Jüdischer Friedhof Währing

Jüdischer Friedhof Währing

Neue Datenbank mit ca. 29.000 Einträgen von 1784 – 1879

Der Jüdische Friedhof Währing (Israelitischer Friedhof Währing) war nach seiner Eröffnung im Jahr 1784 die Hauptbegräbnisstätte der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. In den 1880er-Jahren wurde er geschlossen. Siehe dazu den Eintrag auf Wikipedia sowie den Artikel zur Geschichte des Friedhofes auf der Website der “Initiative Währinger Jüdischer Friedhof”.

Viel wurde in den letzten Jahren über diesen bedeutenden jüdischen Friedhof in den Medien berichtet (Links dazu im og. Wikipedia-Artikel), Forschungsprojekte initiiert, Aktionen zur Pflege des Friedhofs durchgeführt, Führungen angeboten usw. Die Ergebnisse müssen aber dennoch leider – bei allem Respekt vor einzelnen Initiativen – bisher als höchst bescheiden bezeichnet werden. Zumindest was die Antwort auf die wohl wichtigste Frage betrifft: Wer auf dem Friedhof begraben wurde! Außer einigen prominenten Namen besitzen wir bis dato kaum Kenntnisse über die Namen der auf diesem Friedhof Begrabenen.

Umso mehr freuen wir uns, nun als erste bekanntgeben zu dürfen:

Am kommenden Sonntag, 16. Dezember 2012, wird auf GenTeam.at ein neues großes Update freigeschaltet.

Unsere Blogkommentatorin, Frau Traude Triebel (die übrigens auch vergangene Woche unseren Hebräischkurs höchst erfolgreich abschloss!), hat alle Sterbebücher der IKG, die den jüdischen Friedhof Währing (Wien) betreffen, aufgearbeitet.
Es darf, nein, muss angemerkt werden (weil wir das nämlich wirklich beachtlich finden), dass Frau Triebel diese Arbeit in Eigeninitiative und vor allem ohne öffentlicher Gelder bewerkstelligen konnte!

Somit gibt es erstmals einen durchgehenden Index für die im Sterbebuch Währing angeführten Personen von 1784 – 1879!

Sterbe Buch der israelitischen Bewohner Wien vom jahre 1784 bis 1799

Zu finden sind in den ca. 29.000 Datensätzen Familienname, Vorname, Geburtsname, Name des Ehemannes, Ehestand, Herkunftsort und -land, Beruf, Alter, Sterbedatum, Angaben über Eltern, Sterbeort, Adresse.

Matriken jüdischer Friedhof Währing, 1784

Dies ist der erste Eintrag vom März 1784 im “Sterbe Buch der israelitischen Bewohner Wiens vom Jahre 1784-1799”:

Isak Elias türkischer Handels Jud sein Tochter Sara, alt 6 Jahre, ist in B(ezirk) Leopoldst(adt) im Blechern Turm No 327 an Frais beschaud worden

Und der letzte Eintrag in den Sterbebüchern für Währing ist Ella Unger, Tochter des Carl, gestorben am 27. Februar 1879.

Somit gilt sowohl der erste als auch der letzte Eintrag der Sterbebücher für Währing einem Kind.

Zwischen März 1784 und März 1879 sind 29.032 Verstorbene eingetragen (auch Kinder!). 204 Personen wurden auf andere Friedhöfe überführt.

Wir sehen also, dass der Satz in og. Artikel:

…1874 wurde der Wiener Zentralfriedhof mit einer Israelitischen Abteilung eröffnet und der Währinger Friedhof stillgelegt…

korrigiert werden muss: Der jüdische Friedhof in Währing wurde nämlich bis 1879 durchgehend (und nicht vereinzelt) weiter belegt, die erste Eintragung am Zentralfriedhof datiert vom 5. März 1879 (Sterbedatum 3. März).
Siehe dazu auch die Website der Israelitischen Kultusgemeinde, auf der es heißt:

Im Zuge der Stadterweiterung im 19. Jahrhundert wurde im Jahre 1877 der jüdischen Gemeinde 260.000 m² als Begräbnisstätte überlassen…

Vereinzelt wurden auch nach dem Februar 1879 Beerdigungen in Währing durchgeführt. Die Eintragungen finden sich in späteren Sterbebüchern.

Die letzte Seite (1879) der Sterbebücher Währing


2 Kommentare

  1. Ich finde es großartig, was hier von Traude Triebel geleistet wurde!
    Sie hilft damit unzähligen Personen in der “Suche in der Vergangenheit” und nach Identität. Es ist ein sehr wichtiger Beitrag in der Dokumentation jüdischen Lebens!
    Ihre zweifellos höchst mühsame Arbeit kommt anderen zu Gute und ist eine essentielle Grundlage für viele Forscher und Forscherinnen.
    Es ist wirklich vorbildlich und erfreulich, dass es Menschen gibt, die solches für die Gesellschaft tun.
    Ihr Name soll von den Verwendern hierzu immer genannt werden!

    “Neues wird ans Tageslicht gehoben” und, wie man sieht, einiges muss umgeschrieben werden.

    Danke!

    Werner Sulzgruber

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