Mor(itz) Steinhof / Josef Meir Steinhof, 06. Schvat 5675 (Donnerstag, 21. Jänner 1915)
Anmerkungen
In Zeile 2 wird Josef Meir mit dem “Stamme der Ältesten und bedeutenden, edlen Schreibern” assoziiert גזע ישישים, סופרים ותרשישים, in Zeile 3 wird er als “der rabbinisch gebildete Einflussreiche, der Selige” הקצין הרבני המנוח bezeichnet.
In Zeile 4 dann der Name mit dem MORENU-Titel מו”ה יוסף מאיר שטיינהאף.
MORENU bedeutet wörtlich “u(nser) L(ehrer), H(err)”. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Nach dem Sterbedatum (Zeile 5) wird auch der Begräbnistag angegeben: “Erev Schabbat Kodesch” (Vorabend des heiligen Schabbat = Freitag), 07. Schvat עש”ק ז” שבט.
Als Akrostichon finden sich seine beiden Vornamen “Josef Meir” in Zeile 6 יוסף מאיר, der Vorname “Meir” in Zeile 7 und der Nachname “Steinhof” שטיינהאף aufgeteilt auf die Zeilen 8 und 9.
Für genealogische Belange besonders interessant ist Zeile 10, die vorletzte Zeile des Lobes:
Die Zeile beginnt mit “Denn/dass [er] ein Sohn der Rebekka war er” וכי בן רפקה הוא (nach Genesis 29,12, Jakob zu Rachel).
Der Rest stellte mich vor ein Rätsel, wörtlich müssten die 3 Wörter übersetzt werden mit “wurde gefragt/konsultiert Zippora …” נדרשת צפרה אשת. Nur hat das dem Namen “Zippora” folgende “eschet” die status constructus-Form, es fehlt aber das “nomen rectum”, das unmittelbar darauf folgen müsste, also z.B. “Mose” אשת משה (“Frau des Mose”). Auch ein Grammatikfehler ist wenig wahrscheinlich, weil “Frau Zippora” wohl eher geschrieben werden würde mit “מ” צפרה o.Ä. und wer wäre dann eigentlich Frau Zippora?
Vielen herzlichen Dank an Claudia Chaya-Bathya Markovits Krempke, Israel, die eine Idee zur Lesung der 3 Wörter hatte: Das hebräische Wort “Zippora” bedeuet “Vogel” und das nachgestellte “eschet” ist jene Form, die wir etwa aus dem Ungarischen kennen “Vogel-ne”, also Frau Vog(e)l.
Diese Lesung sehr wahrscheinlich macht auch m.E. der Kommentar von Carole Vogel, dass nämlich der jung verstorbene und gleichnamige Josef Meir, der Enkel von Moritz (Josef Meir), mehrere Geschwister hatte, darunter eine Jolán Steinhof Vogl (Jolán ist die ungarische Kurzform von Jolanda). Und 1915, als Moritz (Josef Meir) starb, konnte diese Tochter von Süssl Steinhof durchaus schon verheiratet gewesen sein (falls Jolán eine wesentlich ältere Schwester von Josef Meir wäre). Unklar allerdings bleibt, warum die Enkeltochter Jolán um den Namen der Mutter von Moritz (Josef Meir) Steinhof befragt wird und nicht Abraham Aaron, der Sohn, der, wie wir vom Grabstein des jung verstorbenen Josef Meir wissen, 1934 noch lebt.
Update 31. Mai 2011: Das Rätsel ist vielleicht weitgehend gelöst, es handelt sich sicher nicht um Jolán Steinhof Vogl, da diese erst 1907 geboren wurde. Siehe dazu den Kommentar von Carole Vogel!
Allerdings bleibt nach dieser Lösung das “eschet” nach “Zippora” unklar!
Update 01. Juni 2011: Anknüpfend an Carole’s Kommentar schlägt Meir Deutsch eine Lesung vor, die uns den Namen des Vaters von Josef Meir, Jom Tov, nennt! Damit wäre auch “eschet” geklärt! :)
Biografische Notizen
Sterbematriken: Steinhof Mor, wohnhaft in Mattersdorf, Judengasse 5, verheiratet mit Lina Fischer, Rentner, verstorben am 21. Jänner 1915 um 10 Uhr, mit 68 Jahren, an einem Nierenleiden
Vater: Steinhof Fülöp
Mutter: Schey Joszsa
Ehefrau: Lina (Levia) Steinhof, gest. 05. Oktober 1916
Schwiegertochter: Sofie (Süssl) Steinhof, gest. 22. September 1934
Enkel: Josef Meir Steinhof, jung gestorben 01. November 1934
Personenregister jüdischer Friedhof Mattersburg
Johann Philipp Ist in 1819 in Kittsee geboren, Sohn von konrad Philipp Und Anna Volk, Folk or Vogl, heiratet in 1816 kittsee. Johann Philipp heiratet christlich rosalia Steiner – Hirsch in 1856 (vielleicht Mutter Figdor) . Sie warren wohnhaft in Baden bei Wien, Weikersdorf, Tattendorf in 1850. Ich suche wer war , Philipp konrad der in Kittsee nicht geboren Ist Und Krämer war. Könnte et verwandt mît Joséphine Steinhof? Geboren Philipp. Oder etwas zu tun mît Yom Tov Lipman?
Best regard
Rosalia
Let us see what is written:
בן רבקה הוא = he is the son of Rebbeca (Rivka)
נדרשת צפורה that is the second name of his mother רבקה צפורה
נדרשת might mean here that on a day to day she was known as Zipora
צפרה אשת יום טוב = Zipora the wife of Yom Tov (Philip).Yom Tov is his father’s name and Rivka Zipora was the wife of Yom Tov – his father.
We can read it as follows:
The son of Rivka known as Zipora the wife of Yom Tov (his father).
I did not see the name of his father anywhere else on the garavestone, therefore they put it here with his mother’s name.
Vielen Dank Meir! Eine sehr schöne Lösung :), vor allem hätten wir damit nicht nur den Namen des Vaters (ich glaube mich zu erinnern, dass oft Träger des hebräischen Namens “Jom Tov” im bürgerlichen Namen “Philipp” heißen …) und natürlich schön, dass damit auch ein Grammatikproblem ausscheidet :)
Moritz (Josef Mayer) Steinhof is the father-in-law of Sofie Sussel Loebl Steinhof. (Sofie married Moritz’s son Adolf (Abraham Aharon) Steinhof.
Moritz’s parents were Moranu Philip (Yom Tov) Steinhof and Josephine (Rifka Zipporah) Philip . His paternal grandfather was Ber Sofer. I haven’t been to find how this Sofer famil relates to the other Sofer families in Mattersdorf. So far there is no apparent link.
@Carole: Do you know the birthday of Jolán Steinhof Vogl? How old was she in 1915? Was she married at that time?
Because, if she was married in 1915, “Zippora Eschet” in line 10 of the inscription would really correspond to Jolán Steinhof Vogl …
Jolan was born in 1907 so it would be impossible for her to be married in 1915. I think the line about Zippora may refer to Josefina (Rifka Zipporah) Steinhof (circa 1811-1877), the mother of Moritz (Josef Meir) the elder.
Great! Thank you Carole, I added it up (and linked to your comment) in the blogpost above.