Schabbat Schalom aus dem Wolfgarten, dem ehemaligen Obst- und Gemüsegarten der prominentesten jüdischen Familie Eisenstadts: der in der Stadt über Jahrhunderte ansässigen Familie Wolf.
Am älteren und am jüngeren jüdischen Friedhof in Eisenstadt finden wir gut 50 Grabsteine der Familie. Der Urururgroßvater von Alexander (Sandor) Wolf, Salman Austerlitz, starb am 2. Jänner 1725 und ist am älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt begraben.
1938 bedeutete das Ende dieser langen und für Eisenstadt so wichtigen und fruchtbaren Geschichte der Jüdinnen und Juden. Praktisch über Nacht wurden sie deportiert, viele von ihnen später ermordet. Alexander (Sandor) Wolf konnte noch rechtzeitig über Triest nach Haifa fliehen und starb dort am 2. Jänner 1946.
Er wollte nicht mehr in seine alte Heimat zurückkehren, im Sommer 1945 schrieb er in einem Brief an Irma und Emilio Stock in Triest (Irma Stock war geborene Hirschler aus Eisenstadt):
weil man uns die Heimatliebe ausgebläut hat.
Heute fand die Gedenkfeier
Gras ist darüber gewachsen? Erinnere dich!
vom Gymnasium der Diözese Eisenstadt statt, auf dem Gelände des ehemaligen Gartens der Familie Wolf. Die Schule, genauer die Direktorin Frau HRin Mag.a Andrea Berger-Gruber M.A., die Lehrer:nnen, stellvertretend darf ich Professor Mag. Harald Strassl nennen, und die Schüler:innen, sind sich der Geschichte dieses Ortes bewusst.
Vor zwei Wochen durfte ich in der Schule an einem Vorbereitungsvormittag für den heutigen Gedenktag teilnehmen. Gekommen sind heute Vormittag alle Schüler:innen, der gesamte Lehrkörper, die erste Landtagspräsidentin Mag.a Astrid Eisenkopf und der Bürgermeister der Freistadt Eisenstadt, Landtagsabgeordneter Mag. Thomas Steiner, Generalvikar MMag. Michael Wüger, Bildungsdirektor HR OSR Alfred Lehner, Mag. Martin Wolf, ein Urenkel der Familie Wolf und der Urenkel des 1938 aus Eisenstadt vertrieben Dr. Josef Hoffer sowie Eltern und Absolventinnen und Absolventen der Schule, darunter auch Oberstleutnant Alexander Kovacs, Obmann des miltitärhistorischen Vereines Burgenland.
Die Gedenkfeier war würdig und perfekt organisiert und viele der von den Schülerinnen und Schülern verlesenen Texte berührten nicht nur mich sehr. Abschließend, ein ausgesprochen emotionaler Moment der Feier, brachten Vertreter:innen aller 15 Klassen der Schule ihre Gedenksymbole und -gaben und gingen mit allen Anwesenden zum Mausoleum, einige Schritte oberhalb des Gymnasiums. Dorthin brachten die Schüler:innen auch den Erinnerungskranz.
Das sogenannte Wolfmausoleum wurde von Élek (Alexius) Wolf ursprünglich für seine nichtjüdische Mutter Ottilie Laschober am Fuß des Leithagebirges gebaut. Neben Ottilie Wolf, geborene Laschober, haben weitere 12 Familienmitglieder im Mausoleum Urnengrabstätten.
Ich danke der Schule für diese Gedenkinitiative, vor allem auch, dass ich daran teilhaben durfte.








