Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Ignaz (Esriel) Wolf, 22. Tevet 666 (= Donnerstag, 18. Jänner 1906)
Standortnummer: 643
Die Grabinschrift
[1] {Levitenkrug} | {כד של לויים} |
[2] Hier ist geborgen | פה נטמן |
[3] ein erhabener und verehrter Mann mit edelstem Geist und nobelstem Herzen, | איש נעלה ונערץ ביקרת רוחו ונדיבת לבבו |
[4] ein viel geehrter Nachkomme von gerühmten und angesehenen Frommen. | חוטר נאמן מגזע ישרים מפוארים ונכבדים, |
[5] Gutes tat er seinem Volk, ein Bannerzeichen war er in seiner Familie. | טוב עשה בעמיו, ויהי לנס התנוסס במשפחתו |
[6] Ausgezeichnet durch seine Werke war er in seiner Gemeinde, | ונהדר במפעלותיו בעדתו, |
[7] berufen, in den Fußspuren von Gerechtigkeit und Liebe zu gehen. | צדק וחסד יקראהו לרגליו |
[8] Der berühmte Fürst | הנגיד המפורסם |
[9] d(er) e(hrenhafte) H(err) Esriel Wolf Halevi, a(uf ihm sei) F(riede), | כ”ה עזריאל וואלף הלוי ע”ה |
[10] Sohn des erhabenen Vorstehers, d(es ehrenhaften) H(errn) Löb, a(uf ihm sei) F(riede). | בן האלוף המרומם כ”ה ליב ע”ה |
[11] Der Name seiner Mutter war Rebekka. | ושם אמו רבקה |
[12] Geboren am 13. Elul 601, | נולד ביום י”ג אלול תרא |
[13] starb er am 22. Tevet 666 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung) | ומת ביום כב טבת תרסו לפ”ק |
[14] und wurde mit bitterem Wehklagen und einer würdigen Trauerfeier am 24. desselben (Monats) begraben. | ונקבר בהספד מר ואבל כבד ביום כד בו. |
[15] “Fort ist die Ehre und fort ist die Treue”, werden klagen über ihn die in seinem Haus Geborenen | אי כבוד ואי יקר יקוננו עליו ילידי ביתו |
[16] und seine Familienangehörigen. Es erlosch der Glanz ihres Lichtes, und niemand | ונלוי משפחתו, נחשך נוגה אורם ואפס |
[17] tat ihnen mehr Gutes, führte und leitete sie. Nach seinem Namen und seinem Gedächtnis | מטיבם, מנהיגם ומנהלם, לשמו ולזכרו |
[18] verlangt ihre Seele. Gemeinsam weinten über ihn alle seine Bekannten | תאות נפשם. ויחד עליו יבכיון כל יודעין |
[19] und Verwandten und jene, die ihn ehrten und schätzten und sie ließen ihm zuteil werden, | ומכיריו, מכבדיו ומוקיריו וישימו גם |
[20] zusammen, Ehre und Ruhm. | יחד כבוד תהלתו |
Sockel
[1] Hier ruht | |
[2] Unser geliebter Gatte und Vater | |
[3] Unser Stolz, unsere Freude, unser Vorbild, | |
[4] Herr Jgnatz Wolf | |
[5] geboren 26. August 1841 | |
[6] gestorben 18. Jänner 1906. |
Anmerkungen
Zeile 4: Vgl. Hosea 14,10 “…Ja, die Wege des Herrn sind gerade…” …כי ישרים דרכי יהוה…. Wachstein verweist auf babylonischen Talmud, Traktat Moed Qatan 25b “…ein Geschlecht von Altehrwürdigen kam von Babel…” …גזע ישישים עלה מבבל….
Zeile 5: Zum Wort התנוסס s. bes. Psalm 60,6 “Für alle, die dich fürchten, hast du ein Zeichen aufgestellt, zu dem sie fliehen können…” (so Einheitsübersetzung); Buber-Rosenzweig: “…den dich Fürchtenden gabst du ein Bannerzeichen, dass es sich abzeichne vor der Redlichkeit her” נתתה ליראיך נס להתנוסס…. S. bes. Kommentare zur Stelle, denen die Übersetzung von Buber-Rosenzweig wohl am nächsten kommt.
Zeile 12: Rechnet man das hebräische Datum um, so ergibt sich als Geburtsdatum der 30. August 1841. Dies widerspricht sowohl Wolf E., Die Familie Wolf, Wien 1924, 92, der den 27. August als Geburtsdatum nennt, als auch der Angabe im deutschen Teil der Inschrift (26. August). Offensichtlich wurde falsch umgerechnet.
Zeile 13: Der 22. Tevet 666 war Freitag, der 19. Jänner 1906. Ignaz Wolf starb laut Sterbematriken (s.u.) am 18. Jänner um 23 Uhr, also schon am 22. Tevet.
Zeile 14: הספד meint die öffentlich(e) (gezeigte) Trauer im Unterschied zum eigentlichen Trauergefühl, dessen Ausmaß etc. nicht vorgeschrieben werden kann; s. bes. Babylonischer Talmud, Traktat Taanit 18a, Megilla 5b u.a. Hier wurde הספד nicht als terminus technicus “Trauerrede”, sondern kontextbedingt wörtlich wiedergegeben.
Genesis 50,11 אבל כבד.
Zeile 15: Vgl. 1 Samuel 4,21 “Sie nannte den Knaben Ikabod – das heißt ‘Fort ist die Herrlichkeit’ aus Israel…” ותקרא לנער אי כבוד לאמר גלה כבוד מישראל….
Zeile 17/18: Jesaja 26,8 לשמך ולזכרך תאות נפש und Targum zur Stelle.
Zeile 19/20: Jesaja 42,12 ישימו…כבוד ותהלתו.
Die gesamte Inschrift findet sich abgeschrieben, aber nicht übersetzt, in Wachstein B., Die Grabinschriften des Alten Judenfriedhofes in Eisenstadt, Eisenstädter Forschungen, hrsg. von Sándor Wolf, Band I, Wien 1922, 199, Anm. 198f). Dort sind allerdings die Zeile 15-19 nicht zeilengerecht wiedergegeben. Wachstein übernimmt den 18. Jänner 1906 als Sterbedatum und weist wie beim Geburtsdatum nicht auf die Diskrepanz mit dem hebräischen Datum hin. Der 22. Tevet 666 ist der 19. Jänner (s. o. Anm. zu Zeile 13).
Beim Geburtsdatum rechnet Wachstein das hebräische Datum korrekt um, also 30. August 1841, schreibt aber erstaunlicherweise auch in seiner Abschrift der Sockelinschrift 30. August statt 26. August. Ein späteres (falsches) Nachziehen des Datums möchte ich aber ausschließen. Der 26. August 1841 war jedenfalls der 9. Elul 5601. In den Geburtsmatriken findet sich als Geburtsdatum der 27. August (s.u.)!
Biografische Notizen
Ignaz/Ignatz (Esriel) Wolf, Weingroßhändler, geb. 27. August 1841 (s.o. Anmerkungen zur Datumsdifferenz) in Eisenstadt (in den Geburtsmatriken, s.u., Mutter: Regine statt Rosa (wie bei seinem Bruder Adolf!), Beruf des Vaters: Weinhändler), gest. an der Brighti-Krankheit.
Berufliche Laufbahn: Handelsschule Wien, Gesellschafter der Firmen Leopold Wolf’s Söhne, Eisenstadt, und M. Bauer, Wien, Handelskammerrat der Ödenburger Handelskammer, Mitgründer der Eisenstädter Sparkassa und der Eisenstädter Bürgerschule; 1863 sowie 1880-1885 Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Eisenstadt; wh: Eisenstadt und Wien I, Falkestraße 6 (s. Wolf E., Die Familie Wolf, Wien 1924, 92).
Vater: Leopold Wolf, gest. 10. Jänner 1866, begraben am älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt
Mutter: Rosa Wolf, geb. Spitzer, gest. 29. Jaenner 1882
Ehefrau: Hermine Neubrunn, geh. 12. Juli 1864 in Trenčín. Ignaz war bei der Hochzeit 23 Jahre, Hermine 18 Jahre alt.
Schwestern:
Kathi (Elka/Elki) Spitzer, gest. 26. Jänner 1885
Therese (Resl) Wolf, gest. in Neudörfl 11. Jänner 1909
Fanny Pollak, gest. 12. August 1884
K/Caroline Stadler, gest. 10. März 1900
Lisi Schleiffer, gest. in Keszthely 13. Juli 1887
Adele (Edel) Latzko, gest. 20. Oktober 1870, begraben am älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt
Bruder: Arnold Adolf (Aaron) Wolf, gest. 07. Juli 1929
Töchter:
Ernestine Wolf (“Ester” in den Geburtsmatriken, s.u.), geb. 04. April 1865 in Eisenstadt, Mayerhof 131 (bei Wolf E., Die Familie Wolf, Wien 1924, 79 14. April 1865), wh.: Wien I, Wiesingerstr. 6, geh. am 25. Februar 1885 in Baden bei Wien Dr.med. Jakob Schleiffer. Jakob war bei der Hochzeit 26 Jahre, Ernestine 19 Jahre alt. Der Rabbiner bei der Trauung war übrigens Salomon Kutna (s. Matrikeneintrag unten)!
Dr. Jakob Schleiffer, geb. 26. Mai 1857 in Keszthely (Ungarn), wh.: Baden bei Wien, Sohn von Sandor und Elisabeth Wolf, Gymnasium Ödenburg, Universität Wien (med. Fakultät), bei der bosnischen Okkupation in Kanizsa eingerückt, 1885-1889 Arzt in Baden, dann in Wien, Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, gest. 12. Jänner 1912.
Tochter: Rosa Schleiffer, geb. 04. Dezember 1885 in Baden bei Wien, verh. mit Jenö Schmidek, wurde 1944 in Budapest ermordet (Schoa-Opfer)
Flora Wolf, geb. (“Fanni” in den Geburtsmatriken, s.u.) 26. März 1868 in Eisenstadt, Mayerhofgasse 132, dort ebf. wohnhaft, geh. am 14. März 1888 in Eisenstadt Josef Braun. Josef war bei der Hochzeit 33 Jahre, Flora (so der Name in den Hochzeitsmatriken, s.u.) 20 Jahre alt. Flora Braun, geb. Wolf, starb am 31. März 1920 in Wien (s. Sterbeanzeige unten).
Josef Braun geb. August 1855, aus Cífer (Slowakei) (Sohn von Salomon aus Ungarisch Ostra, Bahnbeamter und Gründer der Jaroschauer Bierbrauerei und Josefine Schaar aus Cifer). Vormals Kaiserlicher Rat, Goldenes Verdienstkreuz mit der goldenen Krone für Lebensrettung, Präsident der Aktiengesellschaft der Jaroschauer Bierbrauerei, wh.: Jaroschau und Wien III, Weyrgasse 5 (Wolf E., Die Familie Wolf, Wien 1924, 53)
Tochter: Margarethe / Grete Braun, geb. 18. Jänner 1899, verh. mit Dr. Emmerich Bak, wurde in Auschwitz ermordet (Schoa-Opfer)
Jeni (Jeanette; Chaja Sara) Wolf, geb. 13. September 1869 in Eisenstadt, gest. 30. Jänner 1874 in Eisenstadt
Adele Wolf (Adelheid in den Geburtsmatriken, s.u.), geb. 01. November 1870 in Eisenstadt, wh.: Mährisch Ostrau, Maticeg. 2, geh. am 12. September 1892 Dr. Max Böhm in Bad Vöslau, Hochzeitsfeierlichkeiten im Hotel Bellevue. Max war bei der Hochzeit 35 Jahre, Adelheid 22 Jahre alt.
Dr. Max Böhm, geb. 25. Oktober 1857 in Wien, wh.: Mährisch Ostrau (Sohn von Bernhard Böhm aus Nikolsburg, Fabrikant und Katharina Eisler aus Nikolsburg), Gymnasium Wien, Politechnikum Zürich, Maschinenbau-Technische Hochschule Karlsruhe i.B., phil. Fakultät (Chemie), Universität Freiburg i.B., Dissertation: “Beiträge zur Kenntnis des galizischen Erdös”. Mitglied der B’ne B’rith Loge, des Vereines österreichischer und deutscher Chemiker, Vizepräsident der isr. Kultusgemeinde Mährisch Ostrau, Ehrenbürger der früheren Gemeinde Oderfurt, Obmann des Vereines der jüdischen Gewerbeschulen, Mitglied des Verzehrungsssteuer-Beirates im k.k. Ost. Finanzministerium, Mitglied der österreichischen, deutschen und internationalen kommission für die Materialprüfungen der Technik, wh.: Mährisch Ostrau, Maticeg. 2.
Kathi Wolf (Gisela, so in den Hochzeitsmatriken, s.u. und in Wolf E., Die Familie Wolf, Wien 1924, 45 und 61, offenbar der Rufname der Tochter, wie wir der Sterbeanzeige von Ignaz Wolf, s.o., entnehmen), geb. 27. Februar 1873 (so Geburtsmatriken, s.u., bei Wolf 22. Februar!) in Oberberg-Eisenstadt, geh. 25. August 1896 Dr. Benjamin Gomperz im Stadttempel in Wien (Seitenstettengasse), dort in den Matriken eingetragen, Hochzeitsfeierlichkeiten: Praterstraße, Hotel Continental, wh.: Wien I, Falkestraße 3.
Dr. Benjamin Gomperz, geb. 06. Oktober 1861 in Wien (Sohn von Leopold Gomperz, Pressburg, Versicherungsagent und Rosa, geb. Gomperz aus Waag-Neustadtl). Universität Wien (med. Fakultät), Assistent bei Prof. Gruber und Politzer 1886-1890, Dozent für Ohrenheilkunde, seit 1892 Leiter der Abteilung für Ohrenkranke am I. öffentlichen Kinderkrankeninstitut, am 28. Oktober 1907 ernannt zum Universitätsprofessor. Zahlreiche Publikationen zur Ohrenheilkunde, Monographien: “Grundriss der pathol. Histologie des Gehörganges” und “Pathologie und Therapie der Mittelohrentzündungen im Säuglingsalter; Mitglied der Gesellschaft der Ärzte, Wien, des Wiener med. Doktorenkollegiums, der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde, der österreichischen otologischen Gesellschaft etc., wh.: Wien I, Falkestraße 3.
Kathi (Gisela) Wolf und Prof. Dr. Benjamin Gomperz hatten 2 Söhne (Theodor und Paul) und eine Tochter, die am 16. März 1902 als Lucie Marie Gomperz geboren (s.u.) und später als Keramikerin unter dem Namen Lucie Rie weltbekannt wird (geh. am 07. September 1926 im Stadttempel Wien Hans Rie). Sie starb am 01. April 1995 in London. Mehr zu Lucie Rie und insbesondere zum guten Verhältnis zu ihrem Onkel Sándor Wolf, siehe unseren Blogartikel “Nathan und die Wölfe von Eisenstadt“.
Frieda/Frida Wolf, geb. 27. Jänner 1877 in Eisenstadt (Geburtsmatriken, s.u., Mutter: statt “Hermine” “Henriette”!), geh. 13. Februar 1898 Alfred Löwy im Stadttempel in Wien, wh.: Wien IX, Porzellangasse 8. Frieda Löwy-Wolf starb, wie ihr Bruder Sándor, in Haifa am 11. Juli 1963.
Alfred Löwy, geb. 15. Juli 1871 in Wien (Sohn von Leopold Löwy aus Pressburg und Hermine Lederer aus Böhmisch Leipa, Großvater mütterlicherseits: Ignaz Lederer, Gründer der Jungbunzlauer Spiritusfabrik, Großmutter mütterlicherseits: Marie Mauthner; Großvater väterlicherseits: Lazar Löwy aus Pressburg, Großmutter väterlicherseits: Chulde Strauss, Frankfurt/Main). Leutnant der Reserve im 3. Tiroler Kaiserjäger Regiment; kaufmännische Ausbildung in Fürth, London und den USA; Kaufmann, Prokurist der Fa. Mendl & Löwy, gest. im Alter von 30 Jahren am 17. November 1901.
Mehr zu Frieda Löwy-Wolf und das Erbe ihres Bruders Sándor Wolf siehe unseren Blogartikel “Nathan und die Wölfe von Eisenstadt“.
Alice (Elke) Wolf, gest. 09. Juli 1906
Helene Wolf, geb. 06. Juli 1881, bei Wolf E., Die Familie Wolf, Wien 1924, 87 ist es 06. Juli 1882! Das ist jedoch definitiv falsch. Der Grund für den Irrtum dürfte sein, dass auf den Geburtsmatrikenblättern im Jahr 1881 das Jahr (1881) oben nicht angegeben ist, das Protokoll vom (vergangenen) Jahr aber immer am Beginn des nächsten Jahres vom Rabbiner unterschrieben wird, allerdings aber eben auf der letzten Seite des vergangenen Jahres. So finden wir nach der letzten Geburt 1881 die Unterschrift mit Datum 1882. Das Jahr 1882 ist allerdings am Kopf der Seite deutlich als 1882 gekennzeichnet (s. u. Unterschrift von Rabbiner Salomon Kutna am Beginn 1882 für den Abschluss 1881). Außerdem finden wir in den Heiratsmatriken (s.u.) das richtige Geburtsjahr für Helene, also 1881. Weiters findet sich in Geburtsmatrikeneintrag als Mutter “Neubauer” statt “Neubrunn”, eine Verschreibung des Matrikenführers.
Am 02. Mai 1905 heiratete Helene Wolf den am 21. Februar 1874 in Wien geborenen und in Triest zuständigen Otto Stern im Stadttempel in Wien (Sohn von Michael Stern aus Austerlitz bei Brünn, Kaufmann und Friederike Stern aus Kremsier, Großvater väterlicherseits: Elkan Stern, Lehrer der jüdischen Gemeinde Austerlitz, Großmutter väterlicherseits: Anna Kadisch; Großvater mütterlicherseits: Markus L. Stern, Weinhauer in Kremsier, Großmutter mütterlicherseits: Pauline Hartmann, Tochter des Simche Hartmann, Weinhauer in Kremsier. Ausbildung: Handelsakademie Wien, Leutnant der Reserve, Kaufmann, Verwaltungsrat der Koliner Spiritus- und Pottasche-Fabrik A.G., der A.G. für Spiritus und chemische Industrie in Krakau, Geschäftsführer der Kraluper Spiritusindustrie Ges.m.b.H.; wh.: Mährisch Ostrau, Hviezdoslavgasse 29.
Abschluss Matrikenjahr 1881, dem Geburtsjahr von Helene Wolf, mit Unterschrift Rabbiner Salomon Kutna
Söhne:
Leopold (Löb) Wolf, gest. 14. Mai 1926
Alexander/Sándor (Nathan) Wolf
Nathan (Alexander/Sándor), geb. 21. Dezember 1871. Dieses Geburtsdatum findet sich überall, wo über Sándor Wolf geschrieben wird, auch auf Dokumenten, für die er offensichtlich selbst seine Daten zur Verfügung stellte, wie etwa den Nationale-Dokumenten der Universität Wien, wo sich im Gedenkbuch auch eine ausführlichere Biografie findet.
Allerdings finden wir in den Geburtsmatriken nur einen Eintrag vom 30. Dezember 1871 mit Geburt Nathan Wolf (s.u.)!, Vater: Ignaz Wolf, Mutter: Hermine Neubrunn! Entweder das tradierte Geburtsdatum 21. Dezember ist falsch, oder aber – wohl wahrscheinlicher – in den Matriken wurde das Beschneidungsdatum anstatt des Geburtsdatums eingetragen?
Der jüdische Name “Nathan” von Alexander/Sándor Wolf ist – erstaunlich genug – bis dato offenbar völlig unbekannt, außer auf einem einzigen privaten genealogischen Eintrag (und dort “Nathanel“) ist er nirgends zu finden.
Über die letzten Jahre und Sándor Wolfs Absicht nicht mehr nach Eisenstadt zurückzukehren, siehe unseren Blogartikel “Nathan und die Wölfe von Eisenstadt”
Material und Maße des Grabsteins
Gabbro, 315/130/90
Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Nachruf auf Ignatz Wolf:
Jüdische Presse (Berlin), 37. Jg., 4 (26. Jänner 1906), S. 47:
Eisenstadt, 21. Januar. (Eig. Mitth.) Unsere Gemeinde hat den tiefschmerzlichen Verlust ihres angesehensten, verdienstvollsten Mitglieds zu beklagen, des Herrn Ignatz Wolf, Seniorenchef der gefeierten Wein-Großfirma Leopold Wolf’s Söhne, der vorigen Freitag im Alter von 64 Jahren verschieden ist. ein ausgezeichneter Mensch und treuer Sohn unseres Bekenntnisses sank mit dem edlen Heimgegangenen in’s Grab. An der Spitze eines der größten Handlungshäuser seiner Branche auf Erden (dasselbe besteht seit dem Jahre 1790 und genießt einen Weltruf) hat der Verklärte seinen schönsten Lebensinhalt darin erblickt und betätigt, die Traditionen seiner Ahnen fortzusetzen, vor allem in der Entfaltung einer Wohlthätigkeit, die keiner Steigerung fähig war. Aber nicht nur die Bereitwilligkeit, mit welcher er von seinem Ueberflusse für heimische und auswärtige Bedürftige und Wohlfahrts-Zwecke spendete, sondern jene schlichte, alle Oeffentlichkeit meidende Art, mit welcher er es tat, kennzeichnete diesen Hohepriester der Gabenwilligkeit, wie nur Wenige hieni[e]den wandeln. Es darf gehofft werden, daß dieses Vermächtniß ihres Familienoberhauptes von den Erben seines Glücks, der gleichgestimmten Gattin und den Kindern, fortgesetzt werden wird. Dem allverehrten Entschlafenen bleibt ein liebevoll dankbares Gedenken bei Allen, die sich ihm nahen durften, über das Grab hinaus gesichert. תנצב”ה.
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