Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Friederike / Fri(e)da (Feile Chaja) Ungar, 21. Kislew 661 (= Donnerstag, 13. Dezember 1900)
Standortnummer: 824
Foto August 2017
Die Grabinschrift
[1] H(ier ist) g(eborgen) | פט |
[2] die zarte, unverheiratete Frau, eine vollkommene Seele, | הבתולה העדינה נפש תמימה |
[3] einer anmutigen Gazelle gleich und g(ottes)fürchtig, | יעלת חן ויראת ה’ |
[4] Frau Feile Chaja, a(uf ihr sei) F(riede), | מרת פיילא חיה ע”ה |
[5] Tochter des Vornehmen, d(es ehrenhaften) H(errn) | בת הקצין כה”ר |
[6] H(err) Zwi Jehuda Ungar, s(ein Licht) m(öge leuchten). |
ר’ צבי יהודא אונגאר נ”י |
[7] Sie wurde aus dem Leben gerissen in ihrer Blüte, in den Tagen ihrer Jugend | נקטפה באיביה בימי נעוריה |
[8] zum Seelenleid ihres ganzen Elternhauses | לדאבון נפש כל בית אבותיה, |
[9] durch eine Herzkrankheit, die ihr das Leben erschwerte, |
במחלת לב אשר הקשת עליה |
[10] am 24. Kislew 661 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | ביום כ”ד כסלו ת”רס”א לפ”ק |
[11] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
Anmerkungen
August 2017: Der Grabstein liegt, einige Meter von seinem Standort entfernt, quer zur Reihe 9, vor dem Grabstein von Kati (Kressel) Leitner. Wir werden in den nächsten Wochen den Grabstein an seinen Standort zurückzubringen und zumindest behelfsmäßig aufzustellen versuchen. Foto-Update folgt.
Zeile 3: Sprüche 5,19 ויעלת חן: Die Übersetzung “Gazelle” ist wohl nicht ganz korrekt (besser: “Hindin” oder “Bergziege”); die Assoziation einer anmutigen Frau mit einer Gazelle liegt jedoch im deutschen Sprachgebrauch näher. S. bes. babylonischer Talmud, Traktat Eruvin 54b: “Von der anmutigen Gazelle, abgeleitet von der hebräischen Wurzel für “hinaufgehen”, “verleihen” עלה heißt es, dass sie den (die Tora) Studierenden Anmut verleiht …ויעלת חן שמעלת חן על לומדיה ….
Zeile 7: Vgl. Ijob 8,12 “In seiner Blüte noch nicht abgerissen…” עֹדֶ֣נּוּ בְ֭אִבּוֹ לֹ֣א יִקָּטֵ֑ף….
Zeile 9: Bei der Verbform הקשת m.E. Verschreibung; es sollte הקשית (Hif 2. m sg “du (Gott) hast erschwert”) oder הקשתה (Hif 3. f sg , wovon die Übersetzung ausging), heißen.
Zeile 10: Zum Sterbedatum s.u. Biografische Notizen.
Biografische Notizen
Friederike / Fri(e)da (Feile Chaja) Ungar, geb. 14. Juni 1880 in Eisenstadt 7, gest. 13. Dezember 1900 (lt. Sterbematriken) um Mitternacht? an Lungenentzündung, wh.: Unterberg-Eisenstadt 21.
Anmerkung zum Sterbedatum: Oben wurde das Sterbedatum des Matrikeneintrages gewählt. In der hebräischen Grabinschrift, Zeile 10, ist deutlich der 24. Kislew zu lesen, das wäre Sonntag der 16. Dezember. Der 13. Dezember war der 21. Kislew, es müsste also כא heißen.
Vater: Leopold (Zvi Jehuda) Ungar, gest. 16. August 1907
Mutter: Barbara (Betti/y, Babette, Bertha, Breindel) Ungar, gest. 17. August 1905
Schwestern:
Rosa Opler, geb. Ungar 13. April 1869 in Eisenstadt, gest. 03. Juli 1919
Johanna Ungar, geb. 21. Juli 1876 in Eisenstadt
Brüder:
Samuel Ungar, geb. 29. Mai 1866 in Eisenstadt, Israelitengasse 128
(Leopold) Philipp (Feibl) Ungar, geb. 17. Jänner 1868 in Eisenstadt, Israelitengasse 127, gest. 26. Mai 1879
Markus / Miksa (Mordechai) Ungar, geb. 21. Oktober 1872 in Eisenstadt (Mutter: “Betti”), gest. 08. Juli 1886
Gustav Ungar, geb. 12. Oktober 1874 in Eisenstadt
Moritz Ungar, geb. 17. August 1878 in Eisenstadt 15
Heinrich (Chajim) Ungar, geb. 29. Jänner 1882 in Eisenstadt 22, gest. 25. August 1895
Material und Maße des Grabsteins
Marmor, 177/45/35
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