Salomon – 1816

Salomon – 1816

Über die Kategorie “Bagatellen”

 

Salomo(n) aus Genschdorf (Német Gencs) in Ungarn, Herbst 1815 oder 1816

Zufällig fand ich nur wenige Tage nach meinem Besuch des jüdischen Friedhofes Rechnitz (siehe den Artikel “Über den Geschriebenstein nach Rechnitz“) auf Twitter einen Grabstein, der an der Mauer des jüdischen Friedhofes Rechnitz lehnt und dessen Inschrift im Tweet nachgefragt wurde. Mein Interesse war geweckt, allerdings erwies sich die Inschrift als etwas komplizierter als erwartet.

 

Grabstein Salomo(n), gest. 1816, vielleicht Herbst 1815, jüdischer Friedhof Rechnitz
Grabstein Salomo(n), gest. 1816, vielleicht Herbst 1815, jüdischer Friedhof Rechnitz, Foto: Michaela Taschek, Twitter: @statthandfuss

 

Die Grabinschrift

Inschrift Salomon 1816: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] […] 576 n(ach der kleinen Zeitrechnung). […] תקע[ו] ל”
[2] H(ier liegt) b(egraben) פ”נ
[3] der Mann Salomo, der vertraute האשיש שלמה אשר בטח
[4] a(uf) G(ott) von seiner Jugend an. Alt ging er בה מ<נ>עוריו בא בכלח
[5] zu Grabe. Das war sein Ruhm. D(er CHAVER) Salomo(n) לקבר היא הודו ה שלמה
[6] aus Genschdorf […] […] מגענשדורף [גלה] [זה \ וה…]
[7] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). ותהי בצרור החיים צרורה
 

Anmerkungen

Zeile 1: Im Rundbogen ist nur die Jahreszahl und das nachgestellte “nach der kleinen Zeitrechnung” zu erkennen, Monat und Tag sind leider nicht mehr zu lesen, zumindest nicht auf dem mir vorliegenden Foto. Das jüdische Jahr 576 ist umgerechnet der bürgerliche Zeitraum vom 5. Oktober 1815 bis zum 22. September 1816. In diesem Zeitraum ist Salomo(n) aus Genschdorf gestorben.

Zeile 4: Schreibfehler im Wort מעוריו. In der Inschrift fehlt der zweite Buchstabe, das נ. Denselben Fehler finden wir in der hebräischen Grabinschrift von Simon Hertzmann, gest. 25. Februar 1871 und begraben am alten jüdischen Friedhof in Krefeld.

Die Lesung מעודו “von jeher” würde inhaltlich auch passen, schließe ich hier aber eher aus.

Zeile 4/5a: Ijob 5,26 תָּב֣וֹא בְכֶ֣לַח אֱלֵי־קָ֑בֶר “Du gehst im Alter zu Grabe”.

Zeile 5b: היא הודו vielen Dank an Janet Shamir, Israel, für die Lese- und Interpretationshilfe! Mit “Das” in “Das ist sein Ruhm” ist gemeint, dass sein Ruhm die Tatsache ist, dass er in hohem Alter gestorben ist.

Zeile 5c: Der CHAVER ist ein verliehener Ehrentitel. Die Taxe für die Verleihung betrug 1803 z.B. in Eisenstadt 9 fl. für einen Höchstbesteuerten, für einen der mittleren Kategorie 4 fl. 30 kr., für einen der niedrigen Kategorie nur 2 fl. Der Graduierte wurde am Schabbat nach der Verleihung zur Tora aufgerufen. Verliehen wurde der CHAVER-Grad üblicherweise von der Gemeinde, der Rabbiner musste jedoch seine Zustimmung geben.

Zeile 6a: Bei Genschdorf dürfte es sich um das nahe gelegene Német Gencs ( Dorf Genschdorf) bei Szombathely handeln.

 

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