Seit Montag findet in unserem Museum wieder der schon traditionelle Hebräischkurs für Fortgeschrittene statt. Wir haben schon 2009 und 2012 darüber berichtet und es kann nicht deutlich und stolz genug verkündet werden: Heuer schon zum achten Mal kamen die Damen aus ganz Österreich zum Hebräischstudium nach Eisenstadt!
2012 als Premiere gestartet, machten wir auch heute wieder einen Ausflug in drei ehemalige jüdische Gemeinden auf dem Gebiet der Sieben-Gemeinden des Burgenlandes, nach Frauenkirchen, Kittsee und Gattendorf – und erprobten die Hebräischkenntnisse sozusagen in der Praxis.
Heuer aber leider nicht bei Traumwetter, sondern bei regelrechtem Aprilwetter, wenn auch mit mehr Regen als mit Sonnenschein. Und meine Kamera hab ich auch vergessen, das Handy musste als Ersatz dienen, bitte um Entschuldigung. Trotzdem hier unser kurzer – aber zeitnaher – Bericht:
In Frauenkirchen, unserer ersten Station unserer kleinen Reise, empfing uns Herr Franz Wegleitner, der maßgeblich für die Ausstellung “Die Judengemeinde von Frauenkirchen – 1678 – 1938” verantwortlich zeichnete und sie mitinitiierte. Da die Ausstellung in den Nebenräumen der berühmten barocken Basilika von Frauenkirchen gezeigt wird, genossen wir zuerst seine faszinierende Führung durch den höchst beeindruckenden Kirchenraum.
Und wir fanden sogar hier Spuren der Geschichte der Juden im Burgenland. Eines der prachtvollen Deckenfreskos zeigt nämlich ein “L”, das für Kaiser Leopold I. steht. Jener Kaiser, der den Esterházys besonders verbunden war, aber eben auch jener Kaiser, der 1670/71 die Juden aus Wien vertrieben hat. Viele der damals vertriebenen Juden fanden in der Region des heutigen Burgenlandes, auf esterházysichem Gebiet, Zuflucht und waren Gründer der berühmten Sieben-Gemeinden.
Die Ausstellung “Die Judengemeinde von Frauenkirchen – 1678 – 1938”, zu der unser Museum auch die Hälfte der Texte sowie viele Leihgaben beisteuern durfte, wurde bisher ausgesprochen gut besucht, schon jetzt werden mehr BesucherInnen gezählt als in allen anderen vergangenen Ausstellungen, die in der Basilika Frauenkirchen stattfanden!
Das in Originalgröße nachgebaute und begehbare Brunnenhaus zählt sicher zu den Höhepunkten der Ausstellung. Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass die Ausstellung nicht nur so gut besucht ist, sondern auch sehr gut angenommen wird.
Das Grab von Ladislaus Rosenfeld, dem Bruder des einzigen Juden, der nach Frauenkirchen zurückgekehrt war, Paul Rosenfeld. Ladislaus Rosenfeld war Leutnant und lieferte sich 1937 mit einem Freund eine Wettfahrt mit dem Motorrad, die er nicht überlebte. An seinem Begräbnis, so erzählte sein Bruder immer, nahmen mehr Leute teil als an jedem anderen Begräbnis in Frauenkirchen, die Menschenmenge war schier unüberschaubar lang.
Alle anderen Verwandten wurden in Auschwitz ermordet. Paul Rosenfeld konnte das nie vergessen, vor allem nicht, dass seine beiden Neffen und Nichten darunter waren, Kinder im Alter von 8 und 6 Jahren.
Von Frauenkirchen führte uns der Weg nach Kittsee, wo der jüdische Friedhof im Schatten des Schlosses liegt. Die Grabsteine sind sehr alt und die Inschriften teilweise noch schwerer zu lesen als auf den meisten anderen jüdischen Friedhöfen.
Grabstein von Josef Walter.
Interessant: “Josef, genannt (vulgo) Joseph” würde man heute schreiben. Aber damals? Wie wurde “Josef” wirklich genannt?
Dieser abgebrochene Grabstein datiert aus dem Jahr 1692. Wir können deutlich lesen, dass der Verstorbene “Jakob” heißt und am 5. Elul 452 (17. August 1692) verstorben. Woher aber stammt dieser Jakob, dessen Nachnamen wir leider auch nicht wissen? Der zweite Teil der 1. Zeile der Inschrift scheint erstaunlicherweise deutlich schlechter und schlampiger geschrieben als der Rest der Inschrift. Seltsam?
Zum Abschluss fuhren wir dann noch zum jüdischen Friedhof ins nahe gelegene Gattendorf. Eine große Tafel, von einer Schulklasse gestaltet, findet sich auf dem Eingangstor. Beeindruckend!
Der jüdische Friedhof in Gattendorf ist sehr gepflegt, die Inschriften aber zum Großteil – ähnlich wie in Kittsee – nur sehr schwer lesbar.
Mit vorwiegend vielen positiven Eindrücken kehrten wir – sehr müde – nach Eisenstadt zurück. Morgen wird dann weiter im Museum gelernt …
If you want to learn Hebrew the easy way, you can try out doing it at Schopfloch in Bavaria. Even if not, it is an interesting piece of history. Hope that you will enjoy it.
Die Schopflocher Zweitsprache Lachoudisch
Zu den Spuren juedischen Lebens gehoert das sogenannte Lachoudisch (auch: Lachodisch),
manchmal auch Schopflochs “Geheimsprache” genannt.
Sie ist eine Mischung aus Hebraeisch, Rotwelsch und eigenen Wortschoepfungen.
Der Name Lachoudisch hat sich aus dem hebraeischen Ausdruck Leshon Hakodesh (auf deutsch: heilige Zunge) entwickelt.
Zurueckzufuehren ist die Sprache auf die Handelstaetigkeiten der Juden und auf die Wanderjahre der Schopflocher Maurer.
Da die Sprache für Aussenstehende unverstaendlich war, konnten die Schopflocher Haendler (Schacherer) in ihren Gespraechen
diese Sprache zu ihrem Vorteil nutzen.
Vor allem von der aelteren Generation wird Lachoudisch noch benutzt und gepflegt.
Das Wort Medine stammt aus dem Lachoudischen und laesst sich mit Heimat uebersetzen.
Und hier nun einige Begriffe der Lachoudischen Sprache, wie man sie noch vereinzelt
in Schopfloch hoeren kann:
Lachoudisch Deutsch
achile, achle essen
Bajes Haus
beduechd reich
Behejme traeger, langsamer Mensch
Bizemmli Eier
Boere Kuh
Buremm Fastnacht
Busser Fleisch
dagoff gesund, stark
djene viel
Doufes Gefaengnis
Dueches Gesaess
Fachaan Lump, ein Nichtsnutz
Fiesl ueble Bezeichnung fuer einen Mann
Gallach Pfarrer
Graeerattel Foerster
gschdiechem sei ruhig
gschiddicht verheiratet
Gschmues Geschwaetz
Hachles Bunem Scheinheiliger
Hanifes Hase
Hanue Freude
Hiffelefuhnem Nebensaechlichkeit
Jajemm Wein
jakkeres teuer
joufn schoen, gut
Juschbes Wirt, Wirtshaus
Kaffriechem Bauer
Karoude Angst
Kasseeremm Schwein
Keileff Hund
Kinnemm Laus
Kniefiesl Geizhals
kouscher rein
Koufes Schulden
Kouhne Kinder
koule krank
Kuechem ein Siebengescheiter
laaf wenig, schlecht
lakaeeche stehlen
Laeechem Brot
louse horchen
machulle bankrott
Machiele Gesaess
Majemm Wasser
Malouche Arbeit
Maschoufes Dreck, Schmutz
maschulme bezahlen
Massl Glueck
Masslebrouche viel Glueck
Massumme Geld
Menueche Ruhe
Mittes Bett
Nakejfe das Maedchen
Reifich Gewinn
Rosch Kopf
Rouches Zorn
rouchle stinken
Ruech Geiziger
schachern handeln
schassgenne trinken
Schejchets Freund
Schienemm Polizei
schmuesen gut reden
Schoggle Majem Kaffee
Schoude Narr
Schoufett Buergermeister
schoufl gemein, schlecht
Schuck Mark
Schulem Schluss
Schunnres Katze
schwoofen tanzen
simmiche djene viel Freude
Soreff Schnaps
uuser drueckt einen Zweifel aus
verkoule beluegen
verschiddicht verheiratet
http://www.medine-schopfloch.de/Lachoudisch/lachoudisch.html
An article of the same in English.
DIALECT OF LOST JEWS LINGERS IN A BAVARIAN TOWN
By JAMES M. MARKHAM
Published: February 10, 1984
SCHOPFLOCH, West Germany— Shortly after he became Mayor of this little Bavarian town in 1978, Hans- Rainer Hofmann was sitting in a tavern, where he overheard some elderly people whispering something unintelligible: ”Der Schoufett hockt im Juschbess und kippt sein Ranze voll.”
A native of nearby Ansbach, the Mayor sensed uneasily that the older people were gossiping about him.
But only after he had taught himself Lachoudisch, a local variety of German containing many Yiddish and Hebrew words, did he realize that they had been saying: ”The Mayor is sitting in the bar filling his belly with booze.”
In mastering Lachoudisch, Mayor Hofmann was going against the grain of history. Since the last Jews were deported from Schopfloch in 1939, Lachoudisch has been dying out. Today not even a score of Schopfloch’s 2,500 residents can speak this dialect, which appears to be about as old as the first Jewish settlement here in the early 16th century.
A Dialect for the Village
In those days, many of the Jews were cattle dealers. Traveling to Bavarian villages and towns, they found it convenient to keep trade secrets in a language of their own. Other Schopflocher traders picked it up, and eventually the village had a kind of underground dialect.
Lachoudisch is replete with words that bespeak the Jews’ wary relationship to Christian authority. The word for ”church” in Lachoudisch is ”tum” – from the Hebrew word for ”religiously unclean.” The word ”police” is ”sinem”- from the Hebrew for ”hated.” A priest is a ”gallach” or, in Hebrew, ”one who shaves.”
By 1835, 332 of Schopfloch’s 1,390 people were Jews, but later in the 19th century many Jewish families moved to nearby cities like Nuremberg and Stuttgart or joined the tide of Germans emigrating to America. In 1933, the year Hitler came to power, there were only 37 Jews in the village.
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