Die Synagoge des Wertheimerhauses (Österreichisches Jüdisches Museum) darf als Juwel des Hauses und des Museums bezeichnet werden.
Sie befindet sich im ersten Stock in der Nordwestecke des Wertheimerhauses und ist über einen Balkon, der früher überdacht war, erreichbar. Zwei Türen führen in das Innere der knapp 70m2 großen Synagoge: die linke in die Frauen-, die rechte in die Männerabteilung. Die Frauenabteilung ist von der Männerabteilung durch eine Trennwand aus Holz mit diagonal eingesetzten gekreuzten Gitterstäben getrennt. Auf den ersten Blick fällt der Stilsynkretismus auf. Die Dekorationsmalerei an den Wänden mit gotisierenden Elementen und orientalischer Ornamentik stammt aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schlanke Säulen mit raffiniert gelegten Schatten sollen offensichtlich den Raum größer erscheinen lassen. Sowohl die Dekorationsmalerei der Decke als auch der in der Mitte der Synagoge hängende, große, reich verzierte und jetzt ölvergoldete zweistufige Metallluster mit 30 Flammen sowie die Wandleuchten an Nord- und Westwand werden in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (2. Rokoko, um 1860) datiert. An der Ostwand der Synagoge befindet sich der Toraschrein im josefinischen Stil, also aus der Zeit zwischen 1780 und spätestens 1820. Rechts neben dem Stufenaufgang – bestehend aus 3 Stufen – befindet sich ein aufklappbares Lesepult. Vor der Mittelnische mit der Toraschreintür hängt ein Toravorhang aus blauem und rotem Samt, datiert 1851.
An der Ostwand der Synagoge befinden sich eine sieben Meter hohe Installation mit 755 Jahrzeittafeln sowie 6 Jahrzeitlichter. Letztere wurden in den Jahren nach 1945 von einigen Rückkehrern im Gedenken an ihre Familien in der jüdischen Gemeinde Eisenstadt angebracht und bis 2005 von Herrn Oskar Schiller, ז”ל, regelmäßig entzündet.
Siehe dazu auch unser “Grabstein Hermann Tieger”.
Bis 1840 hatte die Synagoge oder “Reb Simsons Schul”, wie sie früher genannt wurde, sogar ihren eigenen Rabbiner.
Selbstverständlich gab es auch eine Gemeindesynagoge, schräg gegenüber dem Wertheimerhaus. 1832 entschloss sich die jüdische Gemeinde, eine neue Synagoge zu errichten, über die wir in einem späteren Blogbeitrag berichten werden.
Dass beide Synagogen nicht zerstört wurden, dürfte dem Umstand zuzuschreiben sein, dass die burgenländischen Juden zu den ersten Juden in Österreich gehörten, die von den Ausweisungsbefehlen der Nazis betroffen waren. Die letzten Juden verließen Eisenstadt im Oktober 1938. Im November 1938, zum Zeitpunkt der sogenannten Reichskristallnacht, existierte in Eisenstadt (und im gesamten Burgenland) keine jüdische Gemeinde mehr, gegen die ein “negatives Zeichen” gesetzt werden “musste”.
In Eisenstadt gibt es heute keine jüdische Gemeinde mehr. Selbst zu den Hohen Feiertagen finden in der Synagoge – obwohl “living synagogue” – keine Gottesdienste statt.
Danke für das Bild der Synagoge. Klein, aber beeindruckend.