Leah Hacker, geboren 1. August 1895, ermordet in der Schoa

Leah Hacker, geboren 1. August 1895, ermordet in der Schoa

Schloss Kobersdorf und ehemalige Synagoge liegen räumlich betrachtet ganz nah beieinander, genau gegenüber. Und nur wenige Meter entfernt, mehr oder weniger zwischen Schloss und ehemaliger Synagoge, befindet sich das Schoa-Denkmal für die jüdischen Opfer aus Kobersdorf.

Der Name Leah Hacker findet sich auf diesem Denkmal nicht. Wahrscheinlich, weil Lea Hacker, der wir mit diesem Artikel gedenken, zwar am 1. August 1895, also morgen vor 127 Jahren, in Kobersdorf geboren ist, aber am 20. März 1934 den Kaufmann Friedrich Mimeles in Wien Alsergrund heiratete und 1938 schon länger in Wien gelebt hat, zuerst in der Rotenturmgasse 7, dann in der Scheuchgasse und zum Zeitpunkt ihrer Deportation in der Seegasse 23,21.

Die Großeltern von Leah Mimeles, geb. Hacker, sind beide am jüdischen Friedhof von Kobersdorf begraben: Lázár (Elieser) Grünwald, der sogar eine Stiftung für die jüdische Gemeinde eingerichtet hatte, gest. 10. Jänner 1900, und Rosalia (Süssl) Grünwald, geb. Bauer, gest. 24. Mai 1902.
Die Eltern von Leah, Max Hacker (im Trauungsbuch “Haker”) und Kati Grünwald heirateten am 25. Dezember 1878.

Eintrag Hochzeitsbuch Kobersdorf, Kati Grünwald und Max Haker, 25. Dezember 1878
Eintrag Hochzeitsbuch Kobersdorf, Kati Grünwald und Max Haker, 25. Dezember 1878

 

 

Leah Mimeles, geb. Hacker, wird am 12. Mai 1942 mit dem Transport 20 von Wien nach Polen deportiert und ermordet, siehe Eintrag in Yad Vashem.

Ihr sieben Jahre jüngerer Ehemann Friedrich Mimeles, geboren am 15. Februar 1902 in Radautz (Rumänien), wurde schon drei Jahre vorher, am 20. Oktober 1939 nach Polen deportiert und ebenfalls ermordet, siehe Eintrag in Yad Vashem.
Ermordet wurde auch der Vater des Ehemanns, Jakob Mimeles 1940, siehe Eintrag in Yad Vashem.

Im Schloss wird heuer der Klassiker “Der Bockerer” gespielt. Eigentlich sollte gestern der letzte Spieltag sein, aber aufgrund eines Aufführungsausfalls wurde um ein paar Tage verlängert.

Auf der Website dazu lesen wir:

…Und er kommt, auch wenn’s brenzlig wird, zum Glück damit durch. Langsam begreift er das wahre Ausmaß des Wahnsinns. Für ihn geht die Geschichte noch einmal gut aus…

Website Schosspiele Kobersdorf, Produktion 2022, Der Bockerer

Es ist eine ausgesprochen gute Idee des Landes Burgenland, den Besucherinnen und Besuchern der Schlossspiele vor der Aufführung die Möglichkeit zu geben, die neu renovierte ehemalige Synagoge, die heute in erster Linie ein Gedenkort ist, zu besuchen. Viele nützen dieses Angebot auch.

Vielleicht denken einige beim Besuch dieses religiösen Zentrums der ehemaligen jüdischen Gemeinde Kobersdorf an jene vielen Jüdinnen und Juden, die in Kobersdorf geboren sind und die selbst so wie ihre Mütter und Väter, ihre Großmütter und Großväter hier gebetet haben. Die aber 1938, unmittelbar nach dem sogenannten Anschluss im März, aus Kobersdorf oder irgendeinem anderen Ort, in dem sie mittlerweile lebten, deportiert und in der Schoa ermordet wurden.

So wie wir heute Abend und morgen der Leah Hacker gedenken, die am 1. August 1895 als Tochter des Michael Hacker und der Kathi Grünwald in Kobersdorf geboren wurde und die mit 47 Jahren in der Schoa ermordet wurde.

 

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