Personenregister jüdischer Friedhof Lackenbach
Leopold (Salomon Löb) Mayer, 25. Nisan 626 (= Dienstag, 10. April 1866)
Die Grabinschrift
[1] [Tränenbaum] | {אלון בכות} |
[2] H(ier liegt) b(egraben) | פ”נ |
[3] der teure Mann, der weise Arzt, | האיש היקר הרופא החכם |
[4] der Vollkommene | המושלם |
[5] in Vorzügen und guten Tugenden, | במעלות ומדות טובות |
[6] unser ehrenwerter Lehrer, unser Meister | כמו”ה |
[7] Salomon Löb | שלמה ליב |
[8] Mayer. | מייער |
[9] {Äskulapnatter und Schale der Hygieia) | {נחש אסקולפי וקליפה של היגיאה} |
[10] Er verstarb in g(utem) N(amen) am 25. Nisan | נפטר בש”ט ביום כה ניסן |
[11] 626 n(ach der) k(leinen Zeitrechnung). S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תרכו לפ” תנצבה |
Anmerkungen
Zeile 1: Die Trauerweide, eigentlich “der Tränenbaum”, siehe Genesis 35,8 וַתָּ֤מָת דְּבֹרָה֙ מֵינֶ֣קֶת רִבְקָ֔ה וַתִּקָּבֵ֛ר מִתַּ֥חַת לְבֵֽית־אֵ֖ל תַּ֣חַת הָֽאַלּ֑וֹן וַיִּקְרָ֥א שְׁמ֖וֹ אַלּ֥וֹן בָּכֽוּת׃ “Debora, Rebekkas Amme, starb und ward unterhalb Beth-Els unter einer Eiche begraben; deshalb nennt man sie Träneneiche.”
Zeile 6: Die hebräische Abkürzung bezeichnet einen innerjüdischen Titel und wird MORENU gelesen. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Zeile 9: Die Äskulapnatter ist bekanntlich das Symbol der Mediziner. Mit der Schale der Heilgottheit Hygieia wird es allerdings, zumindest heute, zum Symbol der Apotheken und Pharmazeuten. Ob das im Jahr 1866 auch schon so war, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Leopold Mayer war laut hebräischer Grabinschrift und laut Eintrag im Sterbebuch Arzt. Vielleicht auch Pharmazeut?
Zeile 10: Vgl. Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 17a “…Heil dem, der … mit gutem Namen gestorben ist …” …אשרי…שנפטר בשם טוב; vgl. auch babylonischer Talmud, Traktat Avot II,8 “…hat er einen guten Namen erworben, hat er etwas für sich erworben” …קנה שם טוב, קנה לעצמו…. Der gute Name kommt im Gegensatz zu allen anderen geistigen und sittlichen Gütern fast ausschließlich dem Besitzer zugute und bleibt auch nach dem Tod sein Eigen (Hirsch Samson Raphael, Siddur. Israels Gebete, Zürich-Basel 1992, 443); s. auch Avot IV,7 “… Drei Kronen gibt es: die Krone der Tora, die Krone des Priestertums und die Krone des Königtums; die Krone des guten Namens aber erhebt sich über sie” … שלשה כתרים הן: כתר תורה וכתר כהונה וכתר מלכות: וכתר שם טוב עולה על גביהן.
Biografische Notizen
Leopold (Salomon Löb) Mayer, geb. ca. 1792 in Königgrätz, Böhmen, Arzt, gest. 25. Nisan 626 = Dienstag, 10. April 1866 mit 74 Jahren an Altersschwäche in Pullendorf

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