Personenregister jüdischer Friedhof Kobersdorf
Markus (Meir) Katzburg, 11. Kislew 671 (= Montag, 12. Dezember 1910)
Die Grabinschrift
[1] {Segnende Priesterhände} | {ידי כהן} |
[2] H(ier liegt) b(egraben) | פ”נ |
[3] ein erhabener, in der Tora ausgezeichneter Mann, | איש נעלה מופלג בתורה |
[4] aus vornehmner Familie, lauter wandelnd und das Recht | ממשפחה רמה חלך תמים ופעל |
[5] ausübend, gottesfürchtig und das Gerechte (lebt) | צדק ירא אלהים וצדיק |
[6] in seinem Glauben. Er liebte Frieden und strebte | באמונתו אהב שלום ורודף |
[7] nach Frieden. Zu jeder Zeit erwies er Wohltaten. | שלום עושה צדקות בכל עת |
[8] MORENU Meir, Sohn des | מה”ר מאיר בן |
[9] MORENU Meschullam Katzburg, s(eine Ruhe) s(ei Wonne = Eden) | מה”ר משולם קאטצבורג נ”ע |
[10] Ha-Kohen | הכהן |
[11] aus der Stadt Pest und der Name seiner Mutter war Rachele. | מעיר פעסט ושם אמו רכלה |
[12] Er starb in gutem Ruf im Altern von 52 Jahren am | נפטר בשם טוב בן נ”ב שנה ביום |
[13] 11. Kislew des Jahres 671 n(ach der kleinen Zeitrechnung) | יא כסלו שנת תרעא ל” |
[14] in der Stadt Wien und von dort überführten ihn | בעיר וויען ומשם הובילוהו |
[15] seine Söhne Simon Elieser und Jakob, für | בניו שמעון אלעזר ויעקב אשר |
[16] die er sorgte und stets arbeitete. | בעדם דאג ועבד תמיד |
[17] Sie begruben ihn hier mit großer Ehre bei seiner Ehefrau. | וקברוהו פה בכבוד גדול אצל זוגתו |
[18] S(eine Seele) m(öge) e(ingebunden sein) i(m Bündel) d(es Lebens). | תנצבה |
Anmerkungen
Zeile 4: Psalm 15,2 הוֹלֵ֣ךְ תָּ֭מִים וּפֹעֵ֥ל צֶ֑דֶק “Der makellos lebt und das Rechte tut”.
Zeile 4/5: Habakuk 2,4 וְצַדִּ֖יק בֶּאֱמוּנָת֥וֹ (יִחְיֶֽה)׃ “der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben”.
Zeile 6/7: Pirke Avot (Sprüche der Väter) 1,12 אוֹהֵב שָׁלוֹם וְרוֹדֵף שָׁלוֹם “Frieden liebend und nach Frieden strebend”.
Zeile 7: Psalm 106,3 עֹשֵׂ֖ה צְדָקָ֣ה בְכָל־עֵֽת׃ “die Gerechtigkeit üben zu jeder Zeit”.
Zeile 8 und 9: MORENU bedeutet wörtlich “u(nser) L(ehrer), H(err)”. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Zeile 11: Verderbte Schreibung beim ersten (und zweiten) Buchstaben des Vornamens der Mutter (Rachele).
Zeile 12: Vgl. Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 17a “…Heil dem, der … mit gutem Namen gestorben ist …” …אשרי…שנפטר בשם טוב; vgl. auch babylonischer Talmud, Traktat Avot II,8 “…hat er einen guten Namen erworben, hat er etwas für sich erworben” קָנָה שֵׁם טוֹב, קָנָה לְעַצְמוֹ. Der gute Name kommt im Gegensatz zu allen anderen geistigen und sittlichen Gütern fast ausschließlich dem Besitzer zugute und bleibt auch nach dem Tod sein eigen (Hirsch Samson Raphael, Siddur. Israels Gebete, Zürich-Basel 1992, 443); s. auch Avot IV, 7 “… Drei Kronen gibt es: die Krone der Tora, die Krone des Priestertums und die Krone des Königtums; die Krone des guten Namens aber erhebt sich über sie” שְׁלשָׁה כְתָרִים הֵם, כֶּתֶר תּוֹרָה וְכֶתֶר כְּהֻנָּה וְכֶתֶר מַלְכוּת, וְכֶתֶר שֵׁם טוֹב עוֹלֶה עַל גַּבֵּיהֶן:.
Biografische Notizen
Markus (Meir/Maier) Katzburg, geb. ca. 1858 in Veľké Ludince (ung. Nagyölved) in der heutigen Slowakei, Talmudist bzw. Schächter, verheiratet, zuständig und wohnhaft: Wien, Rote Kreuzgasse 5, gest. 11. Kislew 671 = Montag, 12. Dezember 1910 um 02 Uhr nachts in Wien 18, Gürtel 94 mit 52 Jahren an chronischer Hirnhautentzündung
Vater: Salamon Katzburg, aus Budapest, weiland
Mutter: Rosalie (Rachele), geb. Fischbein
1. Ehefrau: Sali (Sara) Gruber, Tochter des Herschl Gruber und der Leonora (Chaja Lea) N.N. aus Kobersdorf. Geheiratet 23. Oktober 1878 in Kobersdorf.
Sali Gruber starb am 12. Juni 1904 und ist am jüdischen Friedhof Kobersdorf neben ihrem Ehemann begraben.
2. Ehefrau: Friederike Friedmann, geb. 18. August 1861 in Wien, zuständig nach Rechnitz (ungarisch Rohoncz), Komitat Eisenburg, Ungarn, wohnhaft: Wien 2, Zwerggasse 1, Tochter des Gabriel Friedmann, weiland, und der Eva, geb. Engelsmann.
Geheiratet 14. Jänner 1906 im Hotel Schey in Baden bei Wien. Der Wohnsitz des Ehemanns, der als Witwer geführt wird, war zum Zeitpunkt der Eheschließung Wien 2, Obere Donaustraße 59.
Söhne (aus 1. Ehe mit Sali Sara Gruber):
Simon Elias (Elieser) Katzburg, geb. 07. September 1880 in Kobersdorf
Jakob Katzburg, geb. 01. Mai 1882 in Kobersdorf
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