Personenregister jüdischer Friedhof Kobersdorf
Esther Alt, 29. Schvat 688 (= Montag, 20. Februar 1928)
Die Grabinschrift
[1] Eine angesehene Frau, eine Tochter von Guten, die gepriesene unverheiratete Frau. | אשת חיל בת טובים הבתולה המהוללה |
[2] H(ier liegt) b(egraben) | פ”נ |
[3] F(rau) Ester, a(uf ihr sei der) F(rieden), | מ” אסתר ע”ה |
[4] Tochter des weithin bekannten Gerechten | בת הצדיק המפורסם |
[5] MORENU Mose Alt, s(ein Andenken) m(öge bewahrt werden). | מוה משה אלט ז”ל |
[6] Sie ließ das Leben (wie) alles Lebende | שבקה חיים לכל חי |
[7] am 29. Schvat 688 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | ביום כט שבט תרפח לפ”ק |
[8] Ester legte ihre königlichen Gewänder an. | אסתר בגדי מלכות לבשה |
[9] Ihr Ende kam plötzlich. | סופה פתאום בא |
[10] Sie wird durch ihre guten Taten zur Ruhe kommen, | תבוא במעשיה הטובים למנוחה |
[11] allen, die sie kannten, blieb viel Leid und Kummer. | רב לכל מכירה יגון ואנחה |
[12] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
Anmerkungen
Zeile 1: Sprüche 12,4 אשת חיל.
Zeile 5: MORENU bedeutet wörtlich “u(nser) L(ehrer), H(err)”. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Zeile 6: Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 61b לא שביק מר חיי לכל בריה “Der Meister lässt ja keinem Geschöpf das Leben”. Das ist die Antwort von Abajje auf Raba, der sagte “Wir zum Beispiel sind Mittelmäßige”. Gemeint ist, wenn Raba nur zu den Mittelmäßigen gehören sollte, gäbe es überhaupt keinen vollkommenen Gerechten.
Mit dieser euphemistischen Umschreibung für das Sterben wird Ester Alt als vollkommen Gerechte bezeichnet.
Zeile 8: Siehe Ester 5,1 ותלבש אסתר מלכות und v.a. Raschi zur Stelle: אסתר לבשה בגדי מלכות “Ester zog königliche Kleider an” (um dem König zu gefallen). Hier natürlich Gott gemeint.
Zeile 8 horizontal und Zeile 8-11: Akrostycha: Sowohl das erste Wort in Zeile 8 als auch die Anfangsbuchstaben von Zeile 8 – 11 ergeben den hebräischen Vornamen der Verstorbenen אסתר “Ester”.
Zeile 11: Die Satzstellung ist dem Akrostichon geschuldet, daher רב am Anfang.
Biografische Notizen
Esther Alt, Haushalt, geb. 14. September 1901 in Kobersdorf, wh.: Kobersdorf, Schlossgasse 4, gest. 29. Schvat 688 = Montag, 20. Februar 1928 um 15 Uhr mit 26 Jahren an Lungenentzündung in Kobersdorf, begraben am 21. Februar 1928 am jüdischen Friedhof Kobersdorf neben ihrem Bruder Sigmund
Vater (weiland): Moses Alt, gest. 26. Oktober 1924, begraben am jüdischen Friedhof Kobersdorf in der Reihe vor ihrem Bruder Sigmund und ihr
Mutter: Rosa / Regi Tachauer
Brüder:
Josua Alt, geb. 30. Oktober 1884, gest. 07. Dezember 1918, begraben am jüdischen Friedhof Kobersdorf
Sigmund (Bezalel) Alt, geb. 06. August 1890, gest. 24. September 1936, begraben am jüdischen Friedhof Kobersdorf neben seiner Schwester
Weitere Geschwister, siehe Kinder von Moses Alt: geni.com.
Mehr über die Familie Alt meinen Blogartikel “Familienfoto“.
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