Personenregister neuer jüdischer Friedhof Nikolai (Mikołów)
Der Grabstein befindet sich am neuen jüdischen Friedhof Nikolai (Mikołów), Polen. Das Foto wurde mir vom Nikolaier Geschichtsverband (Mikołowskie Towarzystwo Historyczne) zur Verfügung gestellt, der auch alle Rechte am Foto hat.
Chana, Tochter Juda Löb, 27. Adar 500 (= Schabbat, 26. März 1740)

Die hebräische Grabinschrift
| [1] Hier ist geborgen | פ”ט |
| [2] die angesehene Frau, die Bescheide(ne) | האשה החשובה הצנועה |
| [3] und die Gütige, Frau Chana, Tochter | והחסודה מרת חנה ב” |
| [4] unseres Lehrers, des Herrn, und unseres Meisters, Herrn (MORENU) Juda Löb, das Andenken des Gerechten sei zum Segen, | מהורר יהודא ליב זצל |
| [5] die in ihre Welt ging am 27. | שהלכה לעולמה כ”ז |
| [6] Adar des Jahres 500 nach der kleinen Zeitrechnung. | אדר שנת ת”ק לפק |
| [7] Ihre Seele möge eingebunden sein im Bund des Lebens. | ת”נ”צ”ב”ה” |
Anmerkungen
Zeile 1: Die Einleitungsformel wird im Hebräischen meist abgekürzt: פ”ט = פה טמונה “Hier ist geborgen”.
Zeile 3: Das ב” am Zeilenende ist das abekürzte בת “Tochter”.
Zeile 4: Die Abkürzung מהורר wird aufgelöst in מורנו הרב ורבינו רבי “unser Lehrer, der Herr, und unser Meister, Herr”. Es handelt sich um den sogenannten “MORENU”-Titel, den nur besonders gelehrte Männer erhielten. Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Die hebräische Abkürzung des Segenswunsches nach dem Namen des Verstorbenen זצל wird aufgelöst in זכר צדיק לברכהי “das Andenken des Gerechten sei zum Segen” und wird vor allem bei gelehrteren Personen verwendet (im Vergleich zu זל, aufgelöst in זכרונו לברכה “sein Andenken sei zum Segen”).
Die sogenannte Schlusseulogie (“das gute Wort am Ende der Inschrift”) ist eigentlich ein Zitat aus 1 Samuel 25,29, wo Abigail zu David sagt: “so soll das Leben meines Herrn eingebunden sein in das Bündel der Lebendigen” וְֽהָיְתָה֩ נֶ֨פֶשׁ אֲדֹנִ֜י צְרוּרָ֣ה ׀ בִּצְר֣וֹר הַחַיִּ֗ים. Sie wird in Grabinschriften meist abgekürzt תנצבה.
Biografische Anmerkung
Chana, Tochter Juda Löb, gest. 27. Adar 500 = Schabbat, 26. März 1740
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