1498 wurden alle Juden Salzburgs von Erzbischof Leonhard von Keutschach des Landes verwiesen und durften sich bis 1867 (Staatsgrundgesetz) nicht in der Stadt aufhalten.
In diesem Jahr gelang es Albert Abraham Pollak als erstem Juden das Niederlassungsrecht wieder zu erlangen. Pollak wurde 1833 in Mattersdorf geboren, starb 1921 und ist am jüdischen Friedhof in Salzburg Aigen begraben.
Er wurde schon 1873 als Bürger von Salzburg akzeptiert und legte den Grundstein für den Neubeginn der jüdischen Gemeinde der Stadt. Bald wurde Pollak zum angesehenen “k.u.k. Hofantiquar”, später sogar zum “kaiserlichen Rat”.
Die Stadtgemeinde hatte Pollaks Anrecht akzeptiert, nur der Bürgermeister soll angeblich den Ausspruch getan haben:
Sie sind der erste, aber auch der einzige und letzte Jude in Salzburg.
Der Bürgermeister sollte irren. Am 28. Jänner 1881 sind in Salzburg 18 “Israeliten” mit ihren Familien belegt. Darunter Albert Pollak, verheiratet mit Karoline, 7 Kinder. Für uns besonders interessant ist, dass insgesamt 5 Juden aus dem Mattersdorf/Ödenburger Komitat und 2 aus dem Komitat Lackenbach/Ödenburg kommen.
Ansuchen Albert Pollaks vom 22. März 1867 um eine Trödler-Konzession und seine Bearbeitung (Archiv der Stadt Salzburg), aus: Marko Feingold, Ein ewiges Dennoch, Wien 1993,18.
Löbliches Gemeindeamt!
Ich wünsche in der Stadt Salzburg ein Tändler- (Trödler-) Gewerbe zu betreiben, u. da ich nach dem anliegenden pfarramtlichen Sittenzeugnisse eines guten Leimundes mich erfreie, und durch meinen langjährigen hiesigen Aufenthalt mir die nöthigen Lokal- u. fachlichen Kenntnisse angeeignet habe, um ein derlei conzessioniertes Gewerbe zu erlangen, so bitte ich um die Ertheilung der erforderlichen Conzession, u. bemerke zur Ausfüllung der Rubriken im Gewerbsvormers-Buche, daß ich 34 Jahre alt, zu Matersdorf in Ungarn gebürtig bin. Den Standort des Betriebes, Gewölbe oder sonstigen Lokalität bin ich noch nicht im Stande anzugeben …
Salzburg, am 22. May 1867
Albert Pollak mp
Goldwaarenhändler
Marko Feingold, Ein ewiges Dennoch, Wien 1993,19
Da 1943 der Verkauf von Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof genehmigt wurde, ist es fast ein Wunder, dass der Grabstein von Albert Pollak erhalten blieb.
Vorgestern, am Freitag, war ich vom Institut für religionspädagogische Bildung Salzburg eingeladen, anlässlich einer Veranstaltung zum (heutigen!) Tag des Judentums, über den jüdischen Friedhof zu sprechen. Am Vormittag referierte Prof. Gerhard Langer vom Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg. Nachmittags kamen etwa 40 Interessierte auf den jüdischen Friedhof und hielten fast 90 Minuten trotz sehr kühler Temperatur und 15cm Schnee durch. Danke allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern!
Albert Pollak
Bild: IKG Salzburg
Besonders gefreut habe ich mich, dass auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Hofrat Marko Feingold und seine Gattin an der Veranstaltung teilnahmen und mit uns am jüdischen Friedhof waren. Herr Feingold hielt eine kurze Einführung in den jüdischen Friedhof Salzburg Aigen und wusste manch launige Geschichte über den “Burgenländer” Albert Pollak zu erzählen.
So soll Pollak zeit seines Lebens die Tracht als Kleidung bevorzugt haben und bei offiziellen Anlässen immer darauf hingewiesen haben, dass er “Vegetarier” sei (um die koscheren Speisegesetze möglichst halten zu können).
Gemeinsam mit anderen schon länger in Salzburg Ansässigen gründete Albert Pollak 1892 eine Ortsgruppe des “Kranken-Unterstützungs- und Beerdigungsvereines Chewra Kadischa” und reichte gemeinsam mit Moritz Bäck bei der Bezirkshauptmannschaft Salzburg den Bauplan für die Friedhofsanlage samt Leichenhaus ein. Der jüdische Friedhof in Salzburg Aigen war danach schnell errichtet, siehe auch unser “Bild der Woche”.
Als Beilage zu unserer heutigen Melange empfehlen wir die Lektüre des Buches des Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburgs: Marko Feingold, Ein ewiges Dennoch. 125 Jahre Juden in Salzburg, Wien 1993.
Hi, much appreciate your work here and the information provided. I am a descendent of Albert Pollak, and am curious about his grave stone.
When I spent time in Salzburg 10 years ago, I visited the Jewish cemetary and put stones on Albert’s grave. His grave stone then was quite old and showing signs of its age. It looked nothing like the impressive, large black gravestone I’m seeing in the photos here.
Could you please tell me when this newer gravestone was dedicated? Who paid for it? And where it sits in relation to the old gravestone? Because I also don’t remember the cemetary being in a sunny spot overlooking a beautiful valley.
Many thanks in advance for any information you can provide!
I would like to have more information about the shop of antiquities (addres, kind og antiquities, etc.) of Albert Pollak and also, I would like to find more information about one of his sons: Ignaz Pollak. Thank you
Albert (Abraham) Pollak was born in 24 Jul 1833 in Mattersdorf. His parents were Rafael Pollak and Sali Koppel. Rafael Pollak was also called Raphael Asch (Eisenstadt). Rafael had five other known children:
Koppel (1821-1835)
Adolf (Aron), born circa 1828-1911
Resi born 1836
Rubin, 1837-1840
Amalie (Miriam) 1842-1934. She married a man named Kohn.
Albert (Abraham) Pollak married Lina Breuer in 1869 in Wiener Neustadt. Her age was listed in the marriage records as 18 years and her parents were Ignatz Breuer and Rosa of Mattersdorf.
Dieser Beitrag ist sehr interessant und optisch äußerst ansprechend! Bei meinem nächsten Salzburg-Aufenthalt werde ich mir diesen Friedhof ansehen!
Das Buch von Feingold will ich mir besorgen – mein Interesse dafür wurde durch den Artikel geweckt!
Danke für die Anregungen!
Lieber Leopold! Danke für das Interesse am Jüdischen Friedhof Salzburg. Der Friedhof ist versperrt um Vandalenakte ein wenig zu erschweren.
Wenn Sie mir Ihre e-mail-adresse bekanntgeben, so kann ich Sie informieren, wann Führungen bzw. Gedenkveranstaltungen stattfinden.
Liebe Hanna,
besten Dank für Ihre rasche Antwort und Ihr Bemühen. Da ich nicht in der Nähe von Salzburg zuhause bin, melde ich mich rechtzeitig bei der IKG Salzburg, wenn ich wieder in Ihre Gegend komme.
Herzliche Grüße
Leopold