Jakob (Akiba) Güns-Schlesinger, 7. Tevet 5658 (Schabbat, 01. Jänner 1898)
Keine Abschrift von Isidor Öhler vorhanden.
Anmerkungen und biografische Notizen
Mit diesem Grabstein öffnen wir einen wahrlich großen und berühmten Stammbaum.
Selbstverständlich finden wir in der 3. Zeile, dem Vornamen Akiba vorangestellt, den MORENU-Titel.
MORENU bedeutet wörtlich “u(nser) L(ehrer), H(err)”. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Der bürgerliche Name (in den deutschen Dokumenten) von Akiba Güns-Schlesinger ist Jakob Schlesinger, siehe dazu bes. den Kommentar von Chaya-Bathya (Claudia) Markovits unten.
In Zeile 4 ist der Vater genannt: MORENU Josef Güns Schlesinger (siehe auch Wikitree).
Zeile 5 und 6 sind der Mutter des Verstorbenen gewidmet: (5) Fradel Radisch (siehe auch Wikitree), (6) Enkelin (wörtl: “Tochter der Tochter”) des großen Gelehrten und MORENU Akiba Eger, s(ein Andenken möge) b(ewahrt werden) בת בתו של הגאון מהו”ר עקיבא איגר ז”ל.
Akiba Eger der Jüngere wurde 1761 in Eisenstadt geboren. Auf dem älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt finden sich sowohl das Grab des Großvaters Samuel ben Ascher Margulies-Jafe und der Großmutter, Sarl, der Tochter des Moses Broda, als auch jenes des Vaters von Akiba Eger, Moses ben Samuel Güns-Schlesinger und jenes der Mutter Gütel, einer Tochter des Pressburger Rabbiners Akiba Egers des Älteren. Eine Tochter Akiba Egers des Jüngeren, Sarl, heiratete 1812 den Rabbiner von Pressburg, Moses Frankfurt, der niemand anderer als der große Moses Sofer (Chatam Sofer), Stammvater der Dynastie Schreiber und Gründer der Pressburger Schule war.
Siehe dazu unseren Blogeintrag “Akiba Eger und Chatam Sofer“.
Die Gräber der Eltern sowie des Großvaters Akiba Egers am älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt werden alljährlich von zahlreichen (orthodoxen) Juden aus aller Welt besucht, die das Gedächtnis an diese großen Persönlichkeiten aufrechterhalten.
In Zeile 7 lesen wir, dass Akiba Schlesinger im seinem 56. Lebensjahr verstarb, er wurde also 1843 (in Pressburg) geboren.
Das Sterbedatum wird in Zeile 8 genannt: Am Sch(abbat) Q(odesch), Parascha “Wajigasch” (Genesis 44,18 “(Juda) trat hinzu”), am 7. Tevet 658 (= Schabbat, 1. Jänner 1898) ביום ש”ק פ” ויגש ז” טבת תרנ”ח.
Als Akrostichon findet sich von Zeile 9 – 13 sein Vorname “Akiba” עקיבא.
Eine Tochter, Jütl, die wir sonst nirgends erwähnt finden, verstarb als unverheiratete junge Frau 1903.
Personenregister jüdischer Friedhof Mattersburg
Ein Onkel des Verstorbenen war Moses Eger (bürgerlich: Moses Schlesinger), ein Sohn von Rabbi Simcha Bunem Eger. Geb. in Mattersburg, gestorben am 2. Oktober 1857 in Hamburg. Schüler seines Onkels Rabbi Akiva Eger in Posen. 1830 Stiftsrabbiner in der Löb Schaul-Klaus in Hamburg. Eduard Duckesz beschreibt ihn folgendermaßen: “Er war ein scharfsinniger Talmudgelehrter, ohne Arg, in den Dingen dieser Welt gänzlich unbewandert. Vor seinem Tode verfügte er, man möge ihn bei den Fehlgeburten begraben, und so geschah es”. (Nach: C. Wilke, Biographisches Handbuch der Rabbiner, I/1, Nr. 0340, S. 264.)
Ein Nachruf auf ihn: Dr. Bloch’s Österreichische Wochenschrift 1 (1898), S. 17:
Wien. (Todesfall) Samstag den 1. d. M., Morgens, verschied nach kurzem Leiden im Alter von 55 Jahren der Buchhändler Herr Jacob Schlesinger, Inhaber der bekannten Firma Jos. Schlesinger, Wien I., Seitenstettengasse 5. Der Verstorbene, ein Enkel der berühmten Rabbinen Rabbi Akiba Eger in Posen und Rabbi Moses Sofer von Preßburg, war nicht allein eine durch hohe talmudische Gelehrsamkeit und innige Frömmigkeit, sondern auch durch strenge Rechtlichkeit und gewissenhafte Geschäftsthätigkeit auszeichnete und in aller Welt bekannte Persönlichkeit, verehrt und hochgeachtet von Allen, die ihn kannten.
(In offiziellen Dokumenten hieß er also, wie man hier sieht, Jakob Schlesinger.)
Die Abschrift der Grabinschrift:
פ”ט
איש חי רב פעלים סיני ועוקר הרים
חסיד ועניו צדקות אהב חוטר מגזע שרים
במהו”ר עקיבא
בן מהו”ר יוסף גינס שלעזינגער זצ”ל
ושם אמו הצדקת מרת פראדל ראדיש ע”ה
בת בתו של הגאון מהו”ר עקיבא איגר ז”ל
נתבקש ביש”מ [בישיבה של מעלה] בשנת נ”ו לחייו
ביום ש”ק [שבת קודש] פ’ [פרשת] ויגש י’ טבת תרנ”ח
עטרת ראשנו חמדת לבבנו פה נקברה
קטפו מות בעודו באבו ניר קדש
כליל תפארת
יגעת בתורת ה’ באמונה כל ימי חייך
בימין ישע יצאת צדקה וחסד דרכיך
אשריך עקיבא נשמתך יצאה
בטהרה
ת’ נ’ צ’ ב’ ה’
(Die Anfangsbuchstaben der Zeilen im untersten Abschnitt ergeben den hebräischen Namen des Verstorbenen: Akiva.)
Statt י’ טבת kann – und muss! – ז’ טבת stehen, denn der 1. Jaenner 1898 war der 7. Tewet. Ist halt ein bisserl schlecht lesbar auf dem Stein.
Im Buch “Iggrot Sofrim” (über die Familien Sofer/Schreiber und Eger/Güns-Schlesinger) ist über Akiva Güns-Schlesinger folgendes zu lesen:
“… des großen und teuren Mannes Akiva (Güns) Schlesinger (Sohn des MoH. Josef Schlesinger, Sohn des Gaon MoH. Simcha Bunem Eger [1810-1829 Rabbiner der Mattersdorfer Judengemeinde], und von der Seite seiner Mutter Frau Rodisch ein Abkömmling unser Rabbis Akiva Eger [Rabb. in Posen] s. A. …). Obschon Besitzer eines großes Unternehmens (Buchhandlung in Wien) wich er nicht aus dem Zelt der Tora, und stets verbreiteten sich die Worte der Lehre aus seinem Mund in alle Winde. Bezüglich seiner Lehrmethode bewegte er sich ganz in den Spuren seines berühmten Urgroßvaters Rabbi Akiva Eger in Hinsicht von Tiefsinn und Studienfleiß. Er schied von der Welt im jungen Alter von 56 Jahren.”
Quelle: http://www.hebrewbooks.org/pagefeed/hebrewbooks_org_44152_257.pdf
[Der Verstorbene war also der Enkel des Mattersdorfer Rabbiners Simcha Bunem Eger und wurde offensichtlich deswegen in Mattersburg beigesetzt.]
The first book displayed is in Spanish-Hebrew (Ladino). We see that he was printing not only for the German-Hungarian speakers.
Further to my comments about Jos. Schlesinger:
In later years his publishing house, Jos. Schlesinger, added the name SINAI with a trade mark of the Sinai Mountain and the two tablets.
The publishing house moved in 1939 to Tel-Aviv where it still exists. See:
http://www.sinaibooks.com/site/detail/detail/detailDetail.asp?detail_id=1627709
At the top of the tombstone it is written: סיני ועוקר הרים. Is that written to indicate the name of the publishing house Sinai? I did not find Sinai in the publisher’s name as early as that.
Jos. Schlesinger publishing house as הוצאת סיני = Sinai Publishers
From the collection of the Memorial Museum of the Hungarian Speaking Jewry, Zfat, Israel:
See:
http://baderech.hjm.org.il/Mechkarim/He/JosefSchlesingers.pdf
http://baderech.hjm.org.il/Mechkarim/Hu/SchlesingerKonyvkereskedes%E2%80%93SinaiKiado.pdf
Prayer books with German and Hungarian translation published by Jos. Schlesinger:
The Prayer for the Kaiser Franz Josef dem Ersten and the Royal family in Jos. Schlesinger’s prayer book
We can see again, that each tombstone has its own history. The stories are revealed once the tombstones are put on the WEB, therefore it is important to continue the project.
Yissar Koach, Johannes. We are very thankful for your work. Keep it on.
About Rabbi Josef Gins Schlesinger. He established the famous publishing house Jos. Schlesinger Wien – Budapest. If I am not mistaken, at his time, all the Prayer Books, including the ones for the Holydays (מחזורים), with a German or Hungarian translation were published by him.
See also: http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/judaica/ejud_0002_0016_0_16101.html
Enclosing some photos of some other books, in Hebrew, that were published by him: