Start des Projekts “Lokalisierung der Gräber des älteren jüdischen Friedhofes von Eisenstadt”
Das Österreichische Jüdische Museum hat als eines der wenigen jüdischen Museen in Europa das große Glück, nicht nur im ehemaligen jüdischen Viertel Eisenstadts etabliert zu sein, sondern auch zwei jüdische Friedhöfe – vom Museum kaum 300 Meter entfernt – in die tägliche Museumsarbeit einbeziehen zu können.
Auch die Statuten des Trägervereins formulieren klar:
- Das Kulturgut jüdischen Ursprungs aus dem österreichischen Raum zu sammeln, zu erforschen … zu präsentieren und zu vermitteln …
- die Erinnerung an das Judentum in Österreich, insbesondere an die Siebengemeinden, lebendig zu erhalten.
Die burgenländischen Juden waren die ersten in Österreich, die 1938 von den Ausweisungsbefehlen der Nationalsozialisten betroffen waren und zwar in aller Härte. Schon Ende Oktober 1938 bedeutete das endgültige Aus einer jahrhundertelangen reichen jüdischen Tradition unserer Region. Eine Reise durch die ehemaligen jüdischen Gemeinden ist heute – im Wesentlichen – eine Reise zu (14) jüdischen Friedhöfen.
Weiters kommen jährlich unzählige BesucherInnen aus aller Welt ins Museum, um Gräber ihrer Verwandten zu suchen und zu besuchen. Dazu kommen ebenso unzählige Telefonate und Emails mit Anfragen zu jüdischen Gräbern im ganzen Burgenland.
Der Status quo jedoch ist traurig. Denn auf den 14 jüdischen Friedhöfen des Burgenlandes mit ihren insgesamt etwa 8.000 (fast) ausschließlich hebräisch beschrifteten Grabsteinen lassen sich bis auf eine einzige Ausnahme nicht mehr als eine Handvoll Gräber auch tatsächlich finden. Lagepläne fehlen, die Inschriften können aufgrund des rapiden Verfalls von Jahr zu Jahr schlechter gelesen werden. Die jüdischen Friedhöfe – ein jüdischer Friedhof heißt hebräisch “Haus der Ewigkeit” – fallen tagtäglich mehr der Anonymität und Fremdheit anheim.
Die erwähnte einzige Ausnahme ist der jüngere jüdische Friedhof in Eisenstadt, den wir schon zwischen 1992 und 95 vollständig aufarbeiteten (UPDATE: und 2017 digitalisierten).
Es muss wiederholt werden, und zwar ausdrücklich hier auch als dringender Appell an die öffentliche Hand Österreichs: Die Erhaltung der jüdischen Friedhöfe darf auch im Burgenland nicht mit dem Reparieren von Zäunen und dem Mähen von Gras enden. Die Nachfahren der Toten wurden gewaltsam aus ihren angestammten Gemeinden vertrieben. Sie haben ein Recht darauf, die Gräber ihrer Verwandten zu finden und zu besuchen. Österreich hat die Pflicht, das zu ermöglichen.
Vor allem im Unterschied zu ähnlichen Projekten in unserem Nachbarland Deutschland ist es uns, dem Österreichischen Jüdischen Museum, bis heute nicht gelungen, zusätzliche Mittel zu lukrieren, die eine zügigere Aufarbeitung der jüdischen Friedhöfe des Burgenlandes ermöglichen würden.
Trotz der beschränkten Ressourcen (Finanzen, Personal) haben wir uns die Aufarbeitung, insbesondere auch in Form digitaler Editionen, zu einer der Hauptaufgaben gemacht. Konkret: Zeilengerechte Abschriften aller Inschriften, (ggf.) Übersetzungen, Kommentare sowie biografische Notizen, Register und Standort-Pläne.
Salopp formuliert: Wir machen diese Arbeit, weil wir sie für dringend notwendig halten und weil sie sonst niemand macht.
Die hebräischen Grabinschriften sind, auch das kann nicht deutlich genug gesagt werden, nicht obsoletes Beiwerk genealogischer Forschungen (falls überhaupt!), sondern sind für Historiker und Genealogen wichtige Primärquellen und für Judaisten schier unerschöpfliche Quelle von Antworten auf Fragen der innerjüdischen Geschichte der jüdischen Gemeinden. Die hebräischen Inschriften sind aber darüber hinaus von Menschen für ihre Toten mit viel Liebe und mit großer Weisheit verfasst worden, sie spenden den Hinterbliebenen Trost und besitzen zeitlose Gültigkeit. Das Lesen der Texte ist daher immer auch ein Gedenken der Toten.
Niemals erlischt ja die Vorstellung, dass der von uns Geschiedene in einer anderen Welt weiterlebt. Wir pflegen mit ihm Zwiesprache, teilen ihm Leid und Freud mit, oder holen uns bei den heiligen Männern, wie es der große Gelehrte Maharam Asch einer war, in Not und Gefahr Trost und Rat.
Sandor Wolf, Die Entwicklung des jüdischen Grabsteines und die Denkmäler des Eisenstädter Friedhofes, in: Wachstein B., Die Grabinschriften des Alten Judenfriedhofes in Eisenstadt, Eisenstädter Forschungen, hrsg. von Sándor Wolf, Band I, Wien 1922, XIX.
Das Projekt:
Oberste Priorität des Projekts ist, die einzelnen Gräber am älteren jüdischen Friedhof von Eisenstadt korrekt zu lokalisieren, um so allen Besucherinnen/Besuchern zu ermöglichen, ein bestimmtes Grab auch tatsächlich zu finden. Das war bis heute so gut wie nicht möglich.
Wie schon an anderem Ort vermerkt, publizierte der langjährige Direktor der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Dr. Bernhard Wachstein, im Jahr 1922 alle Grabinschriften des Friedhofes:
Wachstein B., Die Grabinschriften des Alten Judenfriedhofes in Eisenstadt, Eisenstädter Forschungen, hrsg. von Sándor Wolf, Band I, Wien 1922.
Mit anderen Worten: Es gibt zwar eine Publikation mit allen Inschriften und allen Namen der Toten auf dem älteren jüdischen Friedhof (Stand 1922), aber wir wissen heute nicht, wem welches Grab gehört.
Übrigens: אבני א”ש im Titel bedeutet “(Grab)Steine Eisenstadts” und ist der hebräische Titel der zitierten Publikation Wachsteins.
Die Inschriften sind also zwar grundsätzlich schon – in Buchform – archiviert, nun wird die digitale Edition, wenn auch mit (naturgemäß) geringfügig anderen Schwerpunkten als sie Wachstein in seiner Publikation hatte, von uns erstellt. Letztlich soll damit nicht nur der heutigen Zeit Rechnung getragen, sondern vor allem eine nachhaltige Archivierung sichergestellt werden. Besonders wichtig ist uns dabei aber, dass viele Nachfahren der Eisenstädter Juden von überall aus darauf zugreifen können.
Noch einmal zur Dringlichkeit unseres Projekts: Wachstein bringt in seiner Publikation auch eine Nummernkonkordanz, die eine Zuordnung der Grabsteine ermöglichen und eine Art Ersatz für einen Lageplan sein soll. Allerdings sind die alten eingravierten hebräischen Nummern nur mehr auf wenigen Grabsteinen und die neueren arabischen Nummern gar nur mehr bei maximal einer Handvoll Grabsteinen erkennbar. Eine Suche nach einem bestimmten Namen, also wo sich das Grab am Friedhof konkret befindet, ist mit Wachsteins Publikation heute so gut wie nicht möglich. In einigen Jahren werden wir auch die heute noch halbwegs gut lesbaren Inschriften nicht mehr lesen können …
Ich glaube, dass es nicht ohne Wert sein kann, wenn meine Absicht gelingt, einen größeren Kreis mit diesem Ort bekanntzumachen. Die alten Steine und die alten Schriften sollen reden …
Wie für das Buch Bernhard Wachsteins gilt auch für unsere digitale Edition:
[Sie] soll zeigen, wie wunderbar aus alten Steinen die Schicksale vieler Generationen zu uns sprechen, wie die Beziehungen dieses kleinen Ortes zur großen Welt in weite, weite Fernen führen …
Sandor Wolf, Geleitwort, in: Wachstein B., a.a.O, VII.
Damit es zu keinen Missverständnissen kommt:
Unsere digitale Edition der Grabsteine des älteren jüdischen Friedhofes Eisenstadt ist keine genealogische Datenbank! Sie möchte aber dem seriös arbeitenden Genealogen enorm wichtige Quellen zur Verfügung stellen. Selbstverständlich würden wir uns sehr freuen, wenn biografische Notizen auch in Kommentarform in unserem Blog erscheinen.
Wie viele Steine von den heute 1.104 Grabsteinen (1922 gab es 1.140 Grabsteine) wir letztlich korrekt zuordnen können, kann derzeit leider nicht einmal grob geschätzt werden. Ebenso wenig können wir derzeit beurteilen, wie lange das Projekt dauern wird. Wir bemühen uns jedenfalls, ab sofort die zugeordneten Grabsteine mit Inschrift und Lageplan regelmäßig online zu stellen.
Möge dieser stimmungsvolle alte Friedhof auch von den kommenden Geschlechtern mit derselben Pietät wie bisher bewahrt werden, damit er wirklich ein “Haus der Ewigkeit” bleibe.
Sandor Wolf, Die Entwicklung …, a.a.O., LXVI.
Links zum Projekt
- Zur Überblicksseite des Projekts “Lokalisierung der Gräber des älteren jüdischen Friedhofes von Eisenstadt“.
- Zur Datenbank – Die Grabsteine.
Project Launch: “Localizing the Graves in Eisenstadt’s Older Jewish Cemetery”
The Austrian Jewish Museum is one of a lucky handful of establishments in Europe not only to be located in the former Jewish district of Eisenstadt, but to have two Jewish cemeteries located no more than 300 meters from the museum to draw upon for their work.
The by-laws of the sponsoring organization make our responsibility clear:
- To collect, research, illuminate and present Austria’s cultural assets of Jewish provenance …
- To keep alive and vital the memory of Judaism in Austria, in particular of the Seven Communities.
The Jews of Burgenland were the first to feel the impact of the Nazi deportation laws in 1938 in all their cruel harshness. Already by the end of October 1938 it spelled the final demise to many centuries of rich Jewish tradition in the region. A tour through the former Jewish communities today is more or less a visit to fourteen Jewish cemeteries.
Each year countless visitors from all over the world visit the musem and the graves of their ancestors. In addition to that, numberless telephone calls and e-mails full of questions and inquiries about Jewish graves located all over Burgenland are received and replied to.
The status quo is nonetheless sobering. In the fourteen Jewish cemeteries in Burgenland, containing no fewer than 8,000 graves, nearly all incised in Hebrew script, no more than a handful of gravesites can be found and ascribed, with one sole exception. There exist no site maps. The tablet inscriptions continue to deteriorate, can be read only with ever-increasing difficulty. The Jewish cemeteries – in Hebrew a Jewish cemetery is called a ‘House of Eternity’ – recede with each passing day one step closer to utter anonymity and estrangement.
The single exception referred to above is to be found at the younger Jewish cemetery which was researched and organized completely in the years 1992-1995 (UPDATE: digital version published 2017).
It must be explicitly reiterated at this juncture in this urgent appeal to the public sector entities of Austria: the maintenance and preservation of the Jewish cemeteries must not be limited to repairing fences and mowing lawns! The descendants of the dead were forcibly, violently driven out of their towns and their homeland. They have the right to find and to visit the graves of their relatives. Austria has a moral obligation to make this possible.
Quite contrary to similar projects in the neighboring country of Germany, the Austrian Jewish Museum has to this day not been able to accrue sufficient means to enable the Jewish cemeteries to be properly researched, sorted and preserved.
Despite extremely limited resources, both financial and personnel, we have made this task one of our major obligations, in particular, digitally catalogued editions. That includes line-for-line registers of all inscriptions, translated whenever necessary, plus commentaries and biographical notes, listings and maps of the locations.
To put it bluntly: we are doing this work because we believe it to be urgently necessary. And because if we don’t, no one else will.
It cannot be emphasized often enough: the Hebrew headstone inscriptions are not an obsolete addendum to geneological research, in case they’re even able to fulfil such a role. They are primary sources for historians and genealogists. For Jewish specialists they are an inexhaustible cornucopia of riches which answer both obvious and arcane questions about the internal history of the Jewish communities. Above and beyond their historical value, moreover, the Hebrew inscriptions were composed with profound love and wisdom by human beings for their departed, they gave comfort and solace to the bereaved survivors. They possess timeless value and eternal validity. Reading the texts is a dignified memorial to the dead.
Never will the conviction fade that those who have departed this plane continue to live on another. We pursue an ongoing dialogue with them. We share our suffering and our joy with them. Or we petition holy men such as the great scholar Maharam Asch for solace and counsel in moments of diversity and distress.
Sandor Wolf, Die Entwicklung des jüdischen Grabsteines und die Denkmäler des Eisenstädter Friedhofes, in: Wachstein B., Die Grabinschriften des Alten Judenfriedhofes in Eisenstadt, Eisenstädter Forschungen, hrsg. von Sándor Wolf, Band I, Wien 1922, XIX.
The project:
It is the uppermost priority of the project to correctly decode and pinpoint all the individual graves of Eisenstadt’s Older Jewish Cemetery, to enable all visitors to become aware of and find a specific, desired gravesite. Until now that has not been possible.
As already noted elsewhere, Dr. Bernhard Wachstein, longstanding director of the Jewish Community of Vienna, published in 1922 all the gravestone inscriptions of the cemetery in a book Wachstein B., Die Grabinschriften des Alten Judenfriedhofes in Eisenstadt, Eisenstädter Forschungen, hrsg. von Sándor Wolf, Band I, Wien 1922.
In other words, there is indeed a publication of all the inscriptions and names of the deceased at the older Jewish cemetery (cutoff date 1922). However, we still do not know to whom each grave can be ascribed.
Incidentally, אבני א”ש in this article’s title means: “Eisenstadt’s Gravestones”. It is also the Hebrew title of Wachstein’s publication.
Thus, the inscriptions have been archived in book form, at least in principle. Now a digital edition is being created. Naturally it will have slightly different focal points from Wachstein’s publication. Not only should the exigencies of the modern day and age be reflected in the ultimate product, but above all else, archives generated which can be secured and sustained. One very important aspect to us is to facilitate access of the data to descendants of Eisenstadt families everywhere.
A final note regarding the urgency of this project. Wachstein published in his account a numbered concordance in order to make possible a correlation, i.e. attribution, of the gravestones as a kind of substitute for a site map. However, the old incised Hebrew numbers are only evident on very few gravestones; and the more recent arabic numerals only legible on a handful. The search for a certain name and precise location where the grave of a given person is located in the cemetery is simply not possible nowadays. And within the next few years, even these halfway detectable tracings will have faded away beyond recognition.
I believe it must be of some value, in case I reach my objective, to make this town known to a greater number of people. The old headstones and inscriptions can be made to talk …
Bernhard Wachstein’s words were valid for his book, and are equally valid for our digital edition:
[They] should show how wonderfully old stones help to decode the fate of earlier generations; how the interrelations in this tiny town lead us out into the bigger, wider world …
Sandor Wolf, Geleitwort, in: Wachstein B., a.a.O, VII.
Just so that no misunderstandings can arise:
Our digital edition of the gravestones of Eisenstadt’s Older Jewish Cemetery is not a genealogical database. Nonetheless, it aims to provide serious genealogical research with enormously important source material and make it accessible to all. It goes without saying, we would be very pleased if biographical notes were to appear in our blog.
Just how many of the 1,104 gravestones today (in 1922 there were 1,140) can ultimately be correctly ascribed cannot even be roughly estimated at this juncture. In equal measure, it also cannot be estimated how long it will take to complete the project. We intend to make every effort to place online all the assigned gravestones with inscriptions and site map without delay.
May this old cemetery, full of so much rich atmosphere, be preserved by future generations with the selfsame piety so that it truly remains a ‘House of Eternity’.
Sandor Wolf, Die Entwicklung …, a.a.O., LXVI.
Links to the project
- Overview of the project “Localizing the graves in Eisenstadt’s Older Jewish Cemetery“.
- Database – the gravestones (work in progress).
The ancestry of my mother Gertrud Barth geb. Bunzlau, born 1912, deceased 1941 was virtually unknown to me. As I understand the precious work on the gravestones in Eisenstandt has been critical to resurface my ancestry. Most dear to me is the revelation of the Bunzlau line, back to 1792, Alisa Sharon from Geni has played an important role in putting the names of our family tree in place. I feel obliged and endeared by this beautiful work.
Sincerely, Dr Peter G. Barth, born in Vienna, from Jeremias Barth and Gertrud Barth-Bunzlau in 1937, emeritus professor in Pediatric Neurology, presently living in Amstelveen, the Netherlands.
Ein sehr schönes Projekt. Könnte einmal etwas ähnliches für Kittsee stattfinden?
@George Strasser, Lieber Herr Strasser, erstmals vielen Dank, ich freue mich wirklich sehr über Ihren Kommentar.
Kurzum: Wir haben auf jeden Fall vor, auch die anderen jüdischen Friedhöfe des Burgenlandes ganz ähnlich zu bearbeiten. Das ist auch der Grund, warum wir den Navigationsbutton auf “Friedhöfe” geändert haben beim Start des Projekts Eisenstadt, damit auch “technisch” genug Platz für die anderen Friedhöfe bleibt ;-)
Also im Ernst: ich kann Ihnen keinen Zeitplan nennen, aber in absehbarer Zeit ist jedenfalls auch Kittsee an der Reihe!
Ein Link zu Wachsteins Buch mit den Grabschriften von Eisenstadt (falls ein solcher Link nicht sowieso schon irgendwo aufscheint):
http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/titleinfo/730585
@Chaya-Bathya (Claudia) Markovits, danke Claudia, ich hab den Link schlicht vergessen zu posten. obwohl überaus wichtig und hilfreich.
Hab ursprünglich tatsächlich überlegt, einfach immer auf die Datei zu verweisen (wäre extreme Zeit- und Arbeitsersparnis ;-) ), sowohl statt die hebräischen Inschriften selbst zu schreiben als auch bei den deutschen Anmerkungen, aber das schien mir aus mehreren Gründen wenig zweckmäßig, ja sogar schlampig.
Ein paar grundsätzliche Anmerkungen dazu:
-) Die Datei selbst ist sehr groß und schwer (164 MB), daher insbes. auf mobilen Geräten kaum nutzbar. Abgesehen davon ist es extrem nervig, jedes Mal die Datei zu öffnen…
-) und vor allem ist die gesamte Datei nicht durchsuchbar, weil es ja keine Text-, sondern eine Bilddatei ist. Das scheint mir das größte Problem zu sein, das mit unserer digitalen Edition weitgehend gelöst ist.
-) Wachsteins Arbeit weist zahlreiche Fehlerchen auf, bes. bei Datumsumrechnungen, aber auch kleinere Passagen der hebräischen Texte sind manchmal nicht nachvollziehbar (im Abgleich mit der Inschrift am Grabstein). Ich weiß schon, Wachstein hat die Inschriften ja zum Großteil nicht selbst gemacht. Und überhaupt muss ergänzt werden, dass ich absoluten Respekt vor dieser Arbeit habe, zumal wenn wir bedenken, dass er ja nicht elektronisch sichern und ordnen konnte, sondern Zettelkästen das Mittel der Wahl seiner Zeit waren … ;-)
-) Heute ist es schlicht Standard, (hebräische) Grabinschriften zeilengerecht zu editieren, was zu Wachsteins Zeit offenbar noch nicht so üblich war. Er schreibt meist nach inhaltlichen Kriterien ab – wie an anderem Ort schon vermerkt – und setzt auch dementsprechend Satzzeichen, die es so in der Inschrift natürlich nicht gibt. Abgesehen von Fett- und Großschreibungen, die auch meist den Inschriften nicht entsprechen.
-) Eine Zuordnung der Grabsteine ist leider auch mit der pdf-Datei des Buches nicht möglich, weil die Zuordnung zwar über die alten Nummern im Ansatz und bei entsprechendem Eingelesensein (nur) bis zu einem gewissen Grad möglich wäre, aber durch unterm Strich doch gravierende Veränderungen im heutigen Zustand des Friedhofes meist erfolglos bleiben. Das ist unsere Erfahrung.
-) Wachstein als Grundlagenwerk für die digitale Edition ist praktisch unverzichtbar, eine digitale Aufnahme nach 100 Jahren aber ebenso ;-) (wozu insbesondere auch die Fotos der Grabsteine gehören, die bei Wachstein selten sind und meist nicht mehr dem Ist-Zustand entsprechen).
-) Um aber schlussendlich noch den größten Vorteil dieser pdf-Datei nicht unerwähnt zu lassen: Da wir die deutschen Anmerkungen Wachsteins, besonders wenn diese sehr ausführlich sind, meist nur gekürzt zitieren, können auch Interessierte, die das Buch Wachsteins nicht haben, die ganzen Anmerkungen einsehen. Und der Vollständigkeit noch ergänzt: Für mich das Pünktchen auf dem I sind die hebräischen Anmerkungen Wachsteins zu den Inschriften, also die Verweise auf die Bibelzitate und rabbinischen Stellen. Auf diese verzichte ich bekanntlich komplett, da für unser Primärziel von nachgeordneter Bedeutung. Auch diese sind natürlich durch die Online-Version des Buches nachlesbar…
Wow — what an ambitious project!