Personenregister jüdischer Friedhof Lackenbach
Therese (Schöndel Chaja) Hirschler, 12. Tammus 573 (= Schabbat, 10. Juli 1813)
Die hebräische Grabinschrift
[1] E(s ging hinweg) i(hre Seele) a(m heiligen) Sch(abbat und sie wurde begraben am 1. Tag (= Sonntag), 13. Tammus | י”נ ש”ק ונקברת ביום א” י”ג תמוז |
[2] 573 n(ach der kleinen Zeitrechnung). | תקעג ל” |
[3] H(ier ist) g(eborgen) | פ”ט |
[4] eine teure und gepriesene Frau. | אשה יקרה ומהוללה |
[5] Ihr Geist stieg in die Höhe auf | רוחה עלתה למעלה |
[6] mit großem Weinen und Klagen. | בבכי רבה ויללה |
[7] Anstatt Freude und Jauchzen | תחת שמחה וצהלה |
[8] (gab es) Kummer und Schmerz in ihrem Heim. | יגון ואנחה בגבולה |
[9] Ihr Andenken für ihre Kinder erhebe sie. | זכרונה לבניה יעלה |
[10] Frau Schöndel Chaj(a), E(hefrau des) ehrbaren Herrn) | מרת שינדל חי אכ |
[11] Josef Segal, s(ein Andenken) m(öge bewahrt werden). | יוסף סגל ז”ל |
[12] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
Tafel im Sockel
[1] Aus Liebe und Dankbarkeit | |
[2] gewidm[etes] Denkmal [des Sohnes] | |
[3] [Lazar] | |
[4] seiner [lieben] Mutter | |
[5] Therese Hirschler | |
[6] […Jahre 5616] | |
[7] […] |
Anmerkungen
In der Gräberliste, die seit 2009 online ist, findet sich der Grabstein von Therese Hirschler ‒ nach langem Suchen ‒ unter “Segal Shaindel Chai, Mutter v. Yossef, 1812/13”, was natürlich ein vollkommen falsches Lesen bzw. Verstehen der hebräischen Inschrift voraussetzt.
Zeile 7: Ester 8,15b: וְהָעִ֣יר שׁוּשָׁ֔ן צָהֲלָ֖ה וְשָׂמֵֽחָה׃ “Die Stadt Schuschan jauchzte und war fröhlich”.
Zeile 8: Jesaja 35, 10b וְנָ֖סוּ יָג֥וֹן וַאֲנָחָֽה׃ “Es weichen Kummer und Schmerz”.
בגבולה “in ihrer Grenze”, vielen Dank an Janet Shamir, Israel, für die Übersetzungshilfe, ich saß komplett auf der Leitung :-( vgl. babylonischer Talmud, Mischna Avoda Sara 3 אֲנִי לֹא בָאתִי בִגְבוּלָהּ “ich bin nicht in ihre Grenze gekommen”. Siehe ebenso Jesaja 60,18 שֹׁ֥ד וָשֶׁ֖בֶר בִּגְבוּלָ֑יִךְ “von Schaden oder Verderben in deinen Grenzen” und Jeremia 31,16 וְשָׁ֥בוּ בָנִ֖ים לִגְבוּלָֽם׃ “sie sollen zurückkehren in ihr Land”.
Zeile 11: “Segal oder Sega”l” ist ein Notarikon für סגן לכהונה oder סגן לוויה, also etwa “Levitenführer”, dient auch heute als Nachname und weist jedenfalls auf levitische Herkunft hin.
Tafel im Sockel: Die Tafel mit deutschsprachiger Inschrift ist heute leider nur mehr sehr schwer zu lesen. Ich versuche weiter bei verschiedenen Wetterbedingungen bessere Fotos vom Text zu bekommen.
Tafel Zeile 6: Ich lese 5616, das wäre umgerechnet das Jahr 1855/56. Wahrscheinlich hat in diesem Jahr Sohn Lazar seiner Mutter den Grabstein oder noch wahrscheinlicher diese Zusatztafel gewidmet.
Biografische Notizen
Therese (Schöndel Chaja) Hirschler, gest. 12. Tammus 573 = Schabbat, 10. Juli 1813, begraben 13. Tammus 573 = Sonntag, 11. Juli 1813
Ehemann (weiland): Josef Hirschler Segal
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