N. N., Tochter des Jakob, Gattin des Herrn Rachem, Dienstag, 20. Ijjar (5)101 = 16. Mai 1341
Dieser Grabstein ist der zweite von links der Installation der fünf mittelalterlichen Grabsteine am jüdischen Friedhof Wiener Neustadt.
Die Punkte über den hebräischen Buchstaben werden in der Transkription mit einfachen Anführungszeichen angedeutet.
Die Grabinschrift
[1] […] | […] |
[2] Tochter d(es) f(rommen) H(errn) Jakob, Gatt[in] | בת הח’ר‘ יעקב אש[ת] |
[3] d(es) f(rommen) H(errn) Rachem, die hinwegging, | הח’ר‘ רחם שהלכה |
[4] in ihre Welt am 20. Ijjar | לעולמה כ‘ לאייר |
[5] 101 (= 1341) n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung), am Dienstag. | ק’א‘ לפרט ביו‘ ג‘ |
[6] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens), A(men), A(men), A(men), S(ela), S(ela), S(ela) | ות’נצ’ב’ה‘ א’א’א’ס’ס’ס‘ |
Anmerkungen
Die Inschrift ist deutlich lesbar. Leider fehlt der Name der Verstorbenen, den wir wohl in der ersten, nicht mehr lesbaren Zeile, vermuten dürfen.
2. und 3. Zeile:
In beiden Zeilen ist die Lesung החר nicht ganz sicher, es könnte auch ההר sein.
Lesen wir als zweiten Buchstaben ein ח, wäre es ausgeschrieben האיש החסיד רב (der fromme Mann; das ח kann natürlich auch als Abkürzung für חכם “weise” gelesen werden, also dann “der weise Mann” o.Ä.).
Lesen wir als zweiten Buchstaben ein ה, wäre es ausgeschrieben האיש הנכבד oder האיש היקר (der geehrte oder teure Herr) o.Ä.
Die Inschrift (nur hebräische Transkription) wurde schon von Max Pollak aufgenommen in: Die Juden in Wiener Neustadt. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Österreich”, Wien 1927, Seite 111.
Pollak gibt als (umgerechnetes) Sterbedatum Dienstag, den 08. Mai 1341 an. Das ist auch das korrekte Datum nach dem damals (vor 1582) gültigen Julianischen Kalender. Nach dem Gregorianischen Kalender ist der 20. Ijjar der 16. Mai 1341.