Viktor Sigmund – 09. Oktober 1907

Viktor Sigmund – 09. Oktober 1907

Archiv jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

Sigmund (Jesaja) Viktor / Figdor, 01. Cheschwan 668 (= Mittwoch, 09. Oktober 1907)

Standortnummer: 301

  • Grabstein Viktor Sigmund - 09. Oktober 1907

    Foto 1993

  • Grabstein Viktor Sigmund - 09. Oktober 1907

    Foto August 2017

 

Die Grabinschrift des alten Grabsteins ohne (neue) Textplatte

Inschrift Viktor Sigmund: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier liegt) b(egraben) פנ
[2] [Jesaja] Figdor [ישעיהו] פיגדור
[3] [Sigmund] Viktor

Die Grabinschrift des Grabsteins mit neuer Textplatte

Inschrift Viktor SigmundN: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[0] H(ier liegt) b(egraben). פנ
[1] Am 2. N(eu)m(ond)t(ag) Marcheschwan 668 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). ב’ דר”ח מרחשון תרס”ח לפ”ק
[2] H(ier liegt) b(egraben) פ”נ
[3] ein untadeliger und rechtschaffener Mann איש תם וישר
[4] d(er) e(hrbare) H(err) Jesaja Figdor, a(uf ihm sei) F(riede). כה”ר ישעיה פיגדר ע”ה
[5] Der Name seiner Mutter war Süssl. ושם אמו זיסל
[6] Ein Aufrechter unter den Menschen, aber jetzt weint das Auge ישר באדם אך תדמע עין
[7] und die Seele trauert. ונפש עצבה
[8] Seine Sonne ging unter, doch nicht zu ihrer Zeit, שמשו שקעה ושלא בעתה
[9] zur Höhe kehrte sie zurück. למרום שבה
[10] Er diente seinem Schöpfer mit seiner Kraft und seinem Vermögen עבד לקונו בכחו והונו
[11] um Gutes zu tun… להטיב…
[12] Nicht ließ er ab, seine Kinder in Gottesfurcht zu erziehen ילדיו לא חדל ביראה לדגל
[13] und in Liebe. ובאהבה
[14] Er bildete in ihnen die Wurzel des Glaubens, um die Tora השריש בם דת ותורה
[15] zu erfüllen wie sie geschrieben ist. לקיימה ככתובה
[16] Der Nektar seiner Frucht möge seine Nachkommen nähren. פריו ימצא צוף גדולי תנובה רטובה
[17] Er wird schlafen einen süßen Schlaf. ושן שנת ערבה
[18] Erneuert v(on) seinen Enkeln חודש ע”י נכדיו
[19] Jesaja und Meir, den Söhnen des Aron Figdor. ישעיה ומאיר בני משה אהרון פיגדור
[20] Marcheschwan 772. מרחשון תשע”ב
 

Anmerkungen

Grundsätzlich muss angemerkt werden, dass 1995 die Inschrift so stark verwittert war, dass außer den beiden o.g. Zeilen nichts mehr zu erkennen war. Allerdings verdanken wir nur der damaligen Abschrift, dass wir den bürgerlichen Namen (Sigmund Viktor), wenngleich mit einem Fragezeichen (s.u.) wissen. Ich gehe davon aus, dass die Inschrift völlig neu konzipiert wurde, da die ursprüngliche Abschrift meines Wissens nicht erhalten ist.
Zeile 0: Die Zeile wird ausnahmsweise mit 0 bezeichnet, das sie zur alten hebräischen Grabinschrift gehörte, aber noch zu sehen ist.

Zeile 3: Vgl. bes. Ijob 1,1 “…dieser Mann, untadelig, rechtschaffen und gottesfürchtig…” …האיש ההוא תם וישר וירא אלהים und Ijob 1,8; 2,3 “…ein untadeliger und rechtschaffener Mann…” …איש תם וישר…. Vgl. weiters Psalm 15,2 הולך תמים ופעל צדק, vgl. auch Sprüche 28,18. Babylonischer Talmud, Traktat Makkot 24a setzt den makellos Wandelnden mit Abraham gleich הולך תמים זה אברהם mit Verweis auf Genesis 17,1 “… er (der Herr) sprach zu ihm (Abraham): … sei rechtschaffen” …ויאמר אליו…והיה תמים:.

Zeile 9: Vgl. Psalm 7,8 “…kehre zurück zur Höhe” למרום שובה.

Zeile 16: Die Zeile ist grammatikalisch nicht korrekt und nicht wirklich zu übersetzen. Der Sinn der Zeile scheint mir aber klar zu sein, daher wurde oben eine inhaltliche “Übersetzung” vorgeschlagen. Wörtlich lesen wir: “Seine Frucht soll hervorbringen Nektar, die Heranwachsenden …? ein frischer Ertrag”.

 

Biografische Notizen

Sigmund (Jesaja) Viktor / Figdor, gest. 01. Cheschwan 668 (= Mittwoch, 09. Oktober 1907)

 

Es bleiben leider viele Fragezeichen.
Eine Zuordnung “Jesaja Figdor” = “Sigmund Figdor / Viktor” ist uns nicht möglich. Es fehlen in der Inschrift weitere biografische Daten sowie (noch) die Sterbematriken, die eine sicherere Zuordnung möglich machen.
Dazu kommt, dass Jesaja und Meir, die den Grabstein erneuerten, die Söhne von Mose Aron Figdor sind, wir aber keinen Sohn dieses Namens finden konnten. Verstehen wir נכדיו in Zeile 18 wörtlich als “seine Enkel”, kommt unser Sigmund Viktor kaum in Frage. Verstehen wir darunter “Nachkommen”, könnten es auch die Söhne eines Sohnes des Bruders von Sigmund Viktor sein.

Darüber hinaus finden wir in den Geburtsmatriken von Eisenstadt einen weiteren Sigmund Figdor in Steinbrunn, verheiratet mit Regina Kohn, zur selben Zeit und auch zwei Samuels, einer verheiratet mit Amalia Windholz und einer verheiratet mit Pauline Fischer.
Und beide Samuels haben Söhne mit den Namen Aron:

Aron Figdor, geb. 28. März 1883 in Leithaprodersdorf 104 (Vater: Samuel Figdor, Mutter: Amalia Windholz)

Aron Figdor, geb. 20. Februar 1888 in Großhöflein (bei Eisenstadt) (Vater: Samuel Figdor, Mutter: Pauline Fischer)

 

Material und Maße des Grabsteins

Kalksandstein, 110/69/20

 

Archiv jüngerer jüdischer Friedhof Eisenstadt

 

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