Jacobi Therese – 18. Oktober 1875

Jacobi Therese – 18. Oktober 1875

Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

Therese (Resl) Jacobi, 19. Tischre 636 (= Montag, 18. Oktober 1875)

Standortnummer: 720

  • Grabstein Jacobi Therese - 18. Oktober 1875

    Foto 1993

  • Grabstein Jacobi Therese - 18. Oktober 1875

    Foto 2017

  • Grabstein Jacobi Therese - 18. Oktober 1875

    Deutsche Inschrift, Foto 2017

  • Grabstein Jacobi Therese - 18. Oktober 1875

    Ungarische Inschrift, Foto 2017

  • Grabstein Jacobi Therese - 18. Oktober 1875

    Hebräische Inschrift, Foto 2017

  • Grabstein Jacobi Therese - 18. Oktober 1875

    Rückseite, Foto 2017

 

Die Grabinschrift

Inschrift Therese Jacobi: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] Zu helfen wurdest du geschickt. לעזר שלחת
[2] Zum Kummer wurdest du genommen. לתוגה לקחת
[3] Am Morgen bist du erblüht. בבקר פרחת.
[4] In deinem Grab sind geborgen בקברך טמונים
[5] die Liebe der Jugend, אהבת נעורים
[6] ein glänzendes Antlitz, פנים מזהירים
[7] die Lauterkeit der Rechtschaffenen, תומת ישרים
[8] Gepriesen sei sie unter den Frauen תברך מנשים
[9] und edler (war sie) als Perlen. יקרה מפנינים
[10] Dein Andenken sei ein Segen זכרונך ברכה
[11] inmitten von Kummer und Seufzen. בתוך יגון ואנחה!
[12] H(ier ist) g(eborgen) פ’ט
[13] die bescheidene Frau, האשה הצנועה
[14] Frau Resl, a(uf ihr sei)
F(riede),
מרת ריזל ע”ה
[15] Tochter der Eva, aus der Familie Löwenstein. בת חוה, ממשפחה לאווענשטיין
[16] Sie verstarb am 19. Tischre des Jahres 636 n(ach der kleinen Zeitrechnung). נפטרה
[17] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). תנצבה

Linke Seite: Ungarische Grabinschrift

Inschrift Therese JacobiL: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] Im Leben hast du mich nur =Eleiben csak boldogi
[2] glücklich gemacht. tottalg
[3] Nur mit dem Tod hast du mich =Csak halalbän szomo
[4] gekränkt. .ritottal

Rechte Seite: Deutsche Grabinschrift

Inschrift Therese JacobiR: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] Dem Andenken
[2] seiner
[3] ewig unvergesslichen
[4] göttlichen Frau
[5] Dr. Samuel Jacobi

Rückseite (deutsche Grabinschrift)

Inschrift Therese JacobiRS: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] THERESE JACOBI
[2] geb. Löwenstein
[3] 1. Januar 1852
[4] 18. Oktober 1875
 

Anmerkungen

Zeile 4: Folgt man Psalm 90,5.6 ‎בבקר…יחלף, müsste חלף mit “blühen, gedeihen” übersetzt werden, was inhaltlich Zeile 3 ähnelt. Die vorliegende Übersetzung wurde gewählt, weil חלף im Sinne von “in die andere Welt hinüberwechseln” auf unserem Friedhof mehrmals in Inschriften vorkommt und m.E., richtiges Verständnis vorausgesetzt, sowohl die ersten beiden Zeilen der hebräischen Inschrift als auch die ungarischen Zeilen eine inhaltliche Analogie (Vergleich Leben – Tod) nahelegen. Vgl. dazu palästinischer Talmud, Traktat Berachot II,8,5c “Aber wenn ein Gelehrter stirbt, wer bringt uns seinen Ersatz?” תלמיד חכם שמת מי מביא לנו חליפתו. Damit soll wohl auf die Unersetzlichkeit des Verstorbenen hingewiesen werden.

Zeile 7: Vgl. Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 17a “…mögen…deine Augen im Lichte der Tora leuchten, dein Gesicht wie der Glanz des Himmels glänzen…” …עיניך יאירו במאור תורה ופניך יזהירו כזוהר הרקיע….

Zeile 8: Sprüche 11,3 תמת ישרים.

Zeilen 1-9: Beachte den durchgehenden Reim im hebräischen Text.

Zeile 9: Im Targum zur Stelle wird die Frau als eine interpretiert, die im Bet ha-Midrasch (Lehrhaus) dient; im Kommentar des Raschi zur Stelle wird die Frau mit den Frauen der Patriarchen, Sara, Rebekka, Rachel und Lea, gleichgesetzt. Wohl auch als Anspielung auf das “Zelt der Tora” (vgl. Genesis 25,27) zu verstehen; s. auch babylonischer Talmud, Traktat Nazir 23b.

Zeile 10: Sprüche 3,15 יקרה היא צפניניים.

Zeile 12: Jesaja 35,10; 51,11 יגון ואנחה.

Zeile 10: Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat 53b צנועה אשה.

 

Biografische Notizen

Therese (Resl) Jacobi, geb. 01. Jänner 1852 in Pápa, Komitat Veszprém, gest. mit 23 Jahren (in den Sterbematriken mit 26 Jahren) am 18. Oktober 1875.
Leider konnten wir in Pápa keinen Geburtseintrag finden. In den Sterbematriken (s.u.) findet sich fälschlicherweise als Geburtsname “Steinhart”.

Therese Jacobi ist die erste am jüngeren jüdischen Friedhof in Eisenstadt Bestattete.

Matriken Tod Therese Jacobi

Matriken Tod Therese Jacobi

 

Vater: Abraham Löwenstein
Mutter: Johanna (Eva) (Löwenstein)

 

Ehemann: Dr. Samuel (Sámu) Jacobi, Rechtsanwalt, Freimaurer, begeisterter Schachspieler und -autor sowie seit 1909 Ehrenpräsident des Schachzirkels von Pest, geb. 27. Dezember 1844 in Páncélcseh (heute Rumänien), Sohn des Jehuda Jacobi und der Leni Steinfeld, geh. 08. August 1871 in Györ (Raab) (s.u. Trauungsmatriken), gest. an Harnvergiftung am 10. März 1913 in Budapest (s.u. Sterbematriken).

Dr. Jacobi war in 2. Ehe mit Vilma Brachfeld verheiratet, der Ehe entstammten 5 Kinder. Vilma Brachfeld war in erster Ehe mit Jakab Blüm (Blum) verheiratet und starb am 03. Februar 1896 mit 44 Jahren (s.u. Sterbeanzeige).

Matriken Hochzeit Dr. Samuel Jacobi und Therese Löwenstein

Matriken Hochzeit Dr. Samuel Jacobi und Therese Löwenstein

Sterbeanzeige Vilma Jacobi, geb. Brachfeld

Sterbeanzeige Vilma Jacobi, geb. Brachfeld, Pester Lloyd, 04. Februar 1896, Seite 12

Matriken Tod Dr. Samuel Jacobi

Matriken Tod Dr. Sámuel Jacobi

 

Material und Maße des Grabsteins

Granit, 300/79/75

 

Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

 

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