Frau Chaja Tochter Jakob, 27. Schvat 456 (= Montag Abend, 30. Jänner 1696)
א-L1 (Wachstein 22)
Die Grabinschrift
[1] H(ier ist) g(eborgen) | פ”ט |
[2] die würdige Frau, | האשה הגונה |
[3] die Bescheidene, F(rau) | הצנועה מ’ |
[4] Chaja, Tochter d(es Herrn) Jakob, | חיה בת ה’ יעקב |
[5] s(ein Andenken) m(öge bewahrt werden). Ihre See(le) ging hinweg | ז”ל יצאת נשמ’ |
[6] am Montag, 27. Schvat | ביום ב’ כ”ז שבט |
[7] d(es Jahres) 456 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | ש’ תנ”ו לפ”ק |
[8] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bündel) d(es Lebens). | תנצב”ה |
Anmerkungen
Der Grabstein hat keine hebräische Nummer, die Inschrift ist jedoch recht gut lesbar. Der Stein ist ursprünglich wahrscheinlich im Sektor I gestanden, muss aber wohl irgendwann bewusst versetzt worden sein.
Zeile 6 und 7: Wachstein merkt im hebräischen Teil seines Buches an: כ”ז שבט תנ”ו היה יום ג בשבוע ויתאים לשנת תנ”ו אבל במצבה תנ”ו ואולי צ”ל כ”ו שבט וקריאת האות קשה. “Der 27. Schvat 456 war der Dienstag, was für das Jahr 457 passt. Aber am Grabstein steht 456. Vielleicht ist es notwendig 26. Schvat zu lesen, aber die Lesung des Buchstabens ist schwer.”
Im deutschen Teil seines Buches merkt Wachstein an: “War Dienstag, im Text jedoch Montag. Vielleicht irrtümlich ו für ז in der Angabe des Jahres, in welchem Falle es stimmen würde. Möglicherweise ist 26. statt 27. zu lesen.
Tatsächlich ist ein Jahr später, im Jahr 457 der 27. Schvat ein Montag. Umgerechnet wäre das Sterbedatum in diesem Fall dann Montag, 18. Februar 1697.
Die zweite Lesemöglichkeit, die Wachstein sieht, nämlich beim Tagesdatum statt 27. Schvat den 26. Schvat zu lesen, sehe ich nicht. Der Grund ist die Schreibung des Tagesdatums:
Auffällig bei der Angabe des Tagesdatums ist nämlich, dass für die Zehnerzahl “20” ein Final-Kaf ך geschrieben wird, obwohl sich der Buchstabe nicht am Schluss befindet. Damit soll suggeriert werden, dass wir die Buchstabenkombination als Wort von links nach rechts (!) lesen: זך bedeutet “rein” (siehe Exodus 27,20: שֶׁ֣מֶן זַ֥יִת זָ֛ךְ כָּתִ֖ית “reines Öl aus gestoßenen Oliven”). Es wird also damit angedeutet, dass Chaja mit “reiner Seele” verstarb. Siehe etwa auch die Grabinschrift von Rabbi Meir Eisenstadt, in der wir die selbe Schreibung finden.
Diese Schreibung, die natürlich bewusst gewählt wurde, würde keinen Sinn machen, wenn das Tagesdatum der 26. Schvat wäre!
Eine weitere Möglichkeit ist auch noch in Betracht zu ziehen (aus meiner Sicht die wahrscheinlichste), nämlich, dass Chaja in den Abendstunden des Montags, 30. Jänner 1696, also ab etwa 17 Uhr, gestorben ist, was im jüdischen Datum bereits der 27. Schvat war. Auch dann stimmt die Angabe in der hebräischen Grabinschrift, nämlich Montag, 27. Schvat.
Personenregister älterer jüdischer Friedhof Eisenstadt