Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt
David Segal Reininger, 10. Siwan 636 (= Freitag, 02. Juni 1876)
Standortnummer: 524
Die Grabinschrift
[1] H(ier liegt) {Levitenkrug} b(egraben) | פ {כד של לויים} נ |
[2] d(er löbliche), edle und erhabene H(err), d(er ehrenhafte) H(err) | ה”ה היקר המרומם כ”ה |
[3] David Sega”l | דוד סג’ל |
[4] Reininger. S(eine Seele) g(ing hinweg) am V(orabend des) h(eiligen) Sch(abbat), dem 10. Siwan | ריינינגער י”נ יום ויו עשק יוד סיון |
[5] 636 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | תרלו לפ”ק |
[6] Den Weg der Treue wählte er von seiner Jugend an | דרך אמונה בחר לו מנעוריו |
[7] und handelte in Redlichkeit alle seine Tage. | ונשא ונתן באמונה כל ימיו |
[8] Er kümmerte sich immer freundlich um alle, die ihn mochten. | דורש תמיד בשלום כל אוהביו |
[9] Es trauerten um ihn seine Angehörigen, seine Frau und seine Kinder, | ספדו עליו ביתו זו אשתו ובניו |
[10] auch seine gleichaltrigen Bekannten und Verwandten. | גם בני גילו מיודעיו ומכיריו |
[11] Die Erinnerung wird nicht von ihnen weichen, sie klagen über ihn. | לא ימוש זכרו מהם לקונן עליו |
[12] Auf ihm sei Friede und beschützte Ru(he). | עליו השלום ומנוח’ נכונה |
[13] Sie werden für ihn immer in Treue eintreten. | יפללו בעדו תמיד באמונה |
[14] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
Sockel 2
[1] C. Pongracz |
Anmerkungen
Zeile 2: Psalm 119,30 דרך אמונה בחרתי.
Zeile 7: Vgl. babylonischer Talmud, Traktat Schabbat 31a “In der Stunde, wenn man einen Menschen zum Gericht bringt, fragt man ihn: ‘Hast du deinen Handel in Redlichkeit betrieben’?…” בשעה שמכניסין אדם לדין אומרים לו נשאת ונתת באמונה…. Es “… ist dies die erste Frage, die an den Menschen im Jenseits gerichtet wird.” (Wachstein B., Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540(?)-1670, Quellen zur Geschichte der Juden in Deutsch-Österreich, hrsg. von der historischen Kommission der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, IV, Wien 1912, Seite 128).
Zeile 9: Vgl. 1 Könige 13,30 “…man klagte um ihn…” …ויספדו עליו….
Zeile 11: Vgl. Ezechiel 27,32 “…stimmen sie über dich ein Totenlied an…” …וקוננו עליך….
Zeile 12: “Beschützte (oder ‘verdiente’) Ruhe” מנוחה נכונה aus dem Gebet “El Male Rachamim…” אל מלא רחמים…, das am Friedhof gebetet wird. Die Worte finden sich auch in anderen Friedhofsgebeten wie im “Herr, barmherziger Vater…” אנא אב הרחמים….
Zeile 6-12: Akrostichon: Die Anfangsbuchstaben ergeben den (hebräischen) Vornamen des Verstorbenen (David) sowie die hebräische Abbreviatur für “Führer der Leviten” (Segal). In Zeile 12 werden die Namen durch die (ausgeschriebene) Euphemie “auf ihm sei Friede” ergänzt.
Biografische Notizen
David Segal Reininger, Sohn von Jakob Reininger, geb. in Kobersdorf, gest. mit 69 Jahren an Lungenentzündung, gest. in Eisenstadt-Unterberg; wh: Eisenstadt 132.
Ehefrau: Josefine (Ester) Reininger, geb. Esterl Jaul, geh. am 23. Dezember 1843 in Kobersdorf, gest. 15. Juni 1880.
Unklar ist, warum im Sterbematrikeneintrag “Leni” als Name der Ehefrau angegeben wird.
Interessant ist, dass am 23. Dezember 1843 David Reininger Esterl Jauel (sic!) in Kobersdorf geheiratet hat (Vater von David ist Jacob Reininger, Vater von Esterl ist Hirschl Jaul)
und am 22. Dezember 1843, also einen Tag vorher, heiratete Moyses Jauel, der Bruder von Esterl Jaul, ebenfalls in Kobersdorf, die Resy Reininger, also die Schwester von David Reininger.
Rabbiner war bei beiden Hochzeiten Rabbiner David Alt.
Material und Maße des Grabsteins
Granit, 256/86/53
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