Personenregister älterer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Meyer (Josef Noach Meir) Bunzlau, 17. Schvat 622 (= Schabbat, 18. Jänner 1862)
E-12 (Wachstein 982)
Die Grabinschrift
[1] Der Toragelehrte, MORENU (= unser Lehrer, der Herr) Josef Noa Meir Bunzlau, d(as Andenken) d(es Gerechten) m(öge bewahrt werden). | התורני מו”ה יוסף נח מאיר בונצלוי זצ”ל |
[2] H(ier liegt) b(egraben) | פנ |
[3] einer der Gründer des Beerdigungsvereines Nichum | אחד מן מיסדי הח”ק דניחום |
[4] Avelim | אבלים |
[5] Er verstarb in gutem Ruf am h(eiligen) Sch(abbat), | הנפטר בשם טוב ביום ש”ק |
[6] 17. Schvat des Jahres “denn du (Herr) | טוב שבט שנת כי אתה |
[7] segnest den Gerechten” (= 622) n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | תברך צדיק לפ”ק |
[8] S(eine Seele) m(öge eingebunden sein) i(m Bündel) d(es Lebens). | תנצב”ה |
Anmerkungen
Zeile 1: MORENU bedeutet wörtlich “u(nser) L(ehrer), H(err)”. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Zeile 6: Das Datum des Wochentags, der 17., wird mit dem Wort טוב “gut” (Zahlenwert 17) angegeben.
Zeile 6/7: Die Jahreszahl des Todesdatums findet sich – sehr schön – in dem Bibelzitat: “Denn du, (Herr), segnest den Gerechten” (Psalm 5,13). Der Zahlenwert des Wortes תברך ergibt 622, also 1862.
Josef Noach Meir Bunzlau (auch Noach Meir und bloß Mayer Bunzlau, Bunzlauer) war der Sohn des Ascher Bunzlau. Im Mohelbuch wird Josef Noach Meir als Enkel des 1758 verstorbenen ‘Gaon MORENU Gumperich Wesel’ bezeichnet. Ruchama, die 1818 verstorbene Frau Ascher Bunzlaus, könnte demnach die Tochter des, wie aus der Grabschrift hervorzugehen scheint, in bestem Alter verstorbenen Gumperich Wesel sein.
Josef Noach Meir Bunzlau war ein gelehrter und angesehener Mann, den wir seit 1814 in allen Würden des Gemeindelebens antreffen. Die Inschrift ist, offenbar auf seinen eigenen Wunsch, kurz gehalten und erwähnt nur, dass er einer der Begründer des Vereines Nichum Abelim (‘Trost der Trauernden’) war. In der Tat war er seit 1832 bis 1861 erster Vorsteher des Vereines.
Wachstein B., Die Grabinschriften …, a.a.O., 278
Dass er “einer der Begründer de Vereines Nichum Avelim” war, lesen wir in den Zeilen 3 und 4.
Biografische Notizen
Meyer (Josef Noach Meir) Bunzlau, Witwer, Kaufmann, geb. in Eisenstadt, gest. mit 74 Jahren am 18. Jänner 1862 in Eisenstadt 26 an Lungenschwindsucht.
Jahrzeittafel Noach Meir Bunzlau
Jahrzeittafel-Installation in der Synagoge unseres Museums
Jahrzeittafel von Noach Meir Bunzlau – die Übersetzung:
[1] Jahrzei(t) | יאהרציי’ |
[2] des MORENU | של מהו’ |
[3] Noach Meir | נח מאיר |
[4] Bunzlau. | בונצלוי |
[5] 17. Schvat | י”ז שבט |
Ausführliche Informationen über die Jahrzeit und die Jahrzeittafel-Installation in der Synagoge des Museums finden Sie im Blogartikel Jahrzeit.
Ehefrau: Sarl Bunzlau, gest. 27. Juni 1830
Söhne:
Ascher Bunzlau, gest. 21. Dezember 1833
Samuel Bunzlau, gest. 26. Juni 1881, begraben am jüngeren jüdischen Friedhof in Eisenstadt
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