Gestern Nachmittag, am 22. August 2024, wurde auf dem Zentralfriedhof Wien der jüdische Soldatenfriedhof nach zweijähriger Sanierung feierlich wiedereröffnet. 110 Jahre und ein knappes Monat nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 28. Juli 1914.
Sprecher beim Festakt waren Oberrabbiner Jaron Engelmayer, Präsident der IKG Oskar Deutsch, BM Klaudia Tanner sowie BM Gerhard Karner. Musikalisch begleitet wurde der Festakt außerdem von Oberrabbiner Shmuel Barzilai.
Lesen Sie bitte auch den Bericht auf wien.orf.at. Der Transkribierer hat die Bilder…
Etwa 450 Gräber von im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten befinden sich am Zentralfriedhof Wien, Gruppe 76b.
Am ersten Blick scheinen die Grabinschriften stereotyp zu sein, die meist sehr jungen Soldaten sind fast ausschließlich zwischen 1914 und 1918 gefallen, einige wenige später an ihren Wunden gestorben. Viele Inschriften sind auch oder sogar nur auf Hebräisch und ich freue mich, dass geplant ist, diese Inschriften zu übersetzen. Jede Grabinschrift steht für ein persönliches Schicksal, für den Tod eines jungen Mannes, eines Sohnes, eines Bruders, eines Ehemanns, eines Vaters, eines Studenten…
Auch die Orte werden mitunter genannt: Russisch-Polen, der nördliche Kriegsschauplatz, die Karpaten, die Schlacht bei Krasnik (Russland), die Dolomiten, die rumänische Front, Jaroslau (heute Polen), die Schlacht am Isonzo.
Der Leiter der historischen Angelegenheiten des Bundesministeriums für Inneres, Kommissär Stephan Mlczoch, zitierte bei seiner Begrüßung den Regimentsarzt Dr. Grün aus dem “3. November 1918” von Franz Theodor Czokor. “Die Männer verabschieden sich mit Erde aus Ungarn, Erde aus Polen, Erde aus Kärnten, slowenische Erde, tschechische Erde, italienische Erde und schließlich war der jüdische Regimentsarzt Dr. Grün an der Reihe und verabschiedete sich mit Erde aus Österreich”.
Diese Worte noch in den Ohren, fiel mir eine Inschrift besonders auf, jene von Heinz Koch, einem Kadett-Aspiranten und Beamten der k.k. Kredit-Anstalt, der am 7. April 1893 in Böhmen geboren wurde und genau am Tag seines 22. Geburtstags in den Karpaten fiel “Gefallen… für sein jüdisches Volk”:
gefallen in der Fremde, in den Karparten am 7. April 10915
in treuer Pflichterfüllung für
seinen Kaiser, sein Vaterland
und sein jüdisches Volk
Siehe auch:
Wiedereröffnung des Soldatenfriedhofes auf der Website der IKG vom 23. August 2024
Kriegsgräber. Wiedereröffnung des jüdischen Soldatenfriedhofs, News des Bundesministerium Inneres vom Donnerstag, 22. August 2024, 15:33 Uhr
wien.orf.at vom Donnerstag, 22. August 2024, 16.33 Uhr