Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Rosa (Rebekka) Opler, 05. Tammus 679 (= Donnerstag, 03. Juli 1919)
Standortnummer: 727
Die Grabinschrift
[1] H(ier ist) g(eborgen | פט |
[2] eine bedeutende und edle Frau, eine rechtschaffene Einflussreiche. | אשה חשובה ויקרה קצינה וישרה |
[3] Ihre Hand öffnete sie jedem Armen und Bedürftigen, | כפה פרשה לכל עני ואביון |
[4] Frau Rebekka, a(uf ihr sei) F(riede), | מרת רבקה ע”ה |
[5] Ehefrau d(es) CH(AVER) H(errn) Aaron Opler, a(uf ihm sei) F(riede). | אשת הח’ ר’ אהרן אפלער ע”ה |
[6] Sie starb am 5. Tammus 679 in der Stadt Budapest | מתה ה תמוז תרע”ט בעיר בודאפעסט |
[7] und ihre Söhne brachten sie hierher. | והוביליה בניה הנה |
[8] Sie wurde begraben mit großer Ehre | ונקברה בכבוד גדול |
[9] am 8. des Monats Tammus in ihrer Geburtsstadt. | ביום ח לחודש תמוז בעיר מולדתה |
[10] Dein Geist lebt ewig im Garten Eden, | רוחך חי לנצח בעדן גנים |
[11] an jenem Ort, an dem alle reinen Herzens unendlich erhaben ruhen werden. | במקום כל ברי לב ינוחו שנאנים |
[12] (Das ist das) Grab unserer edlen Mutter, einer der erhabensten Frauen, | קבר אמנו היקרה אחת מבנות המעלה |
[13] der reinen Seele, der tüchtigen Frau, der Krone ihres Mannes. | הנפש הטהורה אשת חיל עטרת בעלה |
[14] Eine gute Mutter war sie uns, eine Mutter allen Armen. | אם טובה לנו אם לבני עוני כלמו |
[15] Tränenbäche flossen von ihren Augen, die Tage des Überflusses waren entschwunden: | פלגי מים ירדו עינימו ימי שבע חלפי למו |
[16] Sie bekleidete die Armen, und die Hungrigen sättigte sie. | לבישת ערמים ורעבים השבעתה |
[17] Die sich mit der Tora beschäftigten, hast du unterstützt und ihnen Hilfe angedeihen lassen. | עוסקים בתורה תמכת והושעתה |
[18] Dein Geist kehrte zurück zu dem Ort, den du dir erwählt hast. | רוחך שבה למקום אשר לקחת |
[19] Auch dein Körper kehrte in seine Geburtsstadt zurück. | אף גויתך שב אל מקום מולדתה |
[20] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m BUnd) d(es Lebens). | תנצבה |
Sockel
[1] Hier ruht | |
[2] Frau Rosa Opler, geb. Ungar | |
[3] geb. in Eisenstadt am 13. April 1869. | |
[4] gest. in Budapest am 3. Juli 1919. | |
[4] Friede ihrer Asche! |
Sockel
[1] Hild Sopron |
Anmerkungen
Zeile 2: Vgl. Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat 59b אשה חשובה u.a.
Zeile 3: Vgl. Sprüche 31,20 “Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände dem Armen” כפה פרשה לעני וידיה שלחה לאביון.
Zeile 5: Der CHAVER ist ein verliehener Ehrentitel. Die Taxe für die Verleihung betrug 1803 in Eisenstadt 9 fl. für einen Höchstbesteuerten, für einen der mittleren Kategorie 4 fl. 30 kr., für einen der niedrigen Kategorie nur 2 fl. Der Graduierte wurde am Schabbat nach der Verleihung zur Tora aufgerufen. Verliehen wurde der CHAVER-Grad von der Gemeinde, der Rabbiner musste jedoch seine Zustimmung geben.
Zeile 10: Die Zeile erinnert an das Gebet “Gesegnet, der gesprochen…” ברוך שאמר… in der Morgenliturgie (“…der lebt [für immer und bleibt] in Ewigkeit…” …חי [לעד וקים] לנצח…; s. auch Psalm 49,10.
“Eden” wird als Aufenthaltsort der verschiedenen Seele verstanden, später als Wohnort der Seligen, aber auch als vollkommenster Ausdruck der Belohnung (s. Zunz L., Zur Geschichte und Literatur, Berlin 1845, 341ff).
Zeile 11: Vgl. Psalm 73,1 “…für alle Menschen mit reinem Herzen” …לברי לבב.
Psalm 68,18 שנאן. Übersetzung unsicher. Wörtl.: “doppelt”, “wiederholt”. Leitet man es vom Arabischen ab, so ergibt sich eine Bedeutung, die mit “Erhabenheit” zu tun hat (so Köhler-Baumgartner und Even Schoschan). In der Übersetzung wurde ein Kompromiss zwischen beiden Bedeutungen gesucht. Vielleicht hier auch gleichzusetzen mit שאנן “sicher, ungestört”.
Zeile 13: Sprüche 12,4 אשת חיל עטרת בעלה.
Zeile 15: Psalm 119,136 פלגי מים ירדו עיני. Die grammatische Form עינמו findet sich in Psalm 73,7.
Zeile 18: Wörtl.: “…den du genommen hast”.
Zeile 19: Wahrscheinlich Abschreibefehler des Steinmetzes, der das 2. Wort der 18. und das 3. Wort der 19. Zeile miteinander vertauscht hat: In der 19. Zeile sollte es שבה heißen (das hebräische Wort רוח kann grammatisch sowohl feminines als auch maskulines Genus haben – da biblisch meist maskulin, ist im vorliegenden Fall eher שב zu erwarten -, während גויה eindeutig feminines Genus hat und das dazugehörige Verb שבה lauten müsste.
Wäre vielleicht nicht der einzige Schreibfehler in der Inschrift, siehe oben שאנן versus שנאן.
Biografische Notizen
Rosa (Rebekka) Opler, verwitwet, geb. Ungar 13. April 1869 in Eisenstadt 129 (Mutter: Adelheid!, s.u. Geburtsmatriken), wh. Eisenstadt 129, gest. mit 50 Jahren am 03. Juli 1919 um 02 Uhr nachts.
Vater: Leopold (Zvi Jehuda) Ungar, gest. 16. August 1907
Mutter: Barbara (Betti/y, Babette, Bertha, Breindel) Ungar, geb. Guttmann (in den Gebursmatriken von Tochter Rosa “Adelheid”, s.o.), gest. 17. August 1905
Ehemann: Albert (Arnold) (Aaron) Opler, geh. 21. Februar 1888, Rosa war bei der Hochzeit 19 Jahre alt. Wohnort der Braut: Eisenstadt, gest. 12. September 1894
Schwestern:
Johanna Ungar, geb. 21. Juli 1876 in Eisenstadt
Friederike / Fri(e)da (Feile Chaja) Ungar, geb. 14. Juni 1880, gest. 13. Dezember 1900
Brüder:
Samuel Ungar, geb. 29. Mai 1866 in Eisenstadt, Israelitengasse 128
(Leopold) Philipp (Feibel), geb. 17. Jänner 1868 in Eisenstadt, Israelitengasse 127, gest. 26. Mai 1879
Markus (Mordechai, Miksa) Ungar, geb. 21. Oktober 1872 in Eisenstadt (Mutter: “Betti”), gest. 08. Juli 1886
Gustav Ungar, geb. 12. Oktober 1874 in Eisenstadt
Moritz Ungar, geb. 17. August 1878 in Eisenstadt 15
Heinrich (Chajim) Ungar, geb. 29. Jänner 1882 in Eisenstadt 22, gest. 25. August 1895
Töchter:
Hilda Opler, geb. 04. September 1891 in Oberberg-Eisenstadt 20, gest. mit 2 Jahren und 2 Monaten am 24. November 1893 an …krampf? (s. Matrikenbild bei Albert (Arnold) (Aaron) Opler)
Irene Opler, geb. 23. September 1892 in Oberberg-Eisenstadt 20, geh. Dr. Ferenc Erdös am 18. Oktober 1917 in Budapest
Sohn:
Edgar Opler, geb. 15. April 1890 in Eisenstadt, Fabrikant, geh. am 11. Jänner 1923 in Baden bei Wien Rosa Feiertag, geb. 16. März 1896 in Wien
Material und Maße des Grabsteins
Granit, 268/110/46
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