Personenregister jüdischer Friedhof Triest
Die hebräische Grabinschrift
[1] Unter diesem Grabmal | תחת הציון הלז |
[2] ist geborgen im Staub ein vollkommener und rechtschaffener Mann, | יטמן בעפר איש תם וישר |
[3] u(nser ehrbarer) L(ehrer), H(err) Josef Hakohen. | כמר יוסף הכהן |
[4] Er stieg in die Höhe auf am 19. Schvat | עלה למרום י”ט לחדש שבט |
[5] gemäß (Kalender-) Ordnung und Einteilung | לסדר ולפרט |
[6] “Du vertrittst das Volk vor Gott.” | היה אה לעם מול האלה |
Anmerkungen
Zeile 6: Das hebräische Sterbedatum ist “verpackt” im Bibelzitat Exodus 18,19b.
Die Zahlenwerte der Buchstaben allerdings korrekt zu addieren, wurde für mich leider zur anfangs schier unlösbaren Mathematikaufgabe. Denn es galt als erstes zu verstehen, warum nach dem א im 2. Wort אתה zwei Striche (Gerschajim) und nach dem ה ein Strich (Geresch) zu sehen sind.
Festzuhalten ist auch, dass im letzten Wort des Verses die Buchstaben א und ל als Ligatur geschrieben sind und der Strich nach dem ה im letzten Wort nur den Sinn haben kann, das abgekürzte Wort anzuzeigen (statt אלהים = Gott).
Ich gebe zu, dass ich ohne Angabe des bürgerlichen Sterbedatums (1897) in der Inschrift wenig Chancen gehabt hätte, das korrekte Sterbedatum nur aufgrund der hebräischen Inschrift zu erfassen.
Wir brauchen also die Zahl 5657.
Meine Hypothese:
- Der Strich nach dem ה im 2. Wort אתה zeigt an, dass die Jahreszahl als “große Zahl”, also mit dem Tausender (5000) gelesen werden muss ( ה als “5000”). Die “großen” Jahreszahlen finden wir in den hebräischen Inschriften am jüdischen Friedhof Triest sehr oft.
- Die beiden Striche nach dem א im 2. Wort bedeuten nichts anders, als dass – sozusagen von links nach rechts gelesen -, hier die Jahreszahl überhaupt erst beginnt, also sowohl das א des zweiten Wortes wie das gesamte erste Wort des Verses היה für die Addition wegfallen.
Somit ergibt der Zahlenwert des 2. Wortes 5400. Das 3. Wort לעם hat den Zahlenwert 140, das 4. Wort מול den Zahlenwert 76. Ergibt addiert also 5616.
Um auf die Zahl 5657 (= 1897) zu kommen, brauchen wir also noch das 4. (und letzte) Wort des Verses, das wohl genau deshalb etwas ungewöhnlich abbreviert wurde, um die fehlenden “41” zu erhalten (es müssen alle 4 Buchstaben, auch die beiden als Ligatur geschriebenen, einzeln addiert werden, also ה א ל ה).
Biografische Notizen
Giuseppe (Josef) Coen (Hakohen), gest. 19. Schvat 5657 = 21. Jänner 1897.
Da der 21. Jänner 1897 der 18. Schvat war, muss Giuseppe Coen in den Abendstunden, also schon am 19. Schvat, aber “noch” am 21. Jänner verstorben sein.
Leider fehlt das Matrikenblatt mit dem Sterbeeintrag von Giuseppe Coen oder wir haben den Eintrag nicht gefunden.
Ehefrau: Elena Coen, Hausfrau, geb. 03. Juni 1846, Tochter des Abramo NN und der Dolce NN, verwitwet nach Giuseppe Coen, gest. 14. April 1914 mit 67 Jahren, 10 Monaten und 11 Tagen (sic! in den Sterbematriken) an einem Herzfehler.
Das Geburtsdatum stimmt natürlich nur dann, wenn die genaue Angabe im Sterbebuch korrekt ist.
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