Personenregister jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt
Berta (Bella) Ungar, 11. Tischre 659 (= Dienstag, 27. September 1898)
Standortnummer: 826
Die Grabinschrift
[1] H(ier ist) g(eborgen) | פט |
[2] ein zartes Mädchen, jung an Tagen, | ילדה רכה צעירת ימים |
[3] einer anmutigen Gazelle gleich und klug, | יעלת חן וטובת שכל |
[4] F(rau) Bella, a(uf ihr sei) F(riede), | מ’ בילא ע”ה |
[5] Tochter des großzügigen Mannes, | בת איש נדיב |
[6] d(es) e(hrenhaften) H(errn) Simcha Ungar, s(ein Licht) m(öge leuchten). | כה ר’ שמחה אונגאר ני |
[7] Sie verstarb zum Seelenleid ihres Vaters | נקטפה לדאבון נפש אביה |
[8] […] […] | […] [..שנ.] |
[9] [11. Tischre 659] n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | [יא תשרי תרנט] לפק |
[10] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
Anmerkungen
Zeile 3: Sprüche 5,19 ויעלת חן: Die Übersetzung “Gazelle” ist wohl nicht ganz korrekt (besser: “Hindin” oder “Bergziege”); die Assoziation einer anmutigen Frau mit einer Gazelle liegt jedoch im deutschen Sprachgebrauch näher. S. bes. babylonischer Talmud, Traktat Eruvin 54b: “Von der anmutigen Gazelle, abgeleitet von der hebräischen Wurzel für “hinaufgehen”, “verleihen” עלה heißt es, dass sie den (die Tora) Studierenden Anmut verleiht …ויעלת חן שמעלת חן על לומדיה ….
1 Samuel 25,3 טובת שכל.
Zeile 4: Das abbrevierte מרת für “Frau…” ist bei Kindern absolut unüblich (s. auch Bertha (Beracha) Her(r)mann, sehr wahrscheinlich der selbe Inschriftenverfasser?).
Zeile 6: Der Segenswunsch “sein Licht möge leuchten” nach dem Namen des Vaters zeigt an, dass der Vater beim Ableben seiner Tochter noch lebt.
Biografische Notizen
Berta (Bella) Ungar, geb. 12. Oktober 1894, gest. mit 4 Jahren am 27. September 1898 an Diphterie.
Dass Berta (Bella) Ungar die Tochter von Samuel (Simcha) Ungar und Jenny (Tscharna) Ungar, geb. Kohn ist, dürfte so gut wie sicher sein, da der Name des Vates in der hebräischen Inschrift, Zeile 6, genannt ist und außerdem in Zeile 7 angemerkt ist “Sie verstarb zum Seelenleid ihres Vaters” (und nicht etwa “ihrer Eltern”), da Jenny Ungar zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war (s.u.).
Vater: Samuel (Simcha) Ungar, Weingroßhändler in Eisenstadt, gest. 06. Jänner 1941 in Eisenstadt (Sohn von Leopold Ungar und Babette Gutmann)
Mutter: Jenny (Tscharna) Ungar, geb. 19. April 1873 in Wien, gest. 20. Oktober 1895 in Eisenstadt
Material und Maße des Grabsteins
Kalksandstein, 90/50/15
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