Über den traditionsgeschichtlichen Hintergrund der Kaschrut
Begriffsdefinitionen und Grundsätzliches
Abgrenzung von ›rein ‒ unrein‹, ›koscher‹ und ›Kaschrut‹
»Ist das koscher?« »Das scheint mir nicht ganz koscher zu sein!« (Zitat Volksmund) ‒ Wer hat diese Sätze nicht schon des Öfteren im Alltag gehört? Was heißt das Wort ›koscher‹ aber wirklich? Die Verwendung in unserer Alltagssprache ist von der ursprünglichen Bedeutung des Wortes gar nicht so weit entfernt. Im Hebräischen bedeutet das Wort kascher (כשר) ›tauglich‹, ›rituell erlaubt‹, ›rein‹, ›gemäß der Vorschrift‹ (vor allem auf Speisen bezogen), aber auch ›wertvoll‹, ›ehrenhaft‹ (auf Personen bezogen). Das Wort bezeichnet zudem rituelle Gegenstände, die gemäß den jüdischen Geboten hergestellt wurden und für den Ritus verwendbar sind. Dieser Bereich soll hier aber komplett ausgeklammert werden, wenngleich er für eine Gesamtdarstellung der Koscher-Problematik ungemein wichtig wäre.
Unter dem Begriff Kaschrut (כשרות hebräisch; ›Tauglichkeit‹, ›rituelle Eignung‹) versteht man die Gesamtheit jüdischer Speisegesetze. Im Unterschied dazu wird das Wort tahor (טהור hebräisch; ›rein‹, ›lauter‹, ›kultisch rein‹) für das Tier selbst verwendet und seltener mit Speisen und Getränken in Verbindung gebracht.
Die beiden Begriffe sind somit nicht austauschbar. Es kann z.B. eine Speise koscher zubereitet werden und dennoch verunreinigt sein, oder umgekehrt, ein Tier kann rein sein, aber unkoscher zubereitet werden.
Koschere Küche bezeichnet keinen eigenen Kochstil wie etwa die chinesische oder italienische Küche. So können z.B. chinesische Speisen durchaus koscher und traditionelle jüdische Speisen unkoscher angerichtet werden. Bei der Entwicklung der Speisegesetze sieht man besonders gut, wie sehr Religion den Alltag durchdringt und scheinbar Profanes wie Essen und Trinken religiöse Dimensionen erhält. Am besten sichtbar wird dies beim Schabbat- und Pessachmahl, bei denen das Essen zu einem religiösen Akt und der Tisch zum Altar Gottes wird. Hier wird ein gewöhnlicher biologischer Vorgang in die Dimension des Heiligen erhoben.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass viele Religionen die Art der Ernährung ihrer Gläubigen beeinflussen. Faktum aber ist, und dies wird völlig wertfrei vermerkt, dass keine dieser Religionen eine solche Fülle an Speisevorschriften hervorgebracht und die Essensgewohnheiten ihrer Gläubigen an so viele Bedingungen geknüpft hat wie das Judentum.
Die Sicht der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 587 v.d.Z. sowie des darauf folgenden Exils in Babylon (bis 539 v. d. Z.) als göttliches Gericht hatte die Besinnung auf vor allem drei entscheidende biblische Grundgebote zur Folge:
- Die Einhaltung des siebenten Tages als vollkommener Ruhetag (Schabbat)
- die Beschneidung
- die Speisegesetze
sollten nicht nur Israel in Brauchtum und Lebensweise von seiner jeweiligen Umgebung unterscheiden, sondern vor allem zum Garanten für Israels eigene Existenz werden.
Mit der Einhaltung dieser Gebote war auch der Rahmen geschaffen, der dem späteren Judentum die Möglichkeit gab, seinen Erwählungsauftrag zu erfüllen und sein Überdauern in der Geschichte zu erleichtern. Zahlreiche Bräuche ‒ darunter z. B. das Verbot des Schweinefleisches ‒ hatten in Verfolgungszeiten eine Bekenntnisfunktion erhalten und dienten seither zusammen mit dem übrigen Brauchtum der Selbstabgrenzung, um so wirkungsvoller gegenüber dem Sog der Umweltreligionen und Umweltkulturen: In vielen Bereichen verboten sie den sozialen Kontakt mit den Nichtjuden entweder ganz oder schränkten ihn doch zumindest ein.
Die Abschirmung gegenüber der andersgläubigen ‒ nach damaliger (antiker und mittelalterlicher) Auffassung ›ungläubigen‹ ‒ Umwelt war selbstverständliches Anliegen aller Religionsgemeinschaften, also auch des Islam und des Christentums. Was das Judentum davon unterscheidet, ist nicht nur der Umfang des Brauchtums, sondern auch dessen Motivierung, die mit der theologischen Wertung der Tora als Weltgesetz und somit als einzig richtiger Lebensordnung zusammenhängt.
Schon bei den Propheten wird auf das Einhalten bestimmter Speisegesetze Bezug genommen. So betont Ezechiel etwa, nie Fleisch von verendeten Tieren oder von Tieren, die gerissen wurden, gegessen zu haben, da dieses zu einem Zustand der Unreinheit führe (Ezechiel, Kapitel 4, Vers 14).
Judith weigerte sich, am Mahl des Holofernes teilzunehmen und unreine Speisen zu essen. Sie bevorzugte ihren eigenen mitgebrachten Vorrat.
Die Notwendigkeit einer deutlichen Abgrenzung gegenüber Nichtjuden war ein weiterer Grund für die Wichtigkeit der Einhaltung von Speisegesetzen. Da zur Zeit des zweiten Tempels bereits ein großer Teil der Juden unter einer nichtjüdischen Mehrheit beziehungsweise unter nichtjüdischer Herrschaft lebte, bekamen die Speisegesetze einen identitätsstiftenden Charakter. Nicht selten wurde das Essen von unreinen Speisen als ›Foltermethode‹ gegen Juden angewandt. Das Übertreten der Speisegesetze wurde mit dem Abfall vom Judentum gleichgesetzt, was zur Folge hatte, dass viele Juden den Tod einem Leben in Unreinheit vorzogen.
Im Laufe der Geschichte hat man versucht, verschiedene Erklärungen für die Speisegesetze zu finden. So werden sie in der Bibel zwar nicht erklärt, aber in Zusammenhang mit der Heiligkeit Gottes und seines Volkes gebracht. Die Speisegesetze werden also in einen sakralen Bereich gehoben und mit einer spirituellen Dimension versehen. Spätere Erklärungen und Interpretationen der Speisegesetze betonen ihren moralischen Aspekt. So stillen die Speisegesetze z.B. das menschliche Bedürfnis nach Gewalt und sind dazu da, den Menschen mit dem Geist der Gerechtigkeit zu versorgen bzw. ihm gewisse moralische Normen zu geben. Die rabbinische Literatur liefert keine rationalen Argumente für die Speisegesetze. Dort heißt es vielmehr:
Lass den Mann nicht sagen, ›ich esse kein Schweinefleisch‹. Er sollte vielmehr sagen, ›ich esse es gerne, aber ich darf es nicht essen, denn die Tora verbietet es mir.‹
Sifra 11:22
Der große jüdische Religionsphilosoph Maimonides (1135-1204) sah in den Speisegesetzen einen Weg unsere Lust zu meistern. Die Lust am Essen soll nicht als Zweck der menschlichen Existenz betrachtet werden. Zudem haben alle Speisen, die die Tora verbietet, eine schlechte und schädliche Wirkung auf unseren Körper.
In der jüdischen Mystik wurde das Nichteinhalten von Speisegesetzen mit schrecklichen Auswirkungen auf die menschliche Seele verbunden. Es trübe das Herz und hemme die edlen Eigenschaften im Menschen.
In der Neuzeit kam man von den diversen medizinischen Erklärungen ab. So betont etwa Isaak Abarbanel (1437-1508), dass es genügend Menschen gibt, die Schweinefleisch essen und dennoch gesund und wohlauf sind, andererseits wurden viele gefährliche Tiere und Pflanzen in der Tora nicht unter den verbotenen Speisen erwähnt. Die Offenbarung der Speisegesetze hatte somit nicht die Heilung des Körpers, sondern die der Seele zum Ziel.
Die im 19. Jahrhundert aufkommende Reformbewegung sah in den Speisegesetzen – mit einigen wenigen Einschränkungen – einen Überrest, der mit den Gesetzen der priesterlichen Reinheit und des Opfers verbunden war. Da die heutigen Lebensbedingungen ganz anders sind, haben sie weder religiöse Bedeutung noch einen ethischen Charakter. Konservative und orthodoxe Bewegungen des 19. Jahrhunderts betrachteten die Speisegesetze selbstverständlich als nach wie vor bindend. Alle Vorschriften verlangen vom Gläubigen Opfer und Selbstdisziplin. Sie trennen bis heute den Juden von seiner nichtjüdischen Umgebung und sind Kennzeichen seines Selbstverständnisses als Angehöriger des heiligen (erwählten) Volkes.
Ausgehend von teilweise uralten Tabuvorstellungen und Bräuchen findet sich in Bibel und rabbinischer Literatur eine fortschreitende Differenzierung der Begriffe ›rein‹ und ›unrein‹. Rituelle Reinheit entspricht im Wesentlichen der kultischen Auffassung von ›Heiligkeit‹, die in erster Linie einen mit der Gottheit verbundenen Bereich kennzeichnet. ›Reinheit‹ ist daher grundsätzlich Freisein von etwas Tabuisiertem, das von Materiellem (Schmutz, Sperma) bis zum Kultisch-Moralischem (Götzendienst, Sünde) reicht. Als ›unrein‹ galt also grundsätzlich alles, was ›fremd‹ war, sofern es im Verdacht stand, mit einem fremden Kult oder mit rituell verbotenen Substanzen oder Praktiken verbunden zu sein. Unreinheit wird durch Berührung (Nahrungsaufnahme) übertragen.
»Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben, Paarzeher sind und wiederkäuen, dürft ihr essen« (3. Buch Mose, Kapitel 11, Vers 3)
»… alle Tiere mit Flossen und Schuppen, die im Wasser … leben, dürft ihr essen« (3. Buch Mose, Kapitel 11, Vers 9)
Das Original des Leipziger Machsor befindet sich in der Universitätsbibliothek von Leipzig.
Für unseren Zusammenhang wichtig ist die Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren. Dabei kann das Kriterium der Opferfähigkeit angelegt werden sowie das der Essbarkeit der Tiere. Nur reine Tiere können koscher sein:
- Säugetiere: Rein sind Wiederkäuer mit vollständig gespaltenen Klauen (Paarhufer) (Leviticus, Kapitel 11, Vers 3). Verboten sind daher z. B. Schwein, Kamel und Hase, ferner alle Fleischfresser
- Grundsätzlich als rein gelten die meisten Vögel, zu den 24 unreinen Vögeln gehören u. a. Greifvögel, aber auch Strauß und Storch. Laut Talmud (Traktat Chullin 3,6) haben reine Vögel eine Hinterzehe, einen Kropf und einen doppelhäutigen Muskelmagen. Eier unreiner Vögel sind verboten, ebenso befruchtete Eier überhaupt
- Fische: Nur Wassertiere mit Flosse(n) und Schuppen sind rein. Verboten sind daher Hai und Aal sowie alle Meeresfrüchte
- Insekten: Leviticus, Kapitel 11, Vers 21f nennt vier Arten von erlaubten Heuschrecken. Sie werden aber selten gegessen, u.a. weil sie schwer zu identifizieren sind. Obwohl die Biene unrein ist, ist Honig erlaubt, da er als ›umgewandelter Blütenstaub‹ gilt (Traktat Bechorot 7b)
Gleichsam als Überblick ‒ und mehr kann es hier nicht sein ‒ kann festgestellt werden, dass verbotene Tiere in zwei Kategorien eingeteilt werden können, nämlich in solche aufgrund biblischer Verbote und in solche aufgrund rabbinischer Verbote.
- Biblische Verbote:
- primäre Verbote wie nicht koschere Tiere, Aas, Insekten etc.
- verbotene Kombinationen wie Fleisch und Milchiges oder kilajim, also verschiedene Arten, die zusammen gewachsen sind (z. B.: Getreide und Gemüse ‒ man darf also nicht etwa irgendein Gemüse in der Nähe eines Weinstocks anbauen etc.)
- Rabbinische Verbote:
- jene mit biblischer Basis wie etwa die rabbinischen Erweiterungen (sjag letora = Zaun um die Tora) des Verbotes, Milchiges und Fleischiges zu mischen
- jene ohne biblische Basis, wie Essen, das von Nichtjuden gekocht und gebacken oder Wein, der von Nichtjuden produziert wurde etc.
Speisen können durch die Flüssigkeiten Wasser, Tau, Wein, Milch, Öl, Blut und Honig unrein werden. Die Gründe für die Unreinheit mancher Tiere sind oft nicht mehr im Einzelnen nachzuvollziehen.
Die Speisegesetze (Speisevorschriften) als wesentlicher Bereich der Kaschrut
Besonders die Entwicklung der Speisegesetze, die den Bereich der Kaschrut dominieren zeigt, wie sehr Religion den Alltag durchdringt und scheinbar Profanes wie Essen und Trinken religiöse Dimensionen erhält.
Früchte und Gemüse sind in jedem Fall koscher, da sie in Bezug auf fleischig und milchig als neutral (parve) gelten und mit allen Nahrungsmittelarten zusammen genossen werden können: z. B.: Brot, Eier, Öl, Pflanzenfett, Obst und Gemüse.
Eine Grundregel ist die strikte Vermeidung jeden Genusses von Blut:
Jedermann aus dem Haus Israel oder jeder Fremde in eurer Mitte, der irgendwie Blut genießt, gegen einen solchen werde ich mein Angesicht wenden und ihn aus der Mitte seines Volkes ausmerzen …
3. Buch Mose, Kapitel 17, Vers 10
Dieses absolute Blutverbot bedingt die Schlachtmethode des Schächtens, also das Schlachten der Tiere mit einem einwandfrei schartenlos geschliffenen Messer.
Für das Pesachfest wird spezielles Geschirr und Essen genommen, das für diesen Feiertag koscher gemacht wurde. Dieser Stempel wurde zur Kennzeichnung der Objekte ‒ koscher für Milchiges ‒ während der Feiertage verwendet.
Hebräische Inschrift übersetzt:
»Milch(ig) für Pesach«
Die Buchstaben am Stempel sind selbstverständlich seiten- und spiegelverkehrt.
Länge: 4 cm, Durchmesser: 3 cm
Fleischig und milchig sind strikt voneinander zu trennen. Das heißt, Fleisch und Fleischprodukte dürfen weder zusammen mit Milch oder Milchprodukten aufbewahrt, noch zubereitet oder gegessen (zwei bis sechs Stunden Intervall!) werden. Zurückgeführt wird diese Vorschrift auf das dreimal in der Bibel genannte Verbot:
Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen!
Möglicherweise handelt es sich dabei ursprünglich um die Abwehr eines Fruchtbarkeitszaubers. Später wurde das Verbot jedoch immer allgemeiner ausgelegt, da mit Ausnahme der Selbstversorger niemand sicher sein konnte, woher Fleisch oder Milch kamen. Da das Verbot in der Bibel dreimal erwähnt ist, sind nicht nur Kochen, sondern eben auch Essen und jedes Mischen von Fleisch und Milch verboten. Praktisch bedeutet dies, dass für diese beiden Arten von Lebensmitteln völlig getrenntes Geschirr und Besteck verwendet werden muss.
Fisch gilt nicht als ›fleischig‹, wird aber traditionell nicht mit Fleisch zusammen gegessen.
Milch und Milchprodukte können nur von ›reinen‹ Tieren und ‒ streng genommen ‒ nur aus jüdischer Produktion als unzweifelhaft erlaubt betrachtet werden, weil die Gefahr besteht, dass Milch unreiner Tiere beigefügt oder ›unreine‹ Gefäße verwendet wurden.
Die Notwendigkeit einer deutlichen Abgrenzung gegenüber Nichtjuden sowie die Erhaltung der Kernaussagen des jeweiligen Gesetzes führten zur ständigen Ausweitung der einzelnen biblischen Ge- und Verbote (ein Zaun um die Tora):
Daniel war entschlossen, sich nicht mit den Speisen und dem Wein der königlichen Tafel unrein zu machen … Da ließ der Aufseher ihre Speisen und auch den Wein, den sie trinken sollten beiseite und gab ihnen Pflanzenkost.
Daniel, Kapitel 1, Vers 8 und Vers 16
Außerhalb der hebräischen Bibel finden sich vor allem in Büchern der griechischen Bibelübersetzung, der Septuaginta, die für die nicht mehr der hebräischen Sprache mächtigen alexandrinischen Juden im 3. bzw. 2. Jahrhundert v. d. Z. angefertigt wurde, eindeutige Belege für dieses Bemühen: Während Ester im hebräischen Text noch die Lieblingsgemahlin des heidnischen Königs wird und mit ihm feiert, heißt es in der Septuaginta:
dass ich … das Bett eines Unbeschnittenen und Fremden verabscheue‹ und ›Deine Magd hat nicht am Tisch Hamans gegessen, ich habe keinem königlichen Gelage durch meine Anwesenheit Glanz verliehen und habe keinen Opferwein getrunken.
YEster, Kapitel 4, Vers 17
Alles in allem verhinderten diese Vorschriften de facto (in der Praxis) jede Teilnahme eines Juden an Mahlzeiten von Nichtjuden – ausgenommen bei Früchten und Gemüse. Denn bei strenger Beachtung der Regeln gilt ja schon das Geschirr als nicht koscher. Schon Tacitus kennzeichnet die Juden als ›separati epulis‹ – getrennt bei Mahlzeiten. Da das Essen im Judentum nicht als rein profaner, sondern als religiöser Akt gilt, war es natürlich oft schwer, zwischen profanem sozialen Kontakt und religiöser Vermischung zu unterscheiden. Aber auch diese Sorge war nicht nur eine Sorge des Judentums, man denke an die Verbote christlicher Synoden mit Juden Tischgemeinschaft zu pflegen.
Beurteilung der Klassifikation der reinen und unreinen bzw. der zum Essen erlaubten und nicht erlaubten Tiere
Es wäre sicher falsch, die oben vorgenommene Klassifikation nach naturwissenschaftlichen Kriterien zu beurteilen oder einzelne Verbote mit hygienischen Argumenten zu begründen, dass etwa Schweinefleisch in heißem Klima nicht haltbar sei. Eher könnte man daran denken, dass z. B. das Schwein in vielen Kulten das bevorzugte Opfertier war. Da alles Schlachten in der Antike in den religiösen Bereich des Opferns gehörte, zog ein solches Verbot eine deutliche Trennlinie zu heidnischen Kulten.
Entscheidend ist: Wer in biblischer Tradition lebt, dem genügt ohnedies, dass es so in der Bibel steht; Begründungen zu suchen würde immer auch die Begründung von Ausnahmen ermöglichen.
Allerdings wird dies ‒ etwa im liberalen Judentum ‒ durchaus differenziert gesehen und man zieht für die Beurteilung der Kaschrut wissenschaftliche Methoden als Parameter heran.
Die Praxis
Reformjudentum und Kaschrut
Von reformiertem bzw. liberalem Judentum als Richtung des Judentums, der heute weltweit etwa 1.200.000 Juden angehören, sprechen wir seit Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Juden aus der Isolierung des Ghettos in die europäische Gesellschaft eintraten. Vor allem brauchte man eine Theologie, die gegenüber dem Christentum zeigen konnte, dass das Judentum in der modernen Welt überlebensfähig ist. Die ersten Reformgottesdienste wurden in norddeutschen Gemeinden gehalten. Während in Österreich die liberale jüdische Gemeinde (Or chadasch) mehr oder minder (noch) ein Schattendasein führt, finden wir im übrigen Europa starke liberale Gemeinden (z. B. Oldenburg). Naturgemäß konnte die Reformbewegung in den USA ihre größten Erfolge ernten, da ihr dort keine traditionelle orthodoxe Gemeinde im Wege stand, die zuerst ›bekämpft‹ werden musste. Als wichtigste Neuerung der Liberalen ist wohl das Ende der Trennung von Frauen und Männern im Gottesdienst zu nennen – Frauen können auch Rabbinerinnen werden ‒ oder das Weglassen von Ritualen, die als primitiv angesehen wurden, wie das Blasen des Schofarhorns.
(Nur am Rande sei bemerkt, dass diese Ablehnung der Kaschrut im liberalen Judentum von diesem (!) nicht als Versuch verstanden wurde, das Judentum zu assimilieren, sondern das Judentum auf der Basis eines utopischen Messianismus zur Vollendung zu führen.)
Diese strikte Haltung vieler liberaler Kreise (z. B. der Pitsburgh-Plattform aus dem Jahr 1881) wurde im 20. Jahrhundert mehrmals auf liberalen Kongressen revidiert und aufgeweicht, sodass ‒ je nach Gemeinde und zuständigem Rabbiner ‒ die Kaschrut sehr oft auf den völligen Verzicht von Schweinefleisch reduziert ist, da, ‒ so die Begründung ‒ gerade das Schwein sehr oft als Instrument der Judenverfolgung eingesetzt worden war.
Insbesondere im progressiven (liberalen, reformierten) Judentum wurde Wissenschaft der Religion gegenüber als überlegen angesehen, die eigene Allwissenheit konkurrierte mit der göttlichen Intelligenz. Indem beispielsweise das Schwein praktisch ausschließlich wegen der Trichinengefahr und die Schalenfische wegen der Gefahr von Hepatitis und anderen Viruserkrankungen verboten wurden, schloss man, dass entsprechende hygienische Zubereitungen Schwein und Schalenfische koscher machen würden. Kaschrut-Gesetze konnten also in einem Zeitalter des wissenschaftlichen Verständnisses von Gesundheit und Krankheit ruhig als obsolet angesehen werden.
Koscher – Aufsichtsorgane
Generell lässt sich sagen, dass die Koscherproblematik in Bezug auf die Lebensmittel in den letzten Jahren für die Lebensmittelproduzenten aufgrund der Nachfrage von Konsumenten stark gestiegen ist. So wird beispielsweise in wissenschaftlichen Statistiken angegeben, dass in einem typischen Supermarkt im Nordosten der USA etwa 30% aller angebotenen Artikel koscher sind. Da der Koscher-Markt alleine in den USA derzeit (2002) einen Wert von ca. 150 Milliarden Dollar hat und 6 Millionen Menschen betrifft, von denen ca. 1.5 Millionen jüdisch sind, wurden koschere Lebensmittel im Journal AD WEEK als ›hottest‹ Produkte von 1989 bezeichnet.
Dass eine steigende Nachfrage und die damit Hand in Hand gehende höhere Produktion von koscheren Lebensmitteln selbstverständlich auch entsprechende Kontrollinstanzen erfordert, liegt auf der Hand. Neben der O-U (Orthodoxe Union) gibt es, um nur die allerwichtigsten zu nennen, noch die Organized Kaschrut Laboratories und die Kof K. Neben den offiziellen Kontrollinstanzen, die man auf den jeweiligen Etiketten findet, gibt es natürlich auch noch jede Menge einzelner Rabbiner, die ihren Stempel auf das Produkt und somit ihre Erlaubnis zum Vertrieb (Hechscher) geben.
Der Koscher-Konsument: ›Labeling‹ und Koscher-Statistik
Wie erkennt der Koscher-Konsument nun, dass es ein koscheres Produkt ist, das er erwirbt und in dessen ›Koscherheit‹ er auch entsprechend Vertrauen haben kann? Bis heute gibt es nämlich keine eindeutigen Richtlinien der Etikettengestaltung ‒ weltweit gesehen sind nicht einmal die Bezeichnungen eindeutig, ob etwas fleischig, milchig oder parve ist.
Obwohl manche regionale Instanzen ‒ wie ›The Kosher Enforcement Bureau of the New York State Department of Agriculture and Markets‹ ‒ dem Koscher-Konsumenten eine Art Garantie gibt, dass die als koscher ausgewiesenen Produkte auch tatsächlich koscher sind, ist dies noch keine Garantie dafür, dass das Produkt auch tatsächlich von einem Rabbiner überprüft wurde. So wäre es beispielsweise denkbar, dass Koscher-Etiketten entweder gefälscht oder einfach kopiert werden, das Produkt selbst aber nicht wirklich durch autorisierte Hände ging. Autorisiert heißt in jedem Fall, dass ein (zuständiger) Rabbiner die Kontrolle übernimmt und die ordnungsgemäße Koscher-Erzeugung durch seinen Stempel und ‒ das ist besonders wichtig ‒ durch ein Zeugnis bezeugt. Dabei ist es für den einzelnen Koscherkonsumenten nicht ganz unerheblich, von welchem Rabbiner diese Bestätigung kommt ‒ daher wird auf den Etiketten der meisten seriösen Produkte sehr wohl Name, Institution und Ort des Rabbiners angegeben. Dies nennt man die sogenannte Koscher-Statistik, die ‒ bedenkt man eben, dass die Frage des Koscherseins eine ausschließlich kultische Relevanz besitzt ‒ von entscheidender Bedeutung ist, da nur sie dem Konsumenten das letzte Vertrauen in das Produkt ‒ oder besser in die Koscherheit des Produktes ‒ geben kann.
Denn letztlich ist die Frage der Koscherheit eine Frage des Vertrauens. Der Konsument muss letzte Sicherheit darüber haben, dass das Produkt, das er erwirbt, koscher ist, ohne den geringsten Schatten des Zweifels. Weiterhin geht es ‒ wie wir gesehen haben ‒ nicht nur um das Produkt selbst, sondern ebenso um die Gefäße, in denen das Produkt hergestellt wurde. Bedenkt man die enorme Pluralität der jüdischen Gemeinden und die lokalen Gebräuche ‒ sowie das Fehlen einer ›unfehlbaren‹ obersten Instanz ‒ wird die Problematik verständlicher. Am Beispiel des Koscherweines darf ich dies ein wenig näher ausführen:
Als Minimalkonsens darf das Vorhandensein eines Koscher-Zeugnisses (hebräisch: Te’udat hechscher) gelten. Dieses wird von einem ordinierten Rabbiner oder einer befugten Behörde (wie etwa einem rabbinischen Gerichtshof) ausgestellt und garantiert somit die ständige Kontrolle (Supervision) der gesamten Produktion durch den Rabbiner selbst oder einen von der Behörde bestellten ›Koscher Aufseher‹ (hebräisch: Maschgiach).
Koscher-Wein ‒ ein Exkurs
Die hebräische Bibel schreibt den Beginn des Weinbaus Noach zu, der allerdings gleich mit den negativen Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums konfrontiert wird:
Noach wurde der erste Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg. Er trank von dem Wein, wurde davon betrunken und lag entblößt in seinem Zelt.
1. Buch Mose, Kapitel 9, Verse 10-21
Die Rabbinen schließen aus Noachs Erlebnissen mit dem Wein, dass der Baum der Erkenntnis als Weinstock zu verstehen ist.
Rabbi Chisda sagte …: Der Heilige, gepriesen sei er, sprach zu Noach: Noach, du solltest durch Adam den Urmenschen gewarnt sein, denn (sein Verderben) wurde nur durch den Wein herbeigeführt. Dies stimmt überein mit dem, der sagt, der Baum, von dem Adam, der Urmensch, gegessen hatte, war ein Weinstock. Es wird nämlich gelehrt: Der Baum, von dem Adam, der Urmensch gegessen hatte, war, wie Rabbi Meir sagt, ein Weinstock, denn es gibt nichts, was über den Menschen so sehr Wehklage bringt wie der Wein.
Babylonischer Talmud, Traktat Sanhedrin 70a-70b
Da von Heiden produzierter Wein in der Antike für Trankopfer (Libation) verwendet und daher mit Götzendienst gleichgesetzt wurde, war er für Juden verboten (Babylonischer Talmud, Traktat Avoda sara 31a).
Dieses generelle Verbot des Libationsweines wurde von den Rabbinen auch auf den stam jenam, den gewöhnlichen, von Nichtjuden produzierten Wein ausgedehnt, da sie vor allem die Abgrenzung gegenüber Nichtjuden durch einen zu engen sozialen Kontakt mit letzteren gefährdet sahen:
… sprach sie (die Hure) zu ihm: ‘Du bist ja bereits wie ein Familienangehöriger; setze dich und suche dir etwas aus’: Krüge mit ammonitischem Wein standen vor ihr, und da damals nichtjüdischer Wein noch nicht verboten war, sprach sie zu ihm: ‘Willst du vielleicht ein Glas Wein trinken?’ Hatte er getrunken, so geriet er in Erregung und sprach zu ihr: ‘Gib dich mir hin.’ Da zog sie ihre Gottheit aus dem Busen und sprach zu ihm: ‘Verehre diese’. Er erwiderte ihr: ‘Ich bin ja Jude.’ – ‘Was schadet dies … außerdem entlasse ich dich nicht eher, als bis du die Lehre deines Meisters Mose verleugnet hast.’
Babylonischer Talmud, Traktat Sanhedrin 106a
Vor allem zwei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Wein als koscher gilt:
- Er darf nicht von einem Nichtjuden berührt werden oder worden sein
- Er darf ausschließlich koschere Zutaten enthalten
Sollte der Wein doch mit einem Heiden in Berührung gekommen sein, so gibt es 2 Möglichkeiten: der Wein ist ein jajin nesech (יין נסך, also ein Wein, der für heidnische Trankopfer verwendet wird) oder er ist ein stam jenam (סתם יינם). Genau genommen ist der jajin nesech nicht für das Trinken zum Vergnügen oder aus geschäftlichen Gründen erlaubt, während der stam jenam wohl für geschäftliche Gründe, nicht aber für das Vergnügen geeignet ist.
Vom Verbot des mit Nichtjuden in Berührung gekommenen Weines ausgenommen ist der ›gekochte Wein‹ (יין מבושל hebräisch: jajin mevuschal). Damit ist ein Wein gemeint, der kurze Zeit so stark erhitzt wird, bis ›die Hand zuckt‹ (Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat 40b). Selbstverständlich führte eine solche Angabe immer wieder zu Diskussionen über die erforderliche Temperatur.
Während etwa die für ihre strenge Überwachung der Kaschrut-Gesetze bekannte ›Union of Orthodox Jewish Congregations of America (O-U)‹ die für das Erhitzen erforderliche Mindesttemperatur mit 168 °F (75,5 °C) ansetzt, verlangt der Lubavitscher Rebbe mindestens 190 °F (87,7 °C).
Wenn koscherer Wein gekocht worden ist, d. h., man hat ihn soweit erhitzt, dass durch das Erhitzen seine Menge geringer geworden ist, und dann hat ihn ein Nichtjude berührt, darf man ihn sogar trinken.
Kizzur Schulchan Aruch 274,3
Moderne Koscher-Weinfabrikanten, deren Weinproduktion unter der Aufsicht der O-U steht, bewerben ihre Mevuschal-Weine mit dem Hinweis darauf, dass dadurch ›entsprechend dem jüdischen Gesetz‹ Nichtjuden in Restaurants die Möglichkeit zum Öffnen der Flaschen gegeben wird.
Responsen moderner Rabbiner, die sich mit der Problematik des für Juden erlaubten, also koscheren Weines auseinandersetzen, betrachten oft die Gefahr, dass der Wein mit Nichtjuden in Berührung kommen könnte, durch die vollständige Automatisierung der Weinproduktion vom Zeitpunkt der Traubenlese bis hin zu den versiegelten Flaschen als obsolet.
Grundsätzlich darf man sagen, dass die Koscherkontrolle beim Wein schon deshalb besonders streng ist, da der Wein für liturgische Zwecke verwendet wird. Etwas grob, für unseren Rahmen aber ausreichend, geht es vor allem um folgende Regeln, die bei der Herstellung von Koscherwein einzuhalten sind:
- An der Produktion des Weines dürfen nur Männer beteiligt sein, die den Schabbat halten.
- Alle Geräte, die zur Weinerzeugung verwendet werden, müssen sauber und steril sein.
- Substanzen, die bei der Produktion von Wein Verwendung finden, müssen als koscher akzeptiert sein und dürfen keine tierischen Stoffe enthalten.
- Es darf kein Obst und Gemüse zwischen den Weinreben wachsen.
- Die Frucht eines neuen Weinstockes darf erst vier Jahre nach der Einpflanzung verwendet werden.
In Israel müssen außerdem noch zusätzliche Auflagen erfüllt sein. Dazu gehört, dass die Zeremonie des Ma’aser verrichtet wird. Dies heißt, dass ein bestimmter Prozentsatz des produzierten Weines weggeleert wird als Symbol des Zehnts, der in biblischer Zeit an die Leviten und Kohanim abgegeben wurde. Weiterhin gilt es, die Schmitta (Schabbatjahr) einzuhalten:
Sechs Jahre kannst du in deinem Land säen und die Ernte einbringen; im siebten sollst du es brach liegen lassen und nicht bestellen. Die Armen in deinem Volk sollen davon essen, den Rest mögen die Tiere des Feldes fressen. Das gleiche sollst du mit deinem Weinberg und deinen Ölbäumen tun.
Exodus, Kapitel 23, Verse 10-11
Diese Vorschrift ist am kostspieligsten einzuhalten. Sie wird manchmal dadurch umgangen, dass der Weinberg für das betreffende Jahr an einen Nichtgläubigen verkauft und im Jahr darauf wieder zurückgekauft wird, da die Reben in jedem Jahr sorgfältig gepflegt werden müssen, damit der Weinberg in gutem Zustand bleibt.
Meist wird der Zeitpunkt, ab dem die Herstellung des Weines unter jüdischer Aufsicht zu erfolgen hat, mit dem Zeitpunkt angegeben, ab dem aus den Trauben Saft wird.
Abgesehen davon ist die Bandbreite der Beurteilungskriterien, wann ein Wein als koscher zu gelten hat, naturgemäß sehr groß und hängt selbstverständlich nebst wirtschaftlichen Perspektiven weitgehend auch vom zuständigen Rabbiner bzw. der jeweiligen jüdischen Gemeinde (orthodox, konservativ, reformiert bzw. liberal etc.) ab.
Das Schächten – ein Exkurs
Wichtigste ›Basisarbeit‹, um koscheres Fleisch zu erhalten, ist wohl das ›Schächten‹ (hebräisch: Schechita). Schon oben wurde der Zusammenhang mit dem Verbot des Blutgenusses erwähnt. Das Schächten, das nach der Bibel (Deuteronomium, Kapitel 12, Vers 21) die einzig erlaubte Schlachtmethode für Tiere oder Vögel, die zum Verzehr erlaubt sind, darstellt, erfolgt durch einen Fachmann, den Schochet, mit einem vorher geprüften, scharfen, schartenfreien Messer. Der Schnitt durchtrennt in einem Zug Halsschlagader, Luft- und Speiseröhre. Bevor der Stempel für rituell geschlachtetes (koscheres) Fleisch aufgedrückt wird, müssen der Schnitt, die inneren Organe (v. a. die Lunge) und nochmals das Messer untersucht werden.
In praxi bedingt der ‒ in humanitärer Hinsicht ‒ problematische Aspekt des Schächtens einen gewissen Erklärungsbedarf. In ›Kaschrus‹ 1989 heißt es:
Observations of kosher calf slaughter in NY indicated that a skilled shochet could cause over 95% of the calves to collapse immediately like animals shot with a captive bolt (a so-called humane way of preparing animals for slaughter). 95% perfect effectiveness is similar in performance to stunning (another allegedly humane method) …‹
und weiter heißt es zur Frage, was gemacht wird, wenn das Schächten verboten ist:
… in western Europe and Canada, shackling and hoisting of fully conscious live animals for ritual slaughter is forbidden. Plants that conduct ritual slaughter in these countries are required to hold the animal in a restraining device while the throat is cut. Hoisting by the hind leg is not permitted until after the throat has been cut …
Fesseln und insbesondere das Hängen der Tiere zur Schächtung ist in Kanada, Australien, Neuseeland, England ‒ und übrigens auch in Israel ‒ verboten. In der Schweiz ist das Schächten generell verboten. In Amerika ist es nicht offiziell verboten, doch sind alle Schächter von den Koscher-Kontrollinstanzen definitiv angewiesen, vor dem Schächten einen sogenannten ›restraining pen‹, worunter ein schmaler Stall mit einer Öffnung vorne für den Kopf des Tieres zu verstehen ist, zu verwenden.
Ausführer der Schächtung ist der quasi beamtete Schochet, an den dieselben hohen ethischen Anforderungen gestellt werden wie an einen Rabbiner.
Der Schochet muss die Schächtung bewusst ausführen und darf dabei ausschließlich jene Apparate verwenden, die durch Menschenkraft angetrieben werden, also keine mechanisch-automatischen Apparate mit Wasser-, Wind- oder elektrischem Antrieb. Schächtet ein Schochet unqualifiziert, lastet die volle Verantwortung für das Töten des Tieres auf seinem Gewissen.
It is not about KOSHER – only the coffee part, but about the small book of HAGGADA SHEL PESSACH.
Hope you will find it interesting.
Could not post pictures, as they cannot be added here.
Enjoy.
Why did this small book, The Haggada for Passover, become one of the most written and printed books?
After the destruction of the second Temple in Jerusalem, the synagogue became the בית כנסת = the gathering house, and later as a prayer house. In tractate SUCCA 51, 2, there is a description of the synagogue in Alexandria.
[…] Some kind of a large Basilica […] and a wooden podium in its center, and the CHAZAN = reader of the assembly standing on it and pieces of cloth in his hand. When he reached the place to say AMEN, he waves the cloth and the congregation say AMEN.
It was a large Basilica and the congregation could not hear the reader, therefore he had to give them a sign with the cloth when reaching the point to say AMEN. The individuals had no prayer books, as it was a large and heavy book, written by hand on parchment. At the beginning as a scroll and later cut into pagers and bound, and later handwritten on paper. All this before the invention of the printing press. We have the Nurenberg MACHZOR (it included prayers for the whole year), dated 1331 with 1024 pages measuring 37×50 cm. Its weight is 27 Kg.
Passover eve is celebrated at home, with family and sometimes friends. This small book, the HAGGADA for Passover = Haggada Shel Pesach, had to be in each home, and sometimes each participant had his own book. It was a family book, private, not one to be taken to the synagogue. A small book that the family could afford to own. As it was a family book, the rich had it richly decorated. Each one a unique, handwritten and decorated. Unfortunately, the Holy Inquisition burned down most of them. The ones that survived were taken away from the Jews when they were expelled from Spain and later Portugal and burned. Only a few of them survived. Illuminated Haggadot we find also in Central Europe.
The Ashkenazi custom is not to eat pulses – legumes on Passover, including beans. As coffee is a product of coffee beans, they did not drink it on Passover. A ruling was passed in 1932 that coffee and cocoa beans are not pulses, but grow on trees; Ashkenazi Jews could consume them on Passover. A bright idea was passed to Maxwell House Coffee and they printed a Haggada to be distributed to their clients.
The Maxwell House Haggada was reprinted yearly, and was used at the SEDER table in the White House. (see the history: https://forward.com/schmooze/173621/101-years-of-the-maxwell-house-haggadah/) and https://hoboken.pastperfectonline.com/…/5B7C8D6D-8AE4-4EBE-8BAE-3…
2012 Display of Maxwell House Haggadot in the White House can be seen here:
https://jewishstandard.timesofisrael.com/maxwells-golden-haggadah/
There were also Political Haggadot. In Arthur Szyk’s Haggada the four sons. In 1934 he could not find a printer in Poland who would print the wicked son. He found an English printer who agreed to print it in 1939. CC BY-SA 4.0 File:Arthur Szyk (1894-1951). The Haggadah. The Four Sons (1934), Łódź, Poland.jpg
Happy Passover to all of you.