Koscher-Stempel von Rabbiner Schlomo Hofmeister, Wien
Nicht schlecht gestaunt habe ich, als ich anlässlich einer Einladung vor wenigen Tagen unter den Gastgeschenken eine Weinflasche mit koscherem Rotwein entdeckte, die den berühmten “Sieben (heiligen jüdischen)-Gemeinden” gewidmet ist.
Sozusagen ein Pflicht-“Bild der Woche”-Foto ;)
Herzlichen Dank an Herrn Mag. Wolf-Erich Eckstein, Wien, der damit schon das zweite Bild der Woche beisteuert!
Koscherer Rotwein, den “Sieben heiligen jüdischen Gemeinden” gewidmet
Die Flasche trägt die Datumsangaben 5770 (= 2009/10) und 2010. Die Aufschrift “Sheva Kehillos” (Sieben-Gemeinden), findet sich sowohl mit lateinischen Buchstaben als auch mit den hebräischen Buchstaben der sogenannten Raschi-Schrift (wie ich zunächst annahm) geschrieben.
Weiter unten auf der Flasche finden wir den Koscherstempel des Wiener Gemeinderabbiners Schlomo Elieser Hofmeister. Dieser bestätigte, dass er selbst den Wein produziert und erklärte mir, dass die hebräischen Buchstaben für “Sieben-Gemeinden” streng genommen nicht Raschi-Schrift, sondern die Jüdisch-Deutsche Schrift sind, was freilich an den wenigen Buchstaben nicht erkenntlich ist.
Anmerkung: Die Jüdisch-Deutsche Schrift ist eine Weiterentwicklung der Raschi-Schrift. Die jüdisch-deutschen Texte in dieser Schrift werden auch “Weiber-Deutsch” genannt.
Unter dem Koscher-Stempel finden wir die Aufschrift יין לא מבושל (jajin lo mevuschal), also „Nicht gekochter Wein“.
Exkurs: Da von Heiden produzierter Wein in der Antike für Trankopfer (Libation) verwendet und daher mit Götzendienst gleichgesetzt wurde, war er für Juden verboten (babylonischer Talmud, Traktat Avoda sara 31a). Das Verbot wurde von den Rabbinen auch auf den “stam jenam”, den gewöhnlichen, von Nichtjuden produzierten Wein ausgedehnt, da sie vor allem die Abgrenzung gegenüber Nichtjuden durch einen zu engen sozialen Kontakt mit letzteren gefährdet sahen.
Vom Verbot des mit Nichtjuden in Berührung gekommen Weines ausgenommen war der “gekochte Wein” (jajin mevuschal) damit ist ein Wein gemeint, der für kurze Zeit so stark erhitzt wird, dass “die Hand zuckt” (bab. Talmud, Traktat Schabbat 40b).
Wenn koscherer Wein gekocht worden ist, d.h., man hat ihn soweit erhitzt, dass durch das Erhitzen seine Menge geringer geworden ist, und dann hat ihn ein Nichtjude berührt, darf man ihn sogar trinken
Kizzur Schulchan Aruch 274,3
Moderne Koscher-Weinproduzenten bewerben oft ihre Mevuschal-Weine mit dem Hinweis darauf, dass dadurch “entsprechend dem jüdischen Gesetz” Nichtjuden in Restaurants die Möglichkeit zum Öffnen der Flaschen gegeben wird.
Rückseite der Koscher-Weinflasche mit Text über die ‘Sieben-Gemeinden’
Auf der Rückseite der Weinflasche findet sich eine kurze Erwähnung der einzelnen heiligen jüdischen Gemeinden der “Sieben-Gemeinden” und ihrer berühmtesten Rabbiner sowie der Hinweis darauf, dass die Erlöse aus dem Weinverkauf ausschließlich karitativen Zwecken der jüdischen Gemeinde Wien zufließen.
I know that the inscription on the reverse of the wine bottle was made by the Wine Bottler.
Rabbi Josef Chaim Sonnenfeld was born in Verbó Hungary (today Vrbové Slovakia), was a student of the KTAV SOFER Rabbi Abraham Samuel Benjamin Sofer (Schreiber) who was Chief Rabbi of Pressburg and the son of Rabbi Moshe Sofer Schreiber (the CHATAM SOFER). Rabbi Sonnenfeld left Slovakia and moved at the age of 24 to Jerusalem.
Can anyone tell me the connection of Rabbi Josef Chaim Sonnenfeld to the SHEVA KHILOT?
Thank you Meir, this is very interesting!
Sorry, that the “edit comments” didn’t work, I think the reason is an update I’ve made some days ago. Should work now …
In Rabbi Kinstlicher’s book “Hachatam Sofer vetalmidav”, p. 497 is written that Rabbi Josef Chaim Sonnenfeld studied after his marriage at the yeshiva of Rabbi Abraham Zwebner-Shag at Kobersdorf. His father-in-law (first marriage) was R. Shlomo Salzer (Selzer?) from Kobersdorf, and there Rabbi Josef Chaim lived from 1870 until 1873, when he went to Eretz Israel.
Thank you Bathya.
I see now the connection of Rabbi Zonnenfeld to the Seven Kehilot.
Rabbi Zonnenfeld was a learned man, but he was still a youngster when he studied under Rabbi Zwebner-Shag in Kobersdorf. He was there barely 3 years. If choosing between the two, Rabbi Zwebner would be the choice. He was also the elder whom Zonnenfeld followed, not only to Kobersdorf but also as far as Jerusalem.
But, as we say it in Hebrew אל תסתכל בקנקן אלא במה שיש בו = do not look at the container, but at its contents. It is not the label, but the wine in the bottle.