Personenregister jüdischer Friedhof Kobersdorf
Chajla Jaul, 03. Nisan 697 (= Montag, 15. März 1937)
Die Grabinschrift
[1] I(hre Seele) g(ing hinweg) am 3. Nisan im Jahre 697 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | י”נ יום ג ניסן בשנת תרצז לפק |
[2] H(ier liegt) b(egraben) | פ”נ |
[3] Chajla, | חיילא |
[4] Ehefrau d(ehrbaren) H(errn) Benjamin Seev Jaul, s(ein Licht) m(öge leuchten). | אשת כ”ה בנימן זאב יול ני |
[5] Sie verstarb am 3. Nisan 697 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | נפטרה ג ניסן תרצז לפק |
[6] Chajla Jaul, a(uf ihr sei der) F(rieden), war eine tüchtige Frau. | חיילא יול עה היתה אשת חייל |
[7] Der Tag wurde in die Nacht gelegt über den Tod [unserer] Mutter. | יום ללילה הושם על פטירת אמנו |
[8] Ihre Hände reichte sie den Bedürftigen. | ידיה שלחה לאביונים |
[9] Das Herz ihres Ehemanns vertraute ihr und der Güte G(ottes). | לב בעלה בטח בה ובטובת ה |
[10] Glauben pflanzte sie ins Herz ihrer Söhne und Töchter. | אמונה בלב בניה ובנתה נטעת[ם] |
[11] Der Frieden auf ihr im Garten Eden soll ihr Lohn sein. | עליה השלם בגן עדן יהי’ שכרת[ה] |
[12] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
[13] Der Name ihrer Mutter war Vögele. | שם אמה פיגלא |
Anmerkungen
Generell auffällig bei dieser Inschrift ist, dass z.T. unübliche Schreibungen verwendet werden, siehe bes. Zeile 6, 10 und 11. Aber auch, dass sowohl der Vorname der Verstorbenen חיילא mit א und nicht mit ה geschrieben wird, ebenso der Vorname der Mutter פיגלא. Und selbst der Nachname “Jaul” wird meist יויל geschrieben, und nicht wie hier יול.
Zeile 4: Der Segenswunsch “Sein Licht möge leuchten” steht, weil der Εhemann beim Ableben seiner Frau noch am Leben war.
Zeile 6: Sprüche 12,4 אשת חיל עטרת בעלה. Gelegentlich findet man in Grabinschriften tatsächlich statt חיל auch חייל. Hier wohl, v.a. um auf den Vornamen der Verstorbenen hinzuweisen.
Zeile 8: S. Sprüche 31,20: וידיה שלחה לאביון.
Zeile 10: Es müsste נטעתם heißen “hat sie ihnen eingepflanzt”, ich lese allerdings eher נטעתה, was falsch wäre.
Zeile 6 bis 10: Akrostichon: Die Anfangsbuchstaben ergeben den (hebräischen) Vornamen der Verstorbenen (Chajla).
Zeile 11: Es müsste, wenn ich den Satz richtig verstehe, שכרה heißen. שכרתה wäre bestenfalls eine Verbform ((vgl. z.B: Genesis 30,16: שכרתיך) mit der Bedeutung “du hast ein Recht auf sie erworben” o.Ä. Dann hätten wir aber zwei Verben im Satz, die nicht wirklich kompatibel sind.
Auffällig bzw. unüblich auch, dass השלם und nicht השלום geschrieben wird.
Biografische Notizen
Chajla Jaul, gest. 03. Nisan 697 = Montag, 15. März 1937. Leider nicht eingetragen im Sterbebuch Kobersdorf (auch nicht im Sterbebuch Wien).
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