 19. Jänner 1892
Söhne:
Arnold Adolf (Aaron) Wolf, gest. 07. Juli 1929, begraben am jüngeren jüdischen Friedhof in Eisenstadt
Ignaz (Esriel) Wolf, gest. 18. Jänner 1906, begraben am jüngeren jüdischen Friedhof in Eisenstadt
Personenregister älterer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Über die Familie Wolf aus Esther Calvarys Kindheitserinnerungen, S. 27 (Esther Calvary war eine Tochter Rabb. Esriel Hildesheimers):
Reb Löw [Leopold] Wolf, der angesehenste und reichste Bal-Habajis [Hausherr, Familienvater] war gegen die Wahl des Vaters [Rabb. Esriel Hildesheimer] zum Rabbiner. Er wollte vor der Rabbinerwahl, das[s] Reb Wolf Austerlitz, der erste Dajin [Dajjan, Rabbinatsassessor], Rabbiner werden sollte. Als die Gegenpartei ihn überstimmte, erklärte er, die Schwelle des Row [Rabbiner] nicht zu übertreten. Zwölf Jahre lang hat er dieses sein Wort nicht gebrochen. Aber zwei Tage vor der ב”מ [Bar-Mitzwa von Levy Hildesheimer, des Rabbiners ältestem Sohn] liess er sich vom Beth Din [Rabbinatsgericht] den Neder Mater sein [das Gelübde lösen]. Vater ging natürlich immer, wenn er war gebraucht, oder gewollt, zu Wolf, ohne auf die Ehre eines Gegenbesuches zu rechnen […]. Unsere Nachbarin und intime Freundin, Frau [Kathi/Elki] Spitzer, zankte sich häufig mit ihren Schwestern und Brüdern; sie waren geborene Wolf. Wenn sie ihnen dann zum Vorwurf machte, dass sie mit Mutter einen grossen Teil des Tages zusammen verlebte und sie sich noch nie gezankt hätten, pflegte Ignaz Wolf, ihr Bruder zu sagen: “weil Frau Doktor [Hildesheimer] sich nicht mit ihr zankt”. Wunderbare Geschenke bekam Levy. Von Wolfs eine herrliche lange goldene Kette, silberne Becher, Wertpapiere usw.
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