Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Rosalia (Sara) Schönberger, 06. Kislew 674 (= Freitag, 05. Dezember 1913)
Standortnummer: 702
Die Grabinschrift
[1] H(ier ist) g(eborgen) | פט |
[2] die bedeutende und edle Frau, | האשה החשובה והיקרה |
[3] Krone ihres Mannes und Zierde ihrer Kinder, | עטרת בעלה ותפארת בניה |
[4] F(rau) Sara | מ’ שרה |
[5] Schönberger, a(uf ihr sei) F(riede), | שאנבערגער ע”ה |
[6] Witwe des Teuersten unter den Menschen, | אלמנת היקר באנשים |
[7] d(es ehrenhaften) H(errn) Nataniel Schönberger, a(uf ihm sei) F(riede). | כה נתנאל שאנבערגער ע”ה |
[8] Sie ging zur ewigen Ruhe ein | שהלכה למנוחות |
[9] am 6. des Monats Kislew | ביום ו לחודש כסלו |
[10] des Jahres 674 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung) | דשנת עדר”ת לפ”ק |
[11] und wurde begraben am 8. desselben (Monats) mit großer Ehre. | ונקברה ביום ח’ בו בכבוד גדול. |
[12] Eine Fürstin in ihrem Haus war sie zum Glück ihres Ehemanns und ihrer Kinder. | שרתי בביתה לאשר בעלה ובניה |
[13] Viel Güte und Liebe übte sie alle Tage ihres Lebens, | רב טוב וחסד פעלה כל ימי חייה |
[14] bescheiden war ihr Lebenswandel. | הצנע לכת היו תהלוכותיה. |
[15] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
Anmerkungen
Zeile 2: Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat 59b אשה חשובה u.a.
Zeile 3: Sprüche 12,4 עטרת בעלה.
Vgl. Sprüche 17,6 “…der Ruhm der Kinder sind ihre Väter אשה חשובה.
Zeile 10: Die Umstellung der Konsonanten der Jahreszahl soll wahrscheinlich die sonst mögliche Interpretation der Buchstaben von “Du wirst zittern” תרעד vermeiden und wohl die Wurzel עדר assoziieren, die im Nif’al (Passivstamm) die Bedeutung “vermisst werden” (hier also: “Du wirst vermisst werden”) anzeigt.
Zeile 13: Vgl. Klagelieder 1,1 “Die Fürstin über die Länder…” שרתי במדינות.
Zeile 14: Micha 6,8 והצנע לכת; תהלוכות: Das Wort wurde offensichtlich aus Gründen des Reimes gewöhlt (wörtl.: “Bescheiden zu gehen mit Gott, waren ihre Umgänge”). S. dazu babylonischer Talmud, Trakat Makkot 24a “…(das heißt) ‘einem Verstorbenen das Geleit geben und eine Braut unter den Baldachin führen’. Nun ist (durch einen Schluss) vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn die Tora von Dingen, die öffentlich zu erfolgen pflegen, gesagt hat: ‘und bescheiden zu gehen’, um wieviel mehr gilt dies von Dingen, die heimlich erfolgen sollen…” ..זו הוצאת המת והכנסת כלה לחופה והלא דברים ק”ו ומה דברים שדרכן לעשותן בפרהסיא אמרה תורה הצנע לכת דברים שדרכן לעשותן בצנעא על אחת כמה וכמה….
Zeilen 12-14: Akrostichon: Die Anfangsbuchstaben ergeben den hebräischen Vornamen der Verstorbenen (Sara).
Biografische Notizen
Rosalia / Sara Schönberger, geb. am 06. Mai 1836 in Eisenstadt, Meierhof 31, gest. 05. Dezember 1913 um 06.30 Uhr an Lungenentzündung.
Vater: Bernhard Popper
Mutter: Juli / Julia Wolf
Ehemann: Samuel (Nataniel) Schönberger, Bäckermeister, geb. in Fertöszentmiklós 170, geh. 01. Mai 1856 in Eisenstadt (s.u. Trauungsmatriken). Samuel war bei der Hochzeit 24 Jahre, Sara 20 Jahre alt, beide ledig; gest. 04. Mai 1911
Töchter:
Klara Perl, geb. Schönberger, geb. 1867?, geh. 14. Juli 1891 in Eisenstadt Sigmund Perl, geb. 27. Mai 1862 in Eisenstadt, Sohn des Ignaz Perl und der Katalin / Katti Löwy sowie Bruder von Josef Löb (Joez) Perl, Eisenstadt. Sigmund war bei der Hochzeit 29 Jahre alt, Klara, 25?
Rosa Perl, geb. Schönberger, geb. 1866?, geh. 26. Jänner 1886 in Eisenstadt Josef (Löb, Joez) Perl, Sohn des Ignaz Perl und der Rosalia Löwy, Eisenstadt. Josef war bei der Hochzeit 26 Jahre, Rosa 22 Jahre alt. Obwohl bei Rosa als Geburtsort Eisenstadt eingetragen ist, konnte sie in Geburtsmatriken von Eisenstadt nicht gefunden werden.
Söhne:
Sigmund / Zsigmond Schönberg (sic!), geb. 26. Mai 1878 in Eisenstadt 16, geh. 08. November 1921 Charlotte / Sarolta Grünwald, geb. 21. Jänner 1880 in Nagyszombat (= Trnava/Tyrnau, Slowakei), (verwitwet nach Aron Lindenberg), Tochter des Gyula Grünwald und der Rosa Sonnenschein.
Sowohl Sigmund Schönberger als auch seine Schwiegermutter, Rosa Sonnenschein, wurden von Nizza bzw. Drancy, wohin sie von Fiume gezogen waren, nach Auschwitz deportiert und ermordet (Schoa-Opfer).
Siehe auch den Brief von Sandor Wolf an die Familie Stock in unserem Blogartikel “und sie alle werden nicht mehr zurückkehren…”.
Berthold (Jakob Dov/Beer) Schönberger, gest. 23. Juli 1921
Material und Maße des Grabsteins
Marmor, 160/69/14
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