Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Hermann (Meir Zvi) Wärndorfer, 12. Tischre 690 (= Dienstag, 15. Oktober 1929)
Standortnummer: 618
Die Grabinschrift
[1] H(ier liegt) b(egraben) | פנ |
[2] ein untadeliger und rechtschaffener Mann, | איש תם וישר |
[3] der sich streng an die Gebote Gottes hielt, | מהדר במצות השם |
[4] d(er) e(hrenhafte) H(err), R(eb) | כהרר |
[5] Meir Zvi, | מאיר צבי |
[6] Sohn des Naftali | בן נפתלי |
[7] Wärndorfer, | ווארנדארפער |
[8] der all seine Tage auf dem Weg der Wahrheit ging | אשר כל ימיו בדרך אמת הלך |
[9] und leicht von seiner Hände Arbeit lebte. | ורך מעגיע כפו אכל |
[10] Daher wird ihm Heil sein und Wohl seiner reinen Seele, | לכן אשרי לו וטוב לנשמתו הטהורה |
[11] die hinging am 12. Tischre 690 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | שיצאה יב תשרי תרץ לפק |
[12] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
[13] Hier ruht | |
[14] Mayer Wärndorfer | |
[15] gestorben am 16. Oktober 1929 |
Sockel
[1] FRIEDLÄNDER & DEUTSCH WIEN XI |
Anmerkungen
Zeile 2: Ijob 1,8; 2,3.
Zeilen 8: Genesis 24,48 בדרך אמת.
Zeilen 9/10: Wörtl.: “…an seiner Hand…”; vgl. Psalm 128,2 “Was deine Hände erwarben, kannst du genießen (wörtl.: ‘essen’); Heil dir, es wird dir gut gehen” יגיע כפיך כי תאכל אשריך וטוב לך. Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 8a: “…Größer ist, wer von seiner Arbeit genießt, als der Gottesfürchtige…Heil dir in dieser Welt und wohl dir in der zukünftigen…” …גדול הנהנה מיגיעו יותור מירא שמים…אשריך בעולם הזה וטוב לך לעולם הבא…; s. auch Traktat Chullin 44b.
Biografische Notizen
Hermann (Meir Zvi) Wärndorfer, Kaufmann, geb. 15. März 1853 in Schützen 17, ebd. wohnhaft (gleichzeitig wurde sein Zwillingsbruder Max geboren). Gestorben mit 76 Jahren am 15. Oktober 1919 um 22 Uhr (daher schon am 12. Tischre) in Eisenstadt an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Im deutschen Teil der Grabinschrift (s.o. Zeile 15) ist das hebräische Datum direkt umgerechnet und der 16. Oktober als Sterbedatum genannt.
Vater: Heinrich (Naftali) Wärndorfer
Mutter: Barbara Boskovitz
Schwester: Josefine Wärndorfer, gest. 01. März 1929
Bruder: Max Wärndorfer, geb. 15. März 1853 in Schützen, ebd. wohnhaft, Zwillingsbruder von Hermann Wärndorfer (s.o. Geburtsmatriken)
Ehefrau: Betti (Barbara) Rosenberger, geh. 16. Dezember 1879 in Eisenstadt, gest. 23. November 1925.
In den Trauungsmatriken ist Hermann als “Meier”, also mit seinem hebräischen Vornamen eingetragen. Hermann war zum Zeitpunkt der Hochzeit 26 Jahre (in den Trauungsmatriken falsch 28 Jahre), Betti 22 Jahre alt.
Töchter:
Theresia (Resi) Wärndorfer, geb. 08. November 1880 in Schützen, ebd. wohnhaft (hebräischer Vorname des Vaters, wie in den Trauungsmatriken: “Meier”), gest. 17. Oktober 1881 mit 11 Monaten in Schützen (s.u. Sterbematriken: Nachname “Werendorfer”)
Gisel(l)a Weißberger, Schneiderin, geb. Wärndorfer, geb. 27. Jänner 1882 in Schützen, ebd. wohnhaft (hebräischer Vorname des Vaters, wie in den Trauungsmatriken: “Meier”), geh. 27. August 1905 Adolf Weißberger, Schneidermeister, geb. 11. Juli 1879 in Nagymagyar, wh.: Moson (Wieselburg, Ungarn), Sohn des Moses Weißberger, Schneider aus Senec (Westslowakei) und der Charlotte Schaffer aus Senec.Elsa Wärndorfer, geb. 02. August 1884 in Schützen, ebd. wohnhaft (Vorname des Vaters: “Maria”!)
Johanna (Minna) Markus, geb. Wärndorfer 30. Mai 1887 (Geburt als “Minna” nicht in den Eisenstädter Matriken, “nur” in den Heimatrollen als “Minna” verzeichnet; Vorname Vater: “Mayer”), geh. (als “Johanna Werndorfer”) 16. März 1919 Adolf (Abraham) Markus, Kaufmannsgehilfe in Eisenstadt, später Besitzer eines Schnittwarengeschäfts in Eisenstadt, Hauptstraße 23, geb. 15. September 1878, gest. 18. Oktober 1936 in Wien, begraben in Eisenstadt, Sohn des Max Markus und der Rosalia Topf. Minna (Johanna) starb am 26. Oktober 1948 in Eisenstadt.
Malvina Trebitsch, geb. Wärndorfer 26. September 1888 in Schützen 113, ebd. wohnhaft (Beruf des Vaters: Händler, Vorname: Hermann), geh. 28. Februar 1921 Leopold Trebitsch, Kaufmann aus Baden, geb. 17. August 1880, Sohn des Heinrich Trebitsch, gest. 22. März 1922, und der Sophie Kohn. Malvina Trebitsch starb am 12. Oktober 1977 in Eisenstadt (s.u. Nachtrag in Trauungsmatriken).
Das Schnittwarengeschäft ihres Schwagers Adolf Markus, Ehemann ihrer Schwester Johanna (Minna) (s.o.), erbte Malvinas Sohn Heinrich Trebitsch, geb. 28. Dezember 1921 in Baden, gest. 13. Oktober 2013 in Eisenstadt, begraben Wien, Zentralfriedhof, Tor IV.
Heinrich Trebitsch heiratete am 13. September 1951 Lilly Franziska Walden, geb. 05. Dezember 1923 in Wien IX, gest. 03. April 2005 in Eisenstadt.
Der gemeinsame Sohn Thomas (Tommy) Trebitsch lebt heute mit seinen beiden Kindern in Eisenstadt.
Friederike (Frida) Szemere, geb. Wärndorfer (Werndorfer!), geb. 29. November 1890 in Eisenstadt (Vorname Vater: “Mayer”, s.u. Geburtsmatriken), geh. 21. November 1918 Eugen Szemere, Privatbeamter in Eisenstadt, geb. 03. Oktober 1881, Sohn des Alexander Steppinger und der Rosa Schwarz (Eltern zum Zeitpunkt der Hochzeit schon verstorben).
Eugen Szemere war schon einmal verheiratet, mit Julia (Janka) Fürst (= Anna / Johanna (Janka; Chana) Szemeré, geb. Fürst, gest. 23. April 1916), geh. 25. Dezember 1911, war daher bei der Hochzeit mit Friederike verwitwet.
Eugen Szemere starb am 22. August 1952 in Budapest (s.u. Nachtrag in Trauungsmatriken).
Söhne:
Heinrich Wärndorfer, geb. 20. Juli 1883 in Schützen, ebd. wohnhaft (hebräischer Vorname des Vaters, wie in den Trauungsmatriken: “Meier”), gest. 09. März 1884? (in den Sterbematriken mit “6 Monaten” und ohne Angabe der Eltern, daher nicht sicher)
Sigmund Wärndorfer, geb. 09. Dezember 1885 in Serez, Ungarn, zuständig Eisenstadt, geh. 12. August 1923 in Baden Helene Kohn, geb. 07. August 1900 in Baden, zuständig Baden, Tochter des Jakob Kohn und der Netti Reisch.
Sigmund Wärndorfer starb am 08. April 1948 in Buenos Aires, Helene am 05. Juni 1990 auch in Buenos Aires.
Über die gemeinsame Tochter Erika schreibt Traude Triebel in einem Kommentar zu einem Artikel auf der Koscheren Melange, den es hier nicht mehr gibt, über die Tochter Erika (der Kommentar wurde hier ohne Änderung eingefügt, nur die Links wurden aktualisiert):
Respekt vor dem Projekt des Gymnasiums Kurzwiese! Allerdings gibt es zu mancher Schülerin/manchem Schüler doch wesentlich mehr Informationen, als wir auf den Projektseiten finden, z.B:
Bei Erika Wärndorfer lesen wir „Von Erika und auch von allen anderen Mitgliedern wissen wir nichts über ihren weiteren Lebensweg.“
Das stimmt nicht.
Erika heiratete Pablo Paul Kellner, geb. 08. Juni 1915 in Wien, gest. 27. April 2002 in Buenos Aires, begraben in Tablada, Buenos Aires. Sein Vater war Jakob (Jacques) Kellner, geb. 30. Oktober 1885 in Pressburg, gest. 20. November 1935 in Wien. Die Mutter (von Pablo Kellner) war Helene Baumgarten und wurde am 30. Oktober 1890 in Wien geboren und starb am 06. Mai 1983 in Buenos Aires und ist ebenfalls in Tablada begraben.
Die Mutter von Erika ist Helene (Hindl) Wärndorfer (Kohn) und sie ist am 05. Juni 1990 in Buenos Aires, Argentinien, verstorben, ebenda begraben.
Matrikeneintrag von der Hochzeit Sigmund Wärndorfer und Helene Kohn in Baden am 12. August 1923 siehe bei Hermann Wärndorfer.Erika Kellner, geb. Wärndorfer ist am 06. August 1989 ebenfalls in Buenos Aires verstorben und auch dort begraben: siehe Eintrag auf geni.com.
Übrigens: Die Großeltern von Erika Wärndorfer, also die Eltern ihres Vaters Sigmund, sind beide am jüngeren jüdischen Friedhof begraben:
Hermann (Meir Zvi) Wärndorfer, gest. 15. Oktober 1929und Barbara (Betti, Blümele) Rosenberger, gest. 23. November 1925
Auch der Bruder von Sigmund, Alexander (Salomo Jehuda) Wärndorfer ist am jüngeren jüdischen Friedhof begraben:
Alexander Wärndorfer, geb. 1896? (kein Geburtsmatrikeneintrag in Eisenstadt), gest. 18. April 1916
Material und Maße des Grabsteins
Quarzit, 210/75/38
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