Über die Kategorie “Bagatellen”
Max (Mordechai Zvi) Stössl, 25. Av 689 (= Freitag Abend, 30. August 1929)
Der Grabstein befindet sich am jüdischen Friedhof Klagenfurt / Kärnten.
Die hebräische Grabinschrift
[1] H(ier liegt) b(egraben) | פ”נ |
[2] ein tüchtiger Mann, reich an Taten, Gründer d(er heiligen) j(üdischen Gemeinde) Klagenfurt | איש חיל רב פנלים מיסד ק”ק קלאגענפורט |
[3] Er leitete sie viele Jahre im Geiste des Glaubens und der Treue. Vorsitzender | ומנהלה שנים רבּות בּרוח הדת והאמונה ראש |
[4] der Chewra Kadischa, geehrt und gekrönt für seine Treue gegenüber seinem Land | החברא קדישא, נתיקר ונתעטר בּעד אמונתו לארצו |
[5] und seinem Volk, d(er angesehene), teure und geehrte H(err), | ולעמו ה’ה היקר והנכבד |
[6] d(er ehrbare) H(err) Mordechai Zvi, Sohn des Schalom Stössl, | כ”ה מרדכי צבי בן שלום שטאססל |
[7] Schwiegersohn des Rabbiners, des überragenden Gelehrten, unseres Lehrers und Meisters (MORENU) David Ullmann, d(as Andenken) d(es Gerechten) m(öge bewahrt werden), V(orsitzender) d(es rabbinischen) G(erichts) d(er heiligen jüdischen) G(emeinde) Lackenbach. | חתן הרב הגאון מו”ה דוד אוללמאן זצ”ל אבדק”ק לאַקענבאך |
[8] Er verstarb am 25. des Monats Av 689. | נפטר יום כ”ה לחודש אב תרפט |
[9] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). | תנצבה |
Die deutsche Grabinschrift
[1] In diesem von der jüdischen Gemeinde | |
[2] zu Klagenfurt gewidmeten Ehrengrabe | |
[3] ruht in Gott | |
[4] nach arbeits- und segensreichem Leben | |
[5] von den Seinen über alles geliebt, | |
[6] HERR MAX STÖSSL | |
[7] Besitzer des goldenen Ehrenzeichens für Verdienste | |
[8] um die Republik Österreich, | |
[9] Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, | |
[10] Ehrenpräses der “Chevra Kadischa” u.s.w. | |
[11] geb. 19. Sept. 1858 – gest. 30. Aug. 1929 |
Anmerkungen
Zeile 2: 2 Samuel 30,20 בֶּן־אִֽישׁ־[חַ֛יִל] (חי) רַב־פְּעָלִ֖ים “Sohn eines tüchtigen Mannes, reich an Taten”.
Zeile 2 und 4 sowie Zeile 6 und 7: In Zeile 2 wird zweimal, in Zeile 4 einmal, das ב mit dem diakritischen Zeichen Dagesch versehen, um das “B” “hart” (also nicht als “v”) auszusprechen: בּ. Das verwundert ein wenig, weil das ohnehin bekannt ist, wenn der hebräische Text gelesen und verstanden wird.
In Zeile 6 wird das א im Familiennamen mit den “deutschen Ö-Strichen” versehen, um anzudeuten, dass “StÖssl” gelesen werden muss und nicht etwa “Stassl” oder “Stossl”. 7 wird das א im Ortsnamen Lackenbach mit einem Patach (A-Laut) אַ versehen, damit nicht “Lockenbach” gelesen wird.
Zeile 9: Die enorme Bedeutung der Familie Ullmann, genauer der Rabbinerdynastie Ullmann, ist auch daran zu erkennen, dass Max Stössl in seiner Grabinschrift als Schwiegersohn von Rabbiner David Ullmann genannt ist, weil er in erster Ehe mit dessen Tochter Jenny (Tuschena) verheiratet war. Die zweite Ehefrau, die Max um fünf Jahre überlebt, wir nicht erwähnt.
Deutsche Inschrift, Zeile 9: Erst nach dem 1. Weltkrieg gelang es den Kärntner Juden, ihre Kultusgemeinde am 1. Jänner 1923 zu gründen.
Biografische Notizen
Max (Mordechai Zvi) Stössl, geb. 19. September 1858 in Lackenbach, Lederhändler in Klagenfurt, Gründer und erster Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Klagenfurt, gest. 25. Av 689 = Freitag Abend, 30. August 1929, begraben am jüdischen Friedhof Klagenfurt


Vater: Schalom Stössl
1. Ehefrau: Jenny (Tuschena) Ullmann, geheiratet 24. Mai 1885 in Ödenburg, gest. 02. August 1904, begraben am jüdischen Friedhof Lackenbach
2. Ehefrau: Rosa Hermann, Tochter des Adalbert Hermann und der Franziska, geb. Metzl 13. Februar 1872 in St. Pölten, zuständig nach Platz, geheiratet 03. Februar 1907 in Wien, gest. 06. Juni 1934 in Wien an den Folgen einer Operation Eierstockrebs


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