Fischer Adolf – 23. April 1889

Fischer Adolf – 23. April 1889

Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

Adolf (Aaron) Fischer, 22. Nisan 649 (= Dienstag, 23. April 1889)

Standortnummer: 208

  • Grabstein Fischer Aaron - 23. April 1889

    Foto 1993

  • Grabstein Fischer Aaron - 23. April 1889

    Foto 2016

 

Die Grabinschrift

Inschrift Aaron Fischer: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier liegt) b(egraben). פ נ
[2] So kommt Aaron in das Heiligtum: בזאת יבא אהרון אל הקדש
[3] Auf sei[nen Wegen] hat er die Gebote auf sich genommen, ihr Lohn wurde ihm dafür gegeben, und die Lehre sammelte er […]. בה[ליכ]ות יטל מצות שכרן נתנו בזאת ומדרש ילקוט פ[…]
[4] Ein Sohn, der auch eingeführt war (in die Lehre), unser Vater, der gerechte Rabbinische, בן נכנס גם אבינו הרבני הצדיק
[5] MORENU Aaron, s(ein Andenken) m(öge bewahrt werden), Sohn des gerechten Rabbinischen, des MORENU Simson, s(ein Licht) m(öge leuchten), מוה אהרן ז”ל בן הרבני הצדיק מו”ה שמשון נ”י
[6] aus der Familie Fischer. ממשפחת פישער
[7] […] Himmel, um in das Innere des Heiligtums zu gelangen [… ], der ב[…] השמים לבא אל הקדש פנימה מו[…] של
[8] Gebote, die in seiner Hand waren, […durch] die er sich [vollkommene…] G(ottes) erworben hat […]. Er verstarb mit 6[8] מצות אשר בידו […במה] אשר קנה ב[…] ה תמימה נפטר בן ס”[ח]
[9] Jahren in der Nacht zum letzten Tag von Pesach 649 […] שנה ליל אחרון של פסח תרמט […]שיב [נ..בח.]
[10] und tags darauf, a(m letzten) T(ag) v(on) P(esach), brachte man ihn in [Ehre…] hierher zu Grabe. במחרתו אח ש פ הביאוהו פה בכב[וד…] לקבורה.
[11] In meiner Sprache gibt es kein Wort, deine guten Eigenschaften zu preisen. אין מלה בלשוני מדותיך הטובות למלל
[12] Es sind mehr als man sie zählen kann, nicht […] über sie das Lob. עצמ[ו] מספר אין […] עליהן את ההלל
[13] Er, Aaron, war geliebt und liebte die […] und die Menschen. הוא אהרון אהוב אוהב את […] את הבריות
[14] Untadelig lebte er […] alle […] redlich. הולך תמים […] כל […] באמונה
[15] Mit leeren Händen kamst du nicht […] ריקם לא באת […באת]
[16] Gepriesen sei der, der gerühmt werden soll wegen […] יתהלל המתהלל על זאת כל […]
[17] Die Gabe deiner Hände waren die Erfüllung der Gebote und gute Taten, נדבת יד[יך] מצות ומעשים טובים
[18] sie zu vollbringen in […] und mit Freude war eine Gabe deines Mundes. שעשות ב[…] ובשמחה נדבת פיך
[19] Dein S[tudium] hast du entsprechend zu Ende gebracht und es in Wissen und Verständnis geehrt. תל[מ.דך..] גמרת וכבדת בדעת ובתבונה
[20] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). תנצבה

Sockel

Inschrift Aaron Fischer Sockel: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] קע[…]
 

Anmerkungen

Zeile 1-2: Die beiden Zeilen sind am Grabstein streng genommen nur eine Zeile, wurden hier aber aus Gründen der Übersichtlichkeit getrennt.

Zeile 2: Leviticus 16,3.

Zeile 4: בן נכנס offensichtlich in Anlehnung an den vernünftigen Sohn in der Pesach-Haggada.

Zeile 5: MORENU bedeutet wörtlich “u(nser) L(ehrer), H(err)”. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).

Zeile 7: Vgl. Leviticus 10,18 “…sein Blut wurde nicht in das Innere des Heiligtums gebracht…”.

Zeile 9/10: Der letzte Tag von Pesach ist der 22. Nisan, d.h. die Sterbenacht war die Nacht vom 21. auf den 22. Nisan.

Zeile 12: Psalm 40,6 עצמו מספר.

Zeile 13: Exodus 6,26 הוא אהרן.

Zeile 13: Vgl. Pirqe Avot VI,6 “…er wird geliebt, liebt Gott, liebt die Menschen…” …אהוב, אוהב את המקום, אוהב את הבריות; auch Avot II,16; “Gottesgeschöpfe” בריות meint ausnahmslos alle Menschen.

Zeile 14: Sprüche 28,18 הולך תמים; vgl. auch Psalm 15,2. Babylonischer Talmud, Traktat Makkot 24a setzt den makellos Wandelnden mit Abraham gleich mit Verweis auf Genesis 17,1 “…er (der Herr) sprach zu ihm (Abraham): … sei rechtschaffen ויאמר אליו…והיה תמים.

Zeile 15: Vgl. Rut 3,17 “Du sollst nicht mit leeren Händen…kommen” אל תנואי ריקם.

Zeile 16: Jeremia 9,23 בזאת יתהלל המתהלל.

Zeile 15/16: In beiden Zeilen ist jeweils ein Wort auffällig groß geschrieben: Jenes in Zeile 15 kann ich leider nicht sicher lesen, in Zeile 16 ist es זאת. Denkt man an das Sterbedatum, müsste die Lesung der beiden Worte sicher sein, was aufgrund des schlechten Zustands der Inschrift leider nicht der Fall ist.

Zeile 17: Deuteronomium 16,10 נדבת ידך.

Zeile 11/13/15/17: Akrostichon: Die Anfangsbuchstaben ergeben den hebräischen Vornamen des Verstorbenen (Aaron/Aharon).

Zeile 18: Vgl. Psalm 119,108 “Herr, nimm mein Lobopfer (wörtl.: ‘die freiwilligen Gaben meines Mundes’) gnädig an…”; “Die Willigungen meines Mundes nimm zugnaden doch an”, so Buber-Rosenzweig …נדבות פי רצה נא יהוה.

Sockel: Die beiden hebräischen Buchstaben stehen hier vielleicht nicht für den Steinmetz, sondern bezeichnen wahrscheinlich eine frühere Numerierung (Zahlenwert: 17…)?

 

Biografische Notizen

Adolf Aaron Fischer, verwitwet, Privatmann, geb. in Hőgyész (Ungarn), gest. mit 68 Jahren an Lähmung; wh: Eisenstadt 2.

Matriken Tod Adolf Fischer

Matriken Tod Adolf Fischer

 

Material und Maße des Grabsteins

Kalksandstein, 220/85/50

 

Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

 

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