Personenregister jüdischer Friedhof Kobersdorf
Mathilda/e (Tila) Fuchs, geb. Epstein, 01. Cheschwan 629 (= Freitag später Abend, 16. Oktober 1868)
Die Grabinschrift
[1] Hier ist geborgen eine angesehene Frau, Frau | פה טמונה אשה חשובה מרת |
[2] [Krone] | [כתר] |
[3] Tila, | טילה |
[4] Ehefrau des verehrten, e(hrbaren) H(errn) Mose Fuchs. | אשת הנכבד כה משה פוקס |
[5] Geboren aus Wien, Tochter | געבארן אויס וויען טאכטער |
[6] des Sigmund Epstein. | דעס זיגמונד עפשטיין |
[7] I(hre Seele) g(ing hinweg) am 1. Cheschwan 629 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). | ני א חשון תרכט לפ”ק |
[8] Verständige Einsicht und Erkenntnis, der Tod hat sie vernichtet. | טוב טעם ודעת מות נהרסה |
[9] Ihre Zeit war gekommen. Als sie 30 Jahre alt wurde, stieg sie zur Erde hinab. | יומה בא בת ל לארץ ירדה |
[10] Kein Erbarmen (mit ihr hatten) die Jahre ihrer Jugend. | לא חמלה שנות נעוריה |
[11] Vergib (ihr ihre) Schuld und schenke ihr Ruhe. | העבר עוניה ותן לה נעוריה |
[12] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצב”ה |
Anmerkungen
Maße (sichtbar, cm, B x H): Grabstein ohne Sockel: 62 x 155, mit Sockel: 77 x 164
Zeile 2: Das Symbol der Krone auf dem Grabstein einer Frau in Anlehnung an Sprüche 12,4 עֲטֶ֣רֶת בַּעְלָ֑הּ “eine Krone ihres Ehemannes”.
Zeile 5 und 6: Diese Zeilen sind in deutscher Sprache, aber mit hebräischen Buchstaben geschrieben.
Zeile 8: Psalm 119,66 ט֤וּב טַ֣עַם וָדַ֣עַת לַמְּדֵ֑נִי “Lehre mich rechtes Urteil und Erkenntnis”.
Zeile 11: S. 2 Samuel 24,10 הַֽעֲבֶר־נָא֙ אֶת־עֲוֺ֣ן “vergib doch die Schuld”.
Biografische Notizen
Mathilda/e (Tila) Fuchs, geb. Epstein ca. 1838-1840 in Kobersdorf (Eintrag Sterbebuch Kobersdorf), in Misslitz (Mitoslav in Tschechien laut Eintrag Trauungsbuch Wien), in Gewitsch (Jevíčko in Tschechien laut Eintrag Trauungsbuch Kobersdorf), verheiratet, gest. 01. Cheschwan 629 = Freitag später Abend, 16. Oktober 1868 mit 28 Jahren (Eintrag Sterbebuch Kobersdorf), mit 30 Jahren (Grabinschrift) in Edlitz.
Nota bene: Es wird keine Todesursache angegeben. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass in Zeile 11 der hebräischen Grabinschrift von Schuld, die Matilda Fuchs offensichtlich auf sich geladen hatte, die Rede ist. Wir wissen leider nicht, welche Schuld das war. Vielleicht eine Abtreibung, vielleicht Selbstmord?
Vater: Sigmund Epstein
Ehemann: Moritz (Moses) Fuchs, Handelsmann, Sohn des Wilhelm Fuchs (Weinhändler) und der Barbara (Fuchs), war bis zumindest 1896 offensichtlich noch am Leben, weil es einen Eintrag über eine Firmenstilllegung in Edlitz gibt.
Geheiratet am 07. April 1861 (Trauungsbuch Wien) im israelitischen Bethaus Baden. Das Trauungsdatum im Trauungsbuch Kobersdorf ist der 04. April 1861, wenn wir das hebräische Datum rückrechnen und als 24. Nisan lesen (sehr wahrscheinlich). Der 07. April wäre der 27. Nisan. Als Wohnort der Braut wird im Trauungsbuch Kobersdorf Wien angegeben.
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