Spitzer Gisela – 10. November 1922

Spitzer Gisela – 10. November 1922

Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

Gisela (Gütel) Spitzer, 19. Cheschwan 683 (= Freitag, 10. November 1922)

Standortnummer: 533

  • Grabstein Spitzer Gisela - 10. November 1922

    Foto 1993

  • Grabstein Spitzer Gisela - 10. November 1922

    Foto 2017

  • Grabstein Rückseite Spitzer Gisela - 10. November 1922

    Foto 1993

  • Grabstein Rückseite Spitzer Gisela - 10. November 1922

    Foto 2017

 

Die Grabinschrift

Inschrift Gisela Spitzer: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier ist) g(eborgen) פט
[2] eine zarte und bedeutende Frau, eine vollkommene Seele, אשה עדינה וחשובה, נפש תמימה
[3] Tochter eines Mäzens aus einer angesehenen Familie, בת נדיב מגזע משפחה כבודה
[4] die Herzensfreude ihres Ehemanns, der Liebling ihrer Söhne, משוש לב בעלה חמדת בניה
[5] Frau מרת
[6] Gütel, גיטל
[7] Ehefrau des ehrenwerten und erhabenen Vornehmen, אשת הקצין הנכבד והמרומם
[8] e(hrenhaften) H(errn) Meir Halevi כהר’ מאיר הלוי
[9] Spitzer, s(ein Licht) m(öge leuchten). שפיטצער נ”י
[10] Sie ging zur ewigen Ruhe in der Mitte ihrer Tage הלכה למנוחות בדמי ימיה
[11] am 19. Marcheschwan 683 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung) ביום י”ט מרחשון ת”רפ”ג לפ”ק
[12] zum Leid des Bräutigams ihrer Jugend לדאבון בעל נעוריה,
[13] und zum Kummer ihrer beiden Söhne. ותוגיון נפש שני בניה.
[14] Groß wie das Meer ist unser Zusammenbruch, unsere Augen werden keinen Trost kennen! גדול כים שברנו, נוחם יסתר מעינינו!
[15] Klagen wird dein Ehemann und wehklagen deine Söhne, oh weh, Krone unseres Hauptes, יקונן אישך, ויילילו בניך, הוי עטרת ראשנו
[16] gutherzige, treue Mutter, die Sonne ging unter vor deiner Zeit. טובת לב, אם נאמנה, בא שמשך בלא עתך
[17] Noch wussten wir nicht genug von deiner Würde, wussten nicht, deine Seele zu erfreuen. לא ידענו עוד כבדך, ולשמח את נפשך
[18] Trotzdem wird dein Name und dein gutes Andenken nicht aus unserem Herzen weichen. אמנם שמך וזכרך הטוב לא יסוף מלבנו,
[19] Deine Seele möge in den oberen Schatzkammern ruhen, und sie möge deinen Lohn erhalten. נפשך תנוח בגנזי מרומים ותבא על שכרך.
[20] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m BUnd) d(es Lebens). ת’נ’צ’ב’ה’

Rückseite

Inschrift Gisela Spitzer Rückseite: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] Ehre und Frieden
[2] dem Andenken
[3] unserer unvergeßlichen
[4] geliebten Gattin und Mutter
[5] Frau
[6] GISA SPITZER
[7] welche zum tiefen Leid
[8] ihres Gatten und Kinder
[9] im 38. Jahre
[10] ihres dem Wohle ihrer Familie
[11] und Mitmenschen geweihten Lebens
[12] am 10. November 1922
[13] zur ewigen Ruhe entschlafen ist.
[14] Gesegnet sei ihr Andenken!
 

Anmerkungen

Zeile 2: Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat 59b אשה חשובה.

Zeile 4: Vgl. Klagelieder 5,15 “(Dahin ist) unseres Herzens Freude…” שבת משוש לבנו.

Zeile 12: Joel 1,8 בעל נעוריה. Der Ausdruck würde im Falle einer erfolgten Scheidung nicht verwendet werden (vgl. bes. Babylonischer Talmud, Traktat Gittin 90b u.a.).

Zeile 14: Vgl. Klagelieder 2,13 “…Dein Zusammenbruch ist groß wie das Meer…” …כי גדול כים שברך….

Hosea 13,14 נחם יסתר מעיני.

Zeile 15: Vgl. Klagelieder 5,16 “Die Krone ist uns vom Haupt gefallen…” נפלה עטרת ראשנו… u.a.

Zeile 16: Kohelet 7,17 בלא עתך.

Zeile 17: Vgl. Habakuk 2,14 “(Das Land wird erfüllt sein) von der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn…” …לדעת את כבוד יהוה…. Der Satz in der Grabinschrift will wohl ausdrücken, dass ihr ehrenvolles Wesen zu ihren Lebzeiten nicht entsprechend erkannt worden ist.

Zeilen 14-17: Akrostichon: Die Anfangsbuchstaben ergeben den hebräischen Vornamen der Verstorbenen (Gütel).

Zeile 19: Midrasch suta zu Hohelied 1,4 גנזי מרום; da hier “die oberen Lager” als Wohnort für die Frommen Israels verstanden werden, wurde das Zitat wohl bewusst gewählt, um die Verstorbene in die Reihe der Frommen zu stellen. Der hebräische Ausdruck, ein Beiname für den Garten Eden, lehnt sich an Ezechiel 27,24 an ובגנזי ברמים.

Vgl. Genesis 30,33 “…wenn du kommst, meinen Lohn, den du vor dir hast…” ..כי תבוא על שכרי לפניך….

 

Biografische Notizen

Gisela (Gütel) Spitzer, Haushalt, geb. Kohn 01. Mai 1883 in Kostel (Podivín, Tschechien), gest. am 10. November 1922 um 16 Uhr in Eisenstadt an Herzlähmung mit 39 Jahren und 6 Monaten (Sterbematriken: gest. mit 39 Jahren an Herzlähmung, deutsche Grabinschrift Rückseite Zeile 9: im 38. Jahre).

Matriken Tod Gisela Spitzer

Matriken Tod Gisela Spitzer

 

Vater: Baruch Kohn, Kostel (Podivín), gest. 15. Dezember 1913 in Wien, begraben Zentralfriedhof Wien
Mutter: Amalia Subak, Kostel (Podivín)

Sterbeanzeige Baruch Kohn

Sterbeanzeige Baruch Kohn, Neue Freie Presse, 16. Dezember 1913, Seite 38

 

Ehemann:
Emil (Meir) Spitzer , gest. 01. Oktober 1928, geh. 27. März 1906 in Brünn, eingetragen in Kostel (Podivín). Die Mutter von Gisela Kohn war zum Zeitpunkt der Hochzeit schon verstorben, sie ist in Kostel (Podivín) begraben.

Matriken Hochzeit Gisela Kohn und Emil Spitzer

Matriken Hochzeit Gisela Kohn und Emil Spitzer

 

Söhne:
Leopold Franz, geb. 17. Oktober 1906 in Eisenstadt

Georg (Jakob) Spitzer, geb. 09. September 1908 in Eisenstadt, gest. 12. Oktober 1926

 

Material und Maße des Grabsteins

Diorit, 240/84/76

 

Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

 

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